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Vita Nuova

Vita Nuova

Titel: Vita Nuova Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brrazo
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Mir sind da so ein paar Sachen zu Ohren gekommen.«
    »Was für Sachen?«
    »Erzähl ich Ihnen unterwegs. Wir buchen alles auf meine Kreditkarte, um Ihren Name da rauszuhalten …«
    Das war schon was, wenn heutzutage jemand freiwillig die Kosten übernahm …
    »Sie können mir Ihren Anteil später in bar geben. Wir treffen uns dann so gegen halb acht.«
     
    Das Mädchen, das ihm öffnete, sah ihn ängstlich an.
    »Sie sind Danuta, nicht wahr?«
    Sie nickte, während die Augen von der Tür nach hinten zur Küchentreppe und wieder zurück zu seiner Uniform flogen. Offensichtlich hatte sie vor zwei verschiedenen Dingen Angst. Der Maresciallo lächelte freundlich und trat ins Haus.
    »Was ist los? Ist Signor Paoletti nach Hause gekommen? Das ist schön. Er wird mich sprechen wollen. Mit Ihnen würde ich mich auch gerne unterhalten, später.«
    Er wollte ihr Mut machen, ihr zu verstehen geben, dass er etwas Besseres zu tun hatte, als illegalen Einwanderern das Leben schwerzumachen. Aber vielleicht war das keine gute Idee, denn damit gab er das einzige Druckmittel aus der Hand, das er gegen ihre Angst vor Paoletti in die Waagschale werfen konnte.
    »Nein, lassen Sie mich doch vorgehen. Folgen Sie mir einfach.« Das Mädchen tat ihm leid, er konnte nichts weiter für sie tun, als ihr seine stämmige Figur als Schutzschild anzubieten. Offensichtlich hatte er eine heftige Auseinandersetzung unterbrochen, die lautstarken Wortwechsel schwangen noch in der Luft. An sein Ohr drang allerdings nur noch ein letzter, leiser Befehl:
    »Raus hier.«
    Er hörte, wie ein Stuhl gerückt wurde, und ging die letzten paar Stufen hinunter.
    »Guten Abend.«
    Schweigend wurde sein Erscheinen zur Kenntnis genommen. Die Spannung in dem Raum war greifbar. Paoletti saß an dem großen Glastisch, der für drei gedeckt war. Um und neben seinem Teller lagen mehrere Medikamentenschachteln, zwei davon aufgerissen. Paoletti hatte seine linke Hand auf den Tisch gelegt und hielt sie mit der rechten fest. Seine Tochter stand mit dem Rücken zur marmornen Arbeitsfläche. Ihr Gesicht war fast so weiß wie das Band, mit dem sie ihr Haar zurückgebunden hatte. Wasser lief, es roch nach Fenchel.
    »Es tut mir schrecklich leid, ich störe Sie wohl gerade bei den Vorbereitungen zum Abendessen.«
    »Nein, nein, Sie stören doch nicht«, widersprach Paoletti geistesgegenwärtig. »Sie müssen der Maresciallo sein, richtig? Maresciallo Guarnaccia. Der Staatsanwalt hat mir von Ihnen erzählt. Ich freue mich, Sie kennenzulernen. Ich weiß, Sie tun alles, um Danielas Mörder zu finden. Setzen Sie sich doch, Maresciallo. Silvana, du kannst weitermachen.«
    Das Mädchen drehte sich um und begann, Gemüse kleinzuschneiden.
    Ein Stuhl vor einem der Teller war zurückgeschoben worden. Hatte Paoletti eine Auseinandersetzung mit seiner Frau gehabt? Der Maresciallo hätte einiges darauf verwettet und ließ sich bewusst auf einen der anderen Stühle nieder. Er konnte es riechen beziehungsweise spüren, dass sie vor kurzem noch da gewesen war und vor Angst gezittert hatte. Hatte sie sich in das Quartier der Dienstboten zurückgezogen? Wo hätte sie sonst hingehen sollen, als er ihr befahl zu verschwinden?
    »Eigentlich wollte ich mit Ihrer Frau sprechen. Ich hatte wirklich nicht erwartet, Sie …«
    Wie sollte er den Satz vernünftig zu Ende bringen?
    »Bestimmt sind Sie froh, wieder zu Hause zu sein, trotz der unglücklichen Umstände.«
    »Nicht trotz, sondern wegen der unglücklichen Umstände, wie Sie so schön sagen, bin ich vorzeitig wieder nach Hause gekommen. Ich kann meiner Tochter nicht die ganze Last allein aufbürden. Die Ärzte haben mich heute Nachmittag auf meine eigene Verantwortung entlassen. Ich muss später noch ein paar Untersuchungen über mich ergehen lassen, aber ich bin wieder vollständig hergestellt. – Und? Haben Sie irgendwelche Neuigkeiten für mich?«
    »Nein, noch nicht. Tut mir leid. Wir stehen noch ganz am Anfang unserer Ermittlungen …«
    »Ich hab gehört, dass die ersten achtundvierzig Stunden entscheidend sind. Wenn es länger dauert, wird so ein Mordfall nur noch selten gelöst.«
    »Das trifft in manchen Fällen wohl zu. Darum wollte ich heute ja auch gerne mit Ihrer Frau sprechen.«
    »Meiner Frau geht es nicht gut. Außerdem hat Silvana gesagt, dass sie geschlafen und von der ganzen Sache gar nichts mitbekommen hat.«
    »Ja, ich weiß; dennoch muss ich mit ihr reden, der guten Ordnung halber.«
    »Ja, ja, schon gut. Ein anderes Mal.

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