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Visionen (Kobaltblaue Träume) (German Edition)

Visionen (Kobaltblaue Träume) (German Edition)

Titel: Visionen (Kobaltblaue Träume) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Lösel
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Der Einfachheit halber zieht der freche Kerl mich gleich mit sich in die Horizontale.
    „ Also“, beginne ich, „lass mal sehen ...“
„Kim?“
    „ Hmm?“
    „ Sei still und küss mich!“
    Und genau das tu ich auch, bevor wir eine ganze Weile später, eng aneinander gekuschelt, müde und glücklich einschlafen.
    ***
    Die ersten drei Wochen habe ich überstanden, ohne dass mir ein blöder Spruch zu Ohren gekommen wäre, oder Miriam mit ihrer Stechmücke sich mir auf weniger als zehn Meter genähert hätte.
    Mein außer-körperliches Erlebnis – wie ich es insgeheim nenne – verdränge ich mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg in eine dunkle, unaufgeräumte Schublade meines Gehirns.
    Kay hat mich nicht darauf angesprochen, wofür ich ihm sehr dankbar bin.
    Denn dass er etwas bemerkt hat, kann ich an dem fragenden Blick erkennen, den er mir hin und wieder zuwirft.
    Da ich jedoch die ganze Angelegenheit am liebsten vergessen würde, schweige ich sie einfach tot und habe lediglich ein schlechtes Gewissen, dass ich mich Kay nicht anvertraue.
    Je länger ich mit der Akte Miriam befasse – was ich, um mich abzulenken, immer öfter tue - umso mehr fällt mir auf, dass sich auch sonst keiner meiner Mitschülerinnen und Mitschüler irgendwie näher mit mir befasst.
Ausgenommen unser kleiner elitärer Club, bestehend aus Rheena, Lily, Greg und Zac.
    „ Da ist doch was im Busch.“
    Meine Freunde und ich sitzen beim Frühstück – Vic ist schon weg und bereitet den Sportunterricht vor - und lassen uns die süßen, noch warmen Zimtbrötchen aus Mrs. Pennyfoxs Backstube schmecken.
    „ Was meinst du?“
Rheena und Lily sehen mich kauend an, Kay sieht in eine andere Richtung.
    „ Findest du es etwa normal, dass mich noch keiner dumm angequatscht hat?“
    „ Vielleicht hat Vics Standpauke ja etwas genützt“, wagt Rheena einen vorsichtigen Einwurf.
    „ Genau“, unterstützt Kay meine Freundin, „immerhin ist er ein Lehrer.“
Ich ziehe eine Augenbraue nach oben.
„ Das meinst du doch wohl nicht ernst, oder?“
    Kay zuckt mit den Schultern und beschäftigt sich intensiv mit der Betrachtung des Häufchens Orangenmarmelade auf seinem Brötchen.
    „ Du machst dir zu viele Gedanken, Kim.“ Greg wirft mir einen kurzen Blick zu und Zac, der süße Schoki, nickt zu seinen Worten.
    Die beiden scheinen tatsächlich ein Paar zu sein. Ich habe sie zwar noch nicht knutschend in einer der schummerigen Ecken der Bibliothek vorgefunden (jetzt im Winter ein sehr beliebter Anlaufpunkt für alle Verliebten), aber das haben sie ja auch gar nicht nötig. Sie teilen schließlich ein Zimmer.
    Doch die Art und Weise wie die beiden miteinander umgehen, erinnert sehr an Kay und mich. Wobei Greg eindeutig derjenige ist, der Kays Rolle, also die des Beschützers, übernommen hat.
    Die Blicke, die Zac ihm zuwirft, sind so niedlich, dass ich gerade noch ein entzücktes Quietschen unterdrücke.
    Immerhin hat mich mein gedanklicher Spaziergang vom eigentlichen Thema abgelenkt … fast.
    ***
    Während ich gemeinsam mit Rheena und Lily zum Sportunterricht latsche, sehe ich immer noch Kay vor mir, wie er so verdammt darum bemüht ist, zu tun, als sei alles Friede, Freude, Eierkuchen!
Wäre ich nicht schon von Geburt an misstrauisch, hätte spätestens Kays Gebaren mich überzeugt, dass irgend etwas nicht stimmt.
    Warum benimmt er sich so seltsam?
Was verheimlicht er mir?
Und warum, zur Hölle, verheimlicht er mir überhaupt etwas?
    Verheimlichst du ihm nicht auch etwas, Kim?
    Oder ist es einfach nur Sorge um mich, die mir vorgaukelt, er würde …
    Jetzt reicht es aber!
    Ich dränge mein schlechtes Gewissen mit aller Macht aus meinem Kopf, ehe ich noch völlig am Rad drehe.
Ist das, was Kay ohne jeden Zweifel fühlt , so schlimm, dass er befürchtet, ich würde aus den Latschen kippen?
    Wenn es etwas mit der hinterhältigen Miriam zu tun hat, werde ich mich schon zu wehren wissen.
    Inzwischen weiß ich gar nicht mehr, wieso mich die Möglichkeit so geängstigt hat, dass sie mir die mehr als dämliche Frage stellt, ob Kay und ich sozusagen ein inzestuöses Verhältnis haben, wenn doch seine Mama von meinem Papa ein Kind bekommt. Immerhin wird deren gemeinsames Baby ja unser beider Stiefgeschwisterchen sein.
    Auch wenn die Familienverhältnisse in Wirklichkeit ja gar nicht so sind.
Aber das weiß die Sumpfkuh ja nicht … und daran soll sich, bitteschön, auch nichts ändern.
    Selbst wenn Kay sich deswegen sorgt, kann ich es nicht

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