Visionen (Kobaltblaue Träume) (German Edition)
aufzusetzen?
Vielleicht weil du es nie gelernt hast, Kim?
„Na los! Spuck's aus, eh du daran erstickst“, kichert Rheena und ich gebe mir einen Ruck.
„Greg ...“, beginne ich, „also, ich meine … ich wollte wissen ...“
„... ob er schwul ist?“
Rheena erweist sich als die gute Freundin, die sie ist, und macht meinem hilflosen Gestammel ein Ende.
Ich zucke mit knallroten Wangen zusammen. Obwohl Rheena es total locker ausgesprochen hat, klingt es beinahe wie ein Schimpfwort, und ich bereue meine Neugierde sofort.
Doch dann sehe ich in ihre lachenden Augen und schaffe ein schwaches Nicken.
„ Hey“, lacht meine Freundin, „mach dich locker, Süße!“
Das sagst du so leicht.
„ Also“, bohre ich nach, „ist er jetzt oder ist er nicht?“
„Er ist“, antwortet Rheena, „und bevor du fragst: alle hier wissen es.“
Ich reiße meine Augen auf und sie kommentiert trocken „... na ja, alle außer dir, so wie's aussieht!“
Irgendwie beruhigt mich diese Tatsache nur bis zu einem gewissen Punkt.
„Hast du etwa Probleme damit?“, fragt Rheena irritiert.
„Ich? Nein, um Himmels Willen“, stoße ich entsetzt hervor, „ich mag Greg unheimlich gerne.“
„Was du nicht sagst“, wirft meine Freundin ein, „darauf wäre ich nach eurer Begrüßung vorhin niemals von alleine gekommen.“
Ich verpasse ihr einen – vorsichtigen - Knuff auf den Arm, bevor ich sie kichernd an mich ziehe und liebevoll umarme. Rheena erwidert meine Umarmung und für einen Moment verharren wir eng umschlungen und genießen einfach nur dieses Gefühl, das einem wohl nur eine beste Freundin geben kann.
„ Es ist nur so“, fahre ich fort, nachdem wir uns wieder voneinander gelöst haben, „bisher hat Greg sich ja immer unauffällig verhalten. Also, ich meine, selbst wenn es alle wissen und sich nicht daran zu stören scheinen, hat er, soweit ich mich entsinne, ja auch niemandem hier einen Anlass dazu gegeben, sich daran stören zu können, wenn das jemand gewollt hätte, oder so.“
Vermutlich sollte ich meine Sätze noch einmal neu formulieren. Aus diesem Durcheinander von Worten kann ja niemand schlau werden.
… außer Rheena!
„ Du meinst, weil es da bislang noch niemanden gab, der für Greg interessant war?“
Heftig nicke ich.
Du bist genial, Rheena!
„ Was bringt dich zu der Annahme, dass sich das jetzt ändern könnte?“
„ Zac!“
Meine allerbeste Freundin zieht die Mundwinkel zu einem verträumten Lächeln hoch.
Oh nein, Rheena … bitte nicht!
„ Ja, du hast Recht“, meint sie dann, „ich glaube, Zac könnte Gregs Gefühlswelt auf den Kopf stellen.“
Erleichtert atme ich auf. Rheena hat sich nicht etwa selbst in den kleinen Schoko-Engel verguckt, sie scheint sich eher aufrichtig für Greg zu freuen.
„Denkst du, dass Zac auch … äh … auf Jungs steht?“, fragt sie dann stirnrunzelnd.
„Oh ja, das tut er“, antworte ich sofort, „und wie's aussieht, hat er sich bereits in Greg verknallt.“
Rheena fragt gar nicht, wieso ich mir da so sicher bin. Etwas anderes scheint ihr gerade im Kopf herum zu gehen.
Sie erhebt sich und läuft im Zimmer herum.
„Also, nur um das mal zusammen zu fassen“, sagt Rheena und sieht mich mit Oberlehrermiene an, „du findest nichts Falsches daran, dass Greg schwul ist.“
Ich schüttele bestätigend den Kopf.
Geht das überhaupt? Kann man ein Kopfschütteln als Bestätigung auffassen?
Rheena kann!
„Gut!“, konstatiert sie weiter, „und du fändest es auch in Ordnung, wenn er und Zac zusammen kämen?“
Dieses Mal nicke ich. Das ist unmissverständlich.
Rheena kneift die Augen zusammen, als versuche sie krampfhaft, die Information zu verarbeiten. Ihre Miene wird plötzlich unnahbar … beinahe … zornig.
Was um alles in der Welt …
„ Hättest du Probleme damit, wenn die beiden öffentlich herumknutschen würden?“
Diese Frage kommt so heftig, dass ich zunächst mal nur mit großen Augen auf meine Freundin starren kann, bevor es mir gelingt, etwas einigermaßen Sinnvolles zu antworten.
„Großer Gott, Rheena“, keuche ich, „glaubst du das wirklich?“
Das werde ich nicht auf mir sitzen lassen!
Bevor sie auch nur ein Wort sagen kann, fahre ich schnell fort.
„Natürlich würde es mir nichts ausmachen“, fauche ich zurück, „mir ist es sowas von scheißegal, wer hier auf wen steht und wer sich in wen verliebt ...“
Ich habe Kay sogar geliebt, als ich denken musste, er sei mein Bruder. Also erzähl mir bitte
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