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Vita Nuova

Vita Nuova

Titel: Vita Nuova Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brrazo
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Wenn dort irgendetwas nicht koscher ist, dann wissen die Bescheid. Ich ruf dort an und veranlasse, dass sich jemand bei Ihnen meldet.«
    Der Staatsanwalt hielt Wort. Es war noch keine Viertelstunde vergangen – die Kirchenglocken läuteten noch immer –, da meldete sich Piazza, der Maresciallo des Kurortes, am Telefon, ein recht gesprächiger, jovialer Typ.
    »Nein, nein, nein! Presseklatsch, nichts weiter. Nach dem Anruf des Staatsanwalts bin ich rasch dort vorbei und habe sicherheitshalber einen Blick hineingeworfen. Hab aber nichts entdecken können, was uns nicht sowieso schon bekannt war. Herrenabende, harmlose Zerstreuung für Geschäftsleute, romantische Diners zu zweit und so weiter, Sie wissen schon. Sehr vornehm alles und sehr profitabel. Wir haben den falschen Job, wenn Sie mich fragen.«
    »Ja, wahrscheinlich haben Sie recht.« Guarnaccia fragte erst gar nicht nach der russischen Mafia. Bei Nesti wusste man nie, ob er es ernst meinte oder nicht. Außerdem war er Reporter, und obwohl es August war, hatte die Zeitung die Geschichte nicht gebracht. »Vielen Dank auch, dass Sie sich so schnell bei mir gemeldet haben.«
    »Keine Ursache. Schlimme Geschichte, die Sache mit seiner Tochter. Hat sich wohl mit den falschen Typen eingelassen. Und ausgerechnet jetzt liegt er im Krankenhaus. Ist hier im Club passiert, haben Sie das gewusst?«
    »Nein, hab ich nicht.«
    »Aber ja. Er kommt nicht oft her, aber wenn Frischfleisch ankommt, guckt er sich die Mädchen an. ›Er hatte aufrecht an seinem Tisch gesessen‹, hat mir der Manager erzählt, ›vor einer Tasse Kaffee, und hat sich eine Sängerin angesehen, eine rothaarige, sah ziemlich gut aus, hat’s aber nicht gebracht, hat mitten im Song abgebrochen, weil jemand im Saal gerufen hatte, sie solle sich ausziehen und dass ihre Titten hoffentlich hübscher seien als ihre Stimme.‹ Der Manager des Clubs hat was darauf gesagt, aber Paoletti hat nicht reagiert. Mit offenen Augen hatte er dagesessen, alles sah ganz normal aus, nur geantwortet hat er nicht. Der Manager hat versucht, ihn wachzurütteln, aber auch das half nichts. Der Mann konnte ihn nicht mehr hören, war völlig weggetreten, deshalb hat der Manager schließlich einen Krankenwagen gerufen. Gibt einem ganz schön zu denken. Aber wie man hört, soll er ja wieder in Ordnung kommen.«
    »Ja, er wird schon bald wieder nach Hause können.«
    »Armer Kerl. Das wird eine schöne Heimkehr werden, zu einer toten Tochter. Ich werde ab sofort ein Auge auf den Emperor haben, man weiß ja nie. Was die dort treiben ist völlig legal, alles im Rahmen des Gesetzes, das können Sie mir glauben, aber vielleicht gibt es ein paar neidische Konkurrenten, Sie wissen schon, was ich meine.«
    »Ja, habe auch schon in diese Richtung gedacht.«
    »Zu Recht, ganz bestimmt zu Recht. Wäre nicht das erste Mal, dass sie sich an unschuldigen Familienmitgliedern vergreifen. Aber machen Sie sich keine Sorgen. Machen Sie auf Ihrer Seite weiter, und ich unterhalte mich mal mit ein paar Leuten hier. Sobald ich was höre, melde ich mich bei Ihnen.«
    »Danke, ja, so machen wir’s, Sie kennen Ihre Leute am besten.«
    Warum bloß hatte er dann noch am selben Abend eingewilligt, mit Nesti in den Club zu gehen? Diese Entscheidung, seine ureigene Entscheidung, war die Ursache all seiner Probleme. Weder zum Zeitpunkt seiner Einwilligung noch im Nachhinein konnte Guarnaccia erklären, warum er das getan hatte. Er hatte diesem verrückten Unternehmen doch wohl hoffentlich nicht nur zugestimmt, weil er den Abend nicht allein zu Hause verbringen wollte? Nein, bestimmt nicht, obwohl, wenn Teresa da gewesen wäre, sie hätte ihm von der Aktion abgeraten. Aber sie war nicht da gewesen. Hätte sie aber sein sollen. Im Nachhinein war es natürlich ganz einfach, den Finger auf den Punkt zu legen, aber zum damaligen Zeitpunkt hatte er nichts dabei gefunden. Er hatte Nesti doch nur angerufen, damit er die alten Zeitungsartikel in das Büro des Staatsanwaltes schicken ließ.
    »Kein Problem, die bringe ich ihm sogar persönlich vorbei. Muss sowieso dorthin, zu der Pressekonferenz.«
    »Wegen der Zigeuner?«
    »Was sonst? Sind Sie auch da?«
    »Nein, nein. Das übernimmt unser Capitano. Ich fahre raus zur Paoletti-Villa. Mal sehen, ob ich endlich ein paar vernünftige Antworten aus der Frau herausbekomme.«
    »Das wird bestimmt interessant. Anschließend treffen wir uns am Zeitungskiosk an der Porta Romana. Gehen uns den Emperor mal aus der Nähe ansehen.

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