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Vita Nuova

Vita Nuova

Titel: Vita Nuova Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brrazo
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so dass sich das Bild im ganzen Saal spiegelte. Nur drei Teenager, die direkt an der Bühne standen, hatten die Show aufmerksam verfolgt. Offensichtlich waren sie ziemlich angetrunken, und der Rausschmeißer verwarnte sie, als sie sich auf den Rand der Bühne setzen wollten. Folgsam suchten sie sich einen Platz in einer Nische neben der Bühne, dem Maresciallo fast direkt gegenüber. Zwei der Jungs kicherten und grinsten, aber der Dritte sah aus, als würde er sich am liebsten zu Hause in sein Bett verkriechen. Nie im Leben war der achtzehn! Der sah ja kaum älter aus als Totò. Der Junge saß mit gesenktem Kopf nach vorn gebeugt, die Ellbogen auf die Knie gestützt, die Hände baumelten frei herunter, als wäre er eingeschlafen. Er hob nicht einmal den Kopf, als ein Pärchen mit großem Tamtam auf die Bühne kam und die verschiedensten Sexstellungen markierte, die Frau war nackt, der Mann im Lederdress mit Peitsche. Die beiden Jungs hatten aufgehört zu kichern und starrten verwirrt auf die Bühne. Kein Wunder. Derlei aufregende Dinge hatten sie sich wohl erhofft, aber diese gekünstelte Vorstellung war ungefähr so erotisch wie hell ausgeleuchtetes, abgepacktes Fleisch in der Supermarkttheke.
    Die zwanzig Minuten mussten längst vorbei sein, aber dieser verdammte Nesti war noch immer nicht zurückgekehrt. Ein junger Mann mit einer orangefarbenen Baseballkappe war aufgestanden, um eine der Tänzerinnen zu küssen, die gerade vor dem Tisch des Maresciallo stand. »Komm, mach ein Foto von uns beiden mit deinem Handy, mach schon«, rief er seinem Freund zu.
    Nun ja, wenigstens hatte sich dieser Bursche an diesem langweiligen Abend vor seinen Freunden produzieren können.
    He, das war doch Cristina! Aber ja, natürlich, sie zog sich gerade am Rand der Bühne das Top über.
    »Applaus für unsere drei hochtalentierten Tänzerinnen! Außerordentlich begabt und wunderschön! Applaus! Applaus!«
    Die drei Mädchen kamen von der Bühne runter und mischten sich unters Publikum, während Cristina wieder ihren Platz an der mittleren Stange einnahm. Bis dahin hatte der Maresciallo neun Tänzerinnen gezählt. Cristina und die beiden, die jetzt mit ihr dort oben standen, die drei, die gerade die Bühne verlassen hatten, und die anderen drei, die sich um das Publikum kümmerten, wie die, die gerade für das Foto posierte. Der Junge, der ganz offensichtlich zu viel getrunken hatte, versperrte dem Maresciallo mit seinen dummen Eskapaden die Sicht.
    »Noch eins!« Er beugte das Mädchen nach hinten und küsste sie. »Noch eins!«
    Ein letzter Blitz, und der Junge entließ das Mädchen aus der Pose.
    Die drei Teenager erhoben sich. Das kleine, verschlafene Kerlchen hatte sich kaum hochgerappelt, da stürzte er mit schneeweißem Gesicht vornüber. Der Maresciallo schaffte es gerade noch, ihn aufzufangen … und ruinierte sich damit ein weiteres Paar Sommerhosen.
    Genau in dem Augenblick kehrte Nesti zurück, hielt aber, um seine kostbaren Schuhe nicht aufs Spiel zu setzen, gehörigen Abstand zu der Schweinerei, die die Kellnerin sogleich aufwischte. »Da bin ich aber froh, dass Sie darauf bestanden haben, mit Ihrem eigenen Auto herzukommen.«
    »Wo haben Sie die ganze Zeit gesteckt, verdammt noch mal? Sie waren viel länger als zwanzig Minuten verschwunden.«
    »Was?«
    Sie mussten sich gegenseitig ins Ohr schreien.
    »Wo sind Sie gewesen?«
    »Musste zum Rauchen nach draußen. Die achten hier verdammt genau auf die gesetzlichen Bestimmungen.«
    »Können wir gehen?«
    »Ist wohl besser. Sie können sich ja im Hotel sauber machen.«
    »Hotel? Was für ein Hotel?«
    »Unserer nächstes Ziel. Es sei denn, Sie wollen lieber ein zweites Mal herkommen, dann …«
    »Nein! Aber …«
    »Das hier ist unser Baby, wir sitzen im selben Boot. Sie sind mein Zeuge, damit es die Geschichte auf die erste Seite schafft, und ich bin Ihr Zeuge, damit Sie die Sache vor Gericht bringen können.«
    »Ich untersuche einen Mord, Nesti, und habe keinerlei Interesse daran, Sie auf der Karriereleiter nach oben zu katapultieren.«
    »Das ist alles ein Aufwasch. Kommen Sie, lassen Sie uns von hier verschwinden. Und achten Sie auf Kameras. Cristina hat gemeint, die machen hier gerne Aufnahmen von neuen Kunden, als Rückversicherung sozusagen. Wir haben wohl unerwünschte Aufmerksamkeit auf uns gelenkt, als wir zu zweit mit ihr nach oben wollten. War ein Fehler …«
    Die beiden Rausschmeißer begleiteten die Stripperin aus dem Raum, räumten ihr den Weg frei und

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