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Vögelfrei

Titel: Vögelfrei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Andresky
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kümmern, seine Bedürfnisse sehen, dann wird er dich nicht immer nur stören, sondern dein bester Freund werden.«
    In meinem Kopf summten abwechselnd die Titelmelodien von Lassie und Flipper . »Tja«, murmelte ich, »wichsen kann helfen, wenn der Samenstau schon das Gehirn verklebt.« Ich schob mich durch die klatschende Menge, die Ludger jetzt auf die Schultern klopfte und beglückwünschte, raunte Hilde im Vorbeigehen zu, ich würde in dem kleinen Lokal an der Ecke auf sie warten, und machte mich aus den Staub. Im Vorbeigehen sah ich in die Keksdose und war überrascht, dass es alles größere Scheine waren. Jetzt wusste ich auch, wieso sich Hilde all diese antiken Kleidungsstücke und Stoffe leisten konnte.
     
    Ich kann nicht genau sagen, ab wann die Idee mit dem Haus am See im Raum stand. Vielleicht hatte Hilde, schon lange bevor ich bei ihr aufgekreuzt war, davon geträumt. Wir waren zum Baden an den Stadtrand gefahren,
in ein etwas heruntergekommenes Freibad, das aber den Vorteil hatte, dass unter der Woche nichts los war. Hilde wollte ihre neueste Errungenschaft einweihen: einen dunkelblauen Einteiler mit viel Stoff und dicken Nähten, ein Original aus den frühen Dreißigern. Ich schwamm gerne nackt, vor allem, wenn es - ungewöhnlich für den frühen Sommer - schon so heiß war. Abgesehen von einigen anderen Paaren hatten wir Strand und See für uns. Wir schwammen weit hinaus, bis in die Nähe der schaukelnden Plattform aus Fässern und Brettern. Ich fand es immer ein bisschen unheimlich, wenn die Algen mich unter Wasser streiften, aber Hilde lächelte nur und sagte, sie genieße es sehr, keinen Boden unter den Füßen zu haben.
    »Wär das nicht schön«, rief sie mir über die Schulter zu, während sie vor mir herpaddelte, diszipliniert und elegant wie eine vereinsamte Synchronschwimmerin, »ein Haus am See? Nur für uns beide? Wir könnten ein Therapiezentrum eröffnen und viel mehr Kurse geben. Ich kümmere mich um die Aufstellungen, und du machst, was du eben so machst.«
    Sie wusste gar nicht, was ich so machte . Sie hatte mich nie gefragt, wo ich herkam, wieso ich verletzt gewesen war und wie mein Leben vor ihr ausgesehen hatte. Mir war das sehr recht gewesen, denn ich wollte möglichst wenig an früher denken. Ein Haus am See erschien mir allerdings viel zu gewaltig. Ich hatte noch keine Ahnung, was ich mit mir anfangen sollte, ob und wann ich wieder losziehen würde. Ich hatte mir nie Gedanken darüber gemacht, wie es Hilde eigentlich ging, seit sie mich aufgelesen und verarztet hatte. Denn wenn ihr nicht gerade
ein Schuh wegstarb, war sie immer so fröhlich und ich wiederum so mit mir beschäftigt, dass mir entgangen war, wie ernst unsere Freundschaft für Hilde geworden war.
    »Mit Bausparvertrag und Dackel?«, rief ich lachend zurück, um den Ernst aus ihrem Vorschlag zu nehmen. Ich schwamm an ihre Seite; sie legte sich auf den Rücken und trieb neben mir her. Ihre Augen waren geschlossen, und ihr Gesicht sah im Wasser ganz klein aus, wie das einer Puppe.
    »Ich träume von hohen Stuckdecken und von einer Allee, die zum Haus hinführt«, sagte sie. »Vielleicht von Feriengästen, alle fein angezogen, und von Mädchen in weißen Schürzen. Ich würde gern meinen Frühstückstee auf der Terrasse trinken, in einem durchsichtigen Morgenmantel, und du liest mir die Schlagzeilen aus der Zeitung vor.«
    Ich versuchte, mich in diesem Belle-Époque-Traum zu sehen, konnte es aber nicht. Ich war immer noch auf der Durchreise und wusste nicht, ob sich das jemals wieder ändern würde. Ich schwieg und streichelte ihr stattdessen unter Wasser den Hinterkopf. Ihre Haare trieben wie Algen an der Oberfläche, sie strahlte mich an, hob den Kopf, küsste mich und sagte: »Ich hab dich so lieb.«
    In den Tagen darauf kamen wir oft zum Badesee, schwammen hinter die Plattform, wo uns die anderen vom Strand aus nicht mehr sehen konnten, und küssten uns im Wasser. Sie versuchte einige Male, zwischen meine Beine zu tauchen, um mich zu lecken, aber das erwies sich als zu artistisch, und so begnügten wir uns
damit, uns die Brüste und die Mösen zu streicheln oder eng aneinandergepresst auf einer Stelle zu verharren. Einmal schälte sie sich aus einem ihrer altmodischen Badeanzüge, diesmal ein sehr früher Bikini mit Blumenmuster, und lag ganz still auf der Wasseroberfläche. Ich fuhr mit der Hand über ihren Körper, ließ den Zeigefinger zwischen ihre Schamlippen gleiten und rieb leicht ihren Kitzler. Als sie

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