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Visite bei Vollmond

Visite bei Vollmond

Titel: Visite bei Vollmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassie Alexander
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Stationsschwester drehte
sich von ihrem Schreibtisch weg und bedachte mich mit einem durchdringenden
Blick. »Charles kriegt die Tageslichtagenten, und ihr beide die Formwandler. Es
ist ja nur noch für zwei Nächte, Spence. Damit wirst du schon fertig.«
    Â»Na schön«, murmelte ich.
    Bevor ich zu den Gehegen ging,
stellte ich mich innerlich darauf ein, gleich Lucas gegenüberzustehen. Aber
nein, sicher würde er heute wieder kämpfen müssen. Als ich dann vorsichtig um
die Ecke lugte, konnte ich ausnahmsweise gar keine Besucher entdecken. Nicht
einen Einzigen. Etwas ruhiger wartete ich auf Gina, und wir besorgten uns den
Übergabebericht.
    Alles, was wir jetzt noch für
Winter taten, war reine Show. Entweder würde der Vollmond ihn heilen –
anscheinend bis hin zu den Löchern in seinen Zähnen – oder nicht. Ich
überprüfte zusammen mit Gina die Anweisungen und zeichnete alle Veränderungen
gegen, die sie vornahm. Wir machten uns nicht mehr die Mühe, das Gewehr zu
benutzen, nicht einmal, wenn sie direkt neben dem Bett stand. Das Domitor war
zwar abgesetzt worden, denn falls der Mond seine Arbeit tat, wollten wir die
Verwandlung nicht verhindern, aber Winter hatte inzwischen nichts Furcht
einflößendes mehr an sich. Dafür hatte die Blutung in seinem Gehirn gesorgt.
    Um drei Uhr morgens
hatte sich Gina in das freie Gehege nebenan zurückgezogen, um Pause zu machen,
während ich vor Winters Zimmer saß und ein Buch las. Alles war friedlich. Mir
hätte klar sein müssen, dass es nicht so bleiben würde.
    Â»Besucher, Edie!«, rief Meaty
um die Ecke. Ich legte das Buch weg und versuchte, möglichst streng auszusehen.
    Lucas bog um die Ecke, wieder
in seinem Kapuzenpulli. Er sah leicht lädiert aus und roch nach Schweiß.
Irgendwie schien er größer zu sein als letzte Nacht, außerdem atmete er schwer.
Als er mich entdeckte, blieb er mit unergründlicher Miene stehen. »Ich will nur
kurz mit ihm reden.«
    Â»Okay.« Ich ließ ihn passieren.
Streng genommen hätte er in Winters Zimmer Schutzkleidung anziehen müssen, und
ebenso streng genommen hätte ich ihn nicht alleine reingehen lassen dürfen.
Stattdessen blieb ich in der Tür stehen, wo ich beide im Blick hatte.
    Lucas trat an Winters Bett
heran und starrte auf den reglosen König hinab. »Kein Wunder, dass mein Vater
dich gehasst hat, Onkel. Er wusste, dass er sich niemals so fühlen würde.« Er
schlug sich gegen die Brust. »Ich kann ihre Herzen spüren, sie schlagen hier
drin. So fühlt es sich also an, wenn man ein Rudel anführt.« Nun legte er die
Hand auf Winters Brust, woraufhin ich einen Schritt vortrat. »Ich spüre es …
der Mond hat mich erwählt.«
    Â»Lucas …«
    In dem halbdunklen Raum glühten
seine Augen wie Kupfer; wie die eines Tieres in der Nacht. »Keine Sorge. Ich
werde ihm nichts tun. Er ist sowieso schon so gut wie tot.«
    Er tätschelte noch einmal
Winters Brust, bevor er zurück an die Tür kam. Doch statt an mir vorbeizugehen,
packte er mich an den Schultern, wirbelte mich herum und drückte mich gegen die
Wand. Nach Hilfe zu rufen hätte im besten Fall eine Riesenblamage zur Folge
gehabt, im schlimmsten ernsthafte Verletzungen. Ich musste daran denken, wie
Charles erzählt hatte, Werwölfe würden hinterher immer sagen, sie könnten ihre
Stärke nicht einschätzen, und plötzlich glaubte ich ihm.
    Quietschend presste ich hervor:
»Wie waren die Kämpfe?« Als könnte man sich jetzt noch normal mit ihm
unterhalten.
    Sein Gesicht war nur noch
wenige Zentimeter von meinem entfernt. »Lachhaft.«
    Er küsste mich, als wäre ich
sein Eigentum. Mein Kopf war gegen die Wand hinter mir gepresst, während er
seine Zunge tief in meinen Mund gleiten ließ. Dann zog er sich ein wenig
zurück, neckte mich, ließ seinen heißen Atem über meine Lippen streifen, und
küsste mich wieder.
    Die eine Hälfte von mir wollte
wegrennen oder wenigstens schreien. Die andere wollte alles von ihm: hier und
jetzt, jenseits von Anstand und Moral und ohne Rücksicht auf den widerwärtigen
Krankenhausboden.
    Er drückte mir eine Hand auf
den Mund, damit ich nicht schreien konnte, und leckte über meine Wange. Die
andere Hand wanderte über meinen Körper, strich über den dünnen Baumwollstoff,
streichelte meine Brüste und glitt zwischen

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