Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Visionen (Kobaltblaue Träume) (German Edition)

Visionen (Kobaltblaue Träume) (German Edition)

Titel: Visionen (Kobaltblaue Träume) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Lösel
Vom Netzwerk:
Thema“, sagt Vic mit rauer Stimme und sieht Rheena zärtlich-besorgt an. Dann räuspert er sich und schlüpft, unter den durchweg bedauernden Blicken meiner Mitschülerinnen, wieder in sein Shirt.
    „ Kay, Kim, ihr kümmert euch um Rheena! Die anderen machen bitte hier weiter!“
Vic unterstützt seine Worte mit einem Klatschen seiner Hände. Dann wendet er sich an Lily.
„Möchtest du deine Schwester begleiten?“
Lily schüttelt nach einem kurzen Blick auf Rheena den Kopf.
„Nein, ich weiß, dass sie bei Kim in den besten Händen ist“, sagt sie mit fester Stimme.
    „ Sie befürchtet, dass sie Rheena mit ihrer eigenen Sorge nur noch mehr ängstigt!“
    Kay bestätigt, was ich mir schon gedacht habe.
„Ich werde mich um sie kümmern, Lily!“, verspreche ich.
    Ohne ein weiteres Wort hebt Kay Rheena auf seine Arme und unter den überwiegend teilnahmsvollen Blicken unserer Mitschüler … und Vics überbesorgter Miene … verlassen wir die Turnhalle.
     
    Auf dem Weg zurück zum Schulgebäude, streichle ich unablässig über Rheenas bleiche Wangen.
    „ Tut's schlimm weh?“
    „ Es pocht und fühlt sich so verdammt heiß an“, stöhnt sie unterdrückt, „bei jedem Schritt von Kay hab ich das Gefühl, mein Knöchel explodiert gleich.“
„Sorry, Rheena“, murmelt er, „ich mach schon so vorsichtig, wie ich kann!“
„Hey, das war kein Vorwurf“, sagt Rheena schnell.
„Ich weiß“, antwortet Kay.
„Soll ich versuchen, deinen Knöchel etwas zu stützen?“, frage ich und halte meine Hand vorsichtig unter das geschwollene Etwas, das vor wenigen Minuten noch Rheenas Knöchel war.
    Gerade noch will Rheena ängstlich verneinen, als sie verwirrt innehält.
    „ Ja … das … ist tatsächlich besser so. Danke!“
    Ich fange Kays starren Blick auf … und kapiere …
    „ Vorsichtig, Baby!“
    „ Denkst du, sie hat was gemerkt?“
    „ Rheena ist nicht dumm, Kim, aber sie wird es nicht verstehen.“
     
    Wir gehen geradewegs in Rheenas und Lilys Zimmer, wo Kay meine Freundin vorsichtig aufs Bett legt.
„Ich geh mal nach Direktor Baker suchen“, sagt er, „er wird am ehesten wissen, was zu tun ist.“
Rheena und ich nicken im Duett und Kay verschwindet.
    „ Ich mache dir mal einen kalten Umschlag“, sage ich und bin schon auf dem Weg in das kleine Bad, wo ich kaltes Wasser über ein Handtuch laufen lasse, „das ist auf jeden Fall nie verkehrt.“
Als ich zurückkehre, liegt Rheena ziemlich bleich in den Kissen.
„Achtung, gleich wird’s kalt“, warne ich.
So vorsichtig wie möglich hebe ich Rheenas Unterschenkel an, schiebe eines der kleinen Kissen, die auf ihrem Bett liegen, darunter und umwickele den deformierten Knöchel mit dem kalten Handtuch – peinlichst darum bemüht, diesen nicht noch einmal zu berühren.
    „ Vielleicht sollten wir erst mal meinen Schuh ausziehen, bevor mein Knöchel ihn unter seinen Schwabbelmassen begräbt.“
Ach Rheena, selbst in diesem desolaten Zustand machst du noch Scherze!
    „ Oh, klar, warte … wenn's zu doll wird mit den Schmerzen, schlag mich ruhig!“
    Rheena kichert … jedenfalls versucht sie es.
    „ Das ist bestimmt ein Bänderriss“, wimmert sie dann.
„Wie kommst du darauf?“
„Hatte ich schon mal, vor einigen Jahren. Tat genau so Scheiße weh ...“
„Es tut mir so leid, Rheena“, flüsterte ich.
In das schmerzverzerrte Gesicht meiner Freundin zu sehen, katapultiert mich um einige Wochen in eine ähnliche Situation zurück … nur, dass Rheena an einem Bänderriss nicht sterben wird.
Hoffe ich jetzt mal!
    Behutsam öffne ich die Schnürsenkel und streife Rheenas Turnschuh ab.
    „ Kannst du mir bitte auch den Strumpf ausziehen?“, bittet sie, „besser du machst das und ich darf dich hauen, wenn's wehtut, als dass es nachher im Krankenhaus eine Schwester macht und ich muss mich zusammen nehmen.“
Ich nicke.
    „ Kay, wo bleibst du denn? Was soll ich denn jetzt tun?“
    Es ist ja nicht so, dass meine Hände immer und überall diesen Effekt haben. Dann könnte ich ja niemanden mehr unbekümmert berühren.
    Aber ich habe, nachdem was auf dem Weg hier her passiert ist, die Vermutung, dass meine Finger wie eine Art Wünschelrute auf Verletzungen reagieren.
Bestimmt gibt es eine Möglichkeit, diesen Drang zu heilen auszuschalten.
Da mir so etwas bislang aber noch nicht passiert ist, weiß ich es auch nicht.
Und ich kann ja schlecht zu Rheena sagen, dass sie sich doch bitte einen Moment gedulden soll, da ich mal kurz meinen

Weitere Kostenlose Bücher