Visionen (Kobaltblaue Träume) (German Edition)
Sprung einen kurzen Blick auf seinen flachen Bauch frei, was die Mädels mit kollektiven Seufzern dokumentieren.
Gott, ist das peinlich!
Selbst Rheena kann ihre Augen nicht von Vic lösen. Ihr Blick ist jedoch nicht so sabbernd und offen zur Schau gestellt.
Mehr … ich weiß nicht … zärtlich?
Oh, ich würde mich freuen, wenn Rheena über Tiger hinweg käme.
Was sie auch tun wird … meldet sich eine Stimme aus der dunklen Schublade.
Und wenn Vic derjenige wäre, der das schafft, würde ich vor Freude vermutlich im Dreieck springen.
Oder auch nicht … das Rumpeln in der Gehirn-Schublade wird lauter!
Vic hat mich an unserem ersten Tag hier auf Castillian dezent über Rheena ausgequetscht … natürlich nur, um sich ein Bild über seine Schüler machen zu können.
Aber klar doch, Vic! Wieso war Rheena dann die Einzige, zu der du etwas wissen wolltest?
„ Kay macht aber auch eine verdammt gute Figur.“
„ Häh?“
Ganz in Gedanken versunken, habe ich nicht mal bemerkt, dass Vic mit seiner Vorführung fertig ist und nun die Schülerschar ihr Können unter Beweis stellen darf.
Und ja … Rheena hat recht … natürlich hat sie das!
Kay sieht so verdammt heiß aus, dass ich mich schon arg zusammenreißen muss, um nicht einen ähnlich sabbernden Gesichtsausdruck aufzusetzen, wie Miriam und Konsorten vorhin beim Anblick meines Bruders.
Mit größter Anstrengung schaffe ich es, eine einigermaßen unbeteiligte Miene zu machen.
Jedenfalls bis zu dem Zeitpunkt, als Kay mehrere Salti aufs Trampolin zaubert und Shirt und Hose dabei so verrutschen, dass ich für eine Sekunde einen Blick auf den schmalen Streifen dunkler Haare unter seinem Nabel erhasche.
Es gelingt mir nicht, den verzückten Seufzer zu unterdrücken.
Rheena kichert und nachdem Kay seine Vorführung beendet hat, zwinkert er mir wissend zu.
Upps!
Die Schlange vor uns wird kleiner und endlich bin ich an der Reihe.
„ Lässt du mich vor?“
Rheenas Frage bringt mich aus der Fassung.
„Wie jetzt?“
„Ich will's einfach nur hinter mich bringen“, gibt sie leise zu und ich lasse sie vor.
In dem Moment, als Rheena Anstalten macht, das Trampolin zu erklimmen, gellt ein schriller Schrei durch die Halle.
„Iiieeehh! Eine Spinne!“
Alle drehen sich zu Miriam um, die mit angewidertem Blick ihren grell rot lackierten Zeigefinger auf etwas am Boden richtet, das so winzig ist, dass ich es nicht mal erahnen kann.
Ein weiterer Schrei schallt durch die Halle … nur dass er dieses Mal nicht affektiert schrill ist.
Es ist ein schmerzerfüllter Schrei … und er kommt von Rheena.
Sofort drehe ich mich zum Trampolin um.
Rheena hängt mit schmerzverzerrtem Gesicht in den Spannungsseilen des Trampolins.
Ich eile zu ihr, doch Vic ist schneller.
„ Was ist passiert, Rheena?“, fragt er und hievt meine Freundin so vorsichtig wie möglich, aus ihrem Gefängnis.
„Ich habe mich erschreckt“, stöhnt sie, „und dann habe ich nicht aufgepasst, wo ich hintrete … autsch … so ein Mist!“
Sie muss wirklich schreckliche Schmerzen haben, denn ihr gelingt nicht mal ein vernichtender Blick in Miriams Richtung. Denn deren Gekreische war es zweifellos, das zur Unaufmerksamkeit meiner Freundin geführt hat.
Vic hat Rheena abgesetzt, doch als sie versucht aufzutreten, knickt sie um.
„Gott, ist mir schwindelig ...“
Ehe Rheena mit dem harten Hallenboden in Berührung kommt, hat Vic sie aufgefangen. Sanft legt er meine Freundin ab. Dann zieht er, ohne lange darüber nachzudenken, sein Shirt aus und legt es ihr unter den Kopf.
Wenn Miriam Superschlampe es jetzt wagen sollte, zu seufzen, dreh ich ihr die Gurgel um.
„ Geht schon … wieder“, stammelt Rheena.
„ Tut es nicht“, widerspreche ich und Lily, die eben so blass ist wie ihre Schwester, nickt bestätigend, „Kay und ich bringen dich auf dein Zimmer. Vielleicht musst du ins Krankenhaus. Dein Knöchel ist schon ganz dick. Du musst bestimmt geröntgt werden.“
Ich weiß, ich rede zu viel. Aber das ist der Angst geschuldet, die ich um meine Freundin habe.
Rheenas Fußgelenk schwillt zusehends an.
Das bedeutet ganz und gar nichts Gutes. Um das zu erkennen, muss man kein Medizinstudium absolviert haben.
„ Okay“, flüstert Rheena.
Und das sagt eigentlich schon alles.
Eine Rheena, die ohne Widerrede etwas akzeptiert, ist nicht die Rheena, die ich kenne.
Ich helfe ihr vorsichtig auf.
„Danke, für das Shirt“, nuschelt sie und drückt es meinem Bruder an die Brust.
„Kein
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