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Visite bei Vollmond

Visite bei Vollmond

Titel: Visite bei Vollmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassie Alexander
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führt einen ewigen Krieg gegen sie.«
    Â»Wirklich?« Da Y4 die verletzten
Tageslichtagenten versorgte, hatte ich immer gedacht, wir würden es wissen,
wenn die Vampire Krieg führten. »Warum bin ich noch nie einem von ihnen
begegnet?«
    Sike musterte mich mit schmalen
Augen. »Weil sie ihre Leute sterben lassen, wenn sie verletzt werden. Oder
besser gesagt, sie sorgen dafür, dass sie sterben. Sie hinterlassen nie
irgendwelche Zeugen.« Sie schnaubte höhnisch. »Und ganz bestimmt lassen sie
keine lippenlosen Freaks auf die Welt los.«
    Plötzlich wurde mir unwohl bei
dem Gedanken, Gideon in ihre Obhut entlassen zu haben. »Ist mit Gideon alles in
Ordnung?«
    Sie zog den Mantel zurecht und
schob die Hände in die Ärmel. »Soweit das möglich ist. Wir haben übrigens
herausgefunden, wer Gideon so zugerichtet hat. Kabinett Bathory, das undankbare
Pack wollte Anna bloßstellen. Es würde mich nicht wundern, wenn Kabinett Grey
sie dazu angestiftet hat, nur um zu sehen, wie Anna reagiert.« Sike schaute
sich in meinem Schlafzimmer um. »Der Dolch ist doch nach wie vor sicher, oder?
Ist er hier?«
    Fast hätte ich es ihr gesagt,
doch dann biss ich mir auf die Zunge. Eigentlich rechnete ich nicht damit, dass
Sike mich umbringen würde, aber …
    Sie lachte. »Sieh mal einer an,
du lernst schnell! Sag es mir nicht. Was auch immer du tust, mach so weiter.
Bewahre ihn gut auf.«
    Â»Warum ist der Dolch so wichtig
für die?«
    Â»Ist er nicht, genauso wenig
wie du – die wollen Anna einfach nur eine reinwürgen, ohne dabei in Erscheinung
zu treten. Ich werde allerdings nie begreifen, wie sie es geschafft haben,
Werwölfe für sich einzuspannen.« Sie schob die Füße in ihre Stöckelschuhe. »Nur
noch zwei Nächte. Annas Erhebung wird stattfinden, und wenn ich sie selbst
vornehmen muss.«
    Â»Dieser Mantel ist grässlich.«
An manchen Stellen war gar kein Pelz mehr auf dem Leder, an anderen waren die
feinen Haare ungleichmäßig lang.
    Â»Danke schön. Den hat mir ein
Verehrer geschenkt.« Sie ließ eine Hand über ihre Hüfte gleiten und schob sie
dann kurz vor, um eine Modelpose einzunehmen. »Ich habe ihn mitgebracht, um
damit vor deinem Lover anzugeben. Könnte sein, dass das hier früher mal ein
Freund von ihm war.«
    Als ich eins und eins
zusammengezählt hatte, wurde mir übel. »Das ist Werwolfpelz?«
    Â»Der Trick ist ganz einfach:
Man muss sie bei lebendigem Leib häuten, damit das Fell sich nicht zurückbilden
kann. Sie sind sehr selten. Und natürlich sollte man den Mantel nicht bei
Vollmond tragen.«
    Mein Magen rebellierte. »Ich
werde einfach so tun, als hätte ich das nicht gehört, Sike.«
    Gelassen ging sie durch die
Tür. »Ganz wie du willst. Wir sehen uns in zwei Nächten. Ciao!«
    Ich wartete, bis sie meine
Wohnung verlassen hatte. Dann schloss ich die Tür ab, nahm die Tagesdecke und
alles andere, das mit ihrem Mantel in Berührung gekommen sein konnte, stopfte
die Sachen in den Wäschekorb, drehte die Heizung hoch und ging schlafen.

Kapitel 42
    Â 
    Mein
erster Gedanke beim Aufwachen war, dass ich nur noch zwei Chaosnächte
überstehen musste. Wie ein Roboter duschte ich, machte mich fertig, ging
einkaufen und fuhr in die Arbeit. Der teure schwarze Wagen folgte mir wieder.
    Auf dem Zuteilungsbrett auf Y4 standen doppelt so
viele Patienten wie üblich – in den Zimmern A bis H lagen die Johns und Janes Dezember.
    Â»Wir sind komplett
ausgebucht!«, bemerkte ich, während ich die Pläne überflog.
    Â»Ja, in den Wergehegen schon.
Aber sobald dieser Typ nach Hause geht«, Charles zeigte auf den einzigen
Tageslichtagenten auf der Liste, seinen Patienten, »gehe ich auch.« Die Quelle
an blut-bedürftigen Spendern war offenbar versiegt; bildlich gesprochen.
»Rachel kommt rein und geht euch bei den Wergehegen zur Hand.«
    Â»Super.«
    Ich ließ mir von Lynn, die
während der Tagesschicht die Zimmer A bis D betreut hatte, den Bericht geben. »Hast du so
eine Situation schon einmal erlebt?«, fragte ich sie, als wir zusammen die
Krankenblätter abzeichneten.
    Â»Nein, und ich bin jetzt seit
fünfzehn Jahren hier. Diese neuen Patienten sind gruselig.« Sie unterschrieb
ein letztes Formular und klickte mit ihrem Kugelschreiber. »Gute Nacht, wünsche
ich. Ich werde jetzt nach Hause gehen und

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