Vivere Militare Est - Leben heißt zu kaempfen
ich das Feuerzeug und steckte Merkutios Worte in Brand. Wie hypnotisiert sah ich zu, wie das Papier sich von braun zu schwarz färbte und sich dann kringelnd auflöste.
Nachdem ich geduscht und gefrühstückt hatte, saßen wir wieder im Auto auf dem Weg nach Hause. Ich erzählte Elias, was in dem Brief gestanden hatte und sah seufzend zum Fenster hinaus. Mein Vampir war von da an vollkommen ruhig und starrte wütend über das Lenkrad in den Verkehr.
»Stimmt etwas nicht?«, fragte ich nach einer Weile.
Er sah zu mir herüber, seine Augen waren ganz sanft und voller Liebe. »Nein mein Engel, alles in Ordnung.« Er lächelte. »Dank Merkutio.«
Ich nickte zustimmend. Ohne ihn wäre unsere Hochzeit wirklich in einem Alptraum geendet. Mein Kopf malte sich aus, wie Elias dort in der Kutte im Wald stand und die Nachricht von meinem Tod erhielt. Mein Magen drehte sich um und meine Augen füllten sich kurz mit Tränen. Ihm ging es genauso, das konnte ich spüren. Wie er, verdrängte auch ich den Gedanken wieder. Elias atmete tief durch und schien zu überlegen.
»Man muss ihm doch irgendwie helfen können, oder?«
»Er hat mich gebeten keinem außer dir etwas davon zu sagen«, erinnerte ich ihn.
»Ich mag den Gedanken nicht, dass er da draußen alleine für uns Kopf und Kragen riskiert - auch wenn ich ihn nicht wirklich kenne«, grübelte Elias.
»Ich auch nicht.« Gut zu wissen, dass es nicht nur mir so ging. »Aber komm jetzt bloß nicht auf die Idee, Krischan selbst zu jagen«, warnte ich ihn.
»Als ob ich meine schwangere Frau auch nur einen Tag alleine lassen würde.«
»Gut!« Ich verschränkte energisch die Arme vor der Brust. »Auch wenn ich nur ein bisschen schwanger bin.«
»Man kann nicht nur ein bisschen schwanger sein.«
»Ich schon«, beharrte ich auf meiner Meinung.
Elias dachte sich wohl, der Klügere gibt nach und hielt den Mund. Moment mal, das würde ja bedeuten, dass er der Klügere war! »Denkst du, es geht Merkutio gut?«, fragte ich stattdessen.
»Ehrlich?«
»Ja.«
»Auch wenn es für dich seltsam klingen mag, aber ich denke, es geht ihm jetzt, wo er etwas zu tun hat, viel besser als noch vor ein paar Monaten.« Elias’ Blick wurde finster und seine Stimme knurrte leicht. »Er mag dich sehr gerne.«
»Du bist auf jeden Mann in meiner Nähe eifersüchtig, oder?«, fragte ich lachend und Elias stimmte mit ein.
»Wenn Calimero nicht mein Sohn wäre«, gluckste er.
»Aber nicht auf deine Schwester«, sagte ich. Immerhin küsste Ana mich gelegentlich.
»Verrate es der Nervensäge nicht, aber ich liebe sie nun mal. Du weißt, dass ich meinen Frauen nicht wirklich böse sein kann.« Er grinste.
»Deinen Frauen«, wiederholte ich übertrieben melodramatisch. »Ana, Minka und ich, oder wie?«
»Falsche Reihenfolge, aber ja.«
»Wie wäre sie denn richtig?« Ich sah in seinen Augen, dass er wieder zum Scherzen aufgelegt war.
»Minka, dann eine Weile lang gar nichts und dann ihr beide.«
»Ich dachte, du wärst kreativer«, zog ich ihn auf. »Vielleicht so etwas wie: Minka, dann Frieda Loch, die aufblasbare Gummipuppe, …«
»Du bist wirklich die Schwester deines Bruders«, unterbrach mich Elias seufzend.
»Mal Spaß bei Seite, ist Emilia gar nicht auf der Liste?«
Elias legte den ersten Gang etwas zu grob ein. »Doch schon«, sagte er mit gerunzelter Stirn. »Aber du weißt ja, Mama und ich - das ist alles irgendwie kompliziert.«
Also ich vermutete ja mittlerweile, dass alles angefangen hatte, als Elias damals als Baby beinahe gestorben wäre. Irgendwo musste sich da unterbewusst bei Emilia etwas verankert haben, das Elias bereits als Kind zu spüren bekam. Das Ganze musste sich dann über die Jahre hochgeschaukelt haben. Aber was wusste ich schon, schließlich hieß ich nicht Dr. Freud und die beiden hatten die Ewigkeit, um sich wieder einzukriegen.
Ich lag eingerollt in eine Wolldecke neben Elias und sah mir bei Kerzenschein einen Film an. Mein Mann zuckte neben mir ständig zusammen, jedes Mal wenn jemand durch das Bild rannte. Ich spielte mit dem Gedanken, ein Spielzeug von Minka zu holen und ihm damit vor der Nase rum zu wedeln. Dabei wäre ich aber nur Gefahr gelaufen, dass er mir aus Versehen den Arm abgerissen hätte. Also versuchte ich es so gut es ging zu ignorieren. Ein kleiner Luftzug von der Tür her ließ die Flamme einer Kerze tanzen. Das war zu viel für Elias. Sein ganzer Körper spannte sich an und er schlich sich wie ein Raubtier auf der Pirsch an die tanzende
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