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Vögelfrei

Titel: Vögelfrei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Andresky
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großen Panoramafenster zu geben. Leo rannte zur Haustür. Draußen hörte ich ihn durch den Vorgarten stolpern und Verwünschungen brüllen.
    Wieder halb in der Wohnung, rief er »Du kriegst dein Geld schon noch« in die Nacht und warf die Haustür zu.
    »Was ist?«
    Ich saß nach wie vor nackt auf dem Tisch und machte ebenfalls keine Anstalten, mich anzuziehen. Leo nahm eine Dose indisches Bier aus dem Kühlschrank, warf auch mir eine zu und trank sie fast in einem Zug aus, bevor er mir erklärte, was das alles sollte.
    »Da draußen«, er zeigte durch das Fenster in den Vorgarten, »war was. Ich hör das inzwischen genau, ob da ein Waschbär eine Katze fickt, oder ob ein Spinner ums Haus kriecht.«
    Er wischte sich über den Mund.
    »Das ist ein Irrer. Ein durchgeknallter Glatzkopf. Ich hab den Kerl beauftragt, Madhuri zu finden, direkt nachdem sie plötzlich weg war. Da dachte ich ja noch, vielleicht ist ihr was passiert. Hab mir eben Sorgen gemacht.«
    Er setzte die Dose hart auf die Spüle.

    »Gut, er hatte keine Lizenz und war auch sonst merkwürdig. Aber, hallo? Ich war verzweifelt. Jedenfalls, ich hab den Vertrag unterschrieben, ohne ihn genau zu lesen. Und zwei Wochen später steht der plötzlich in der Tür, nix dabei, außer was jeder Idiot in ein paar Minuten im Internet finden kann, und hält mir wie Dick Tracy persönlich eine Rechnung unter die Nase.«
    Er nahm sich noch ein Bier. Ich probierte einen Schluck. Es schmeckte ungewohnt, aber nicht übel. »Das Geld habe ich einfach nicht. Ich bin freier Fotograf. Ich fotografiere Familienfeste und nackte Hausfrauen, Mädchen, die gern Model werden wollen, oder Geschäftseröffnungen mit Schlipsträgern - was halt anfällt. Und jetzt steigt er mir alle paar Tage aufs Dach, kommt mit seinen Kumpels vorbei und bedroht mich.«
    Leo setzte sich zu mir an den Tisch. »Der Kerl kann mich ruinieren. Ich hab den Vertrag schon mit einem Anwalt durchgesprochen. Er ist wasserdicht. Ich muss das zahlen. Aber wie soll man so schnell Geld verdienen, seriös, meine ich.«
    Ich rutschte zu ihm und ließ die Beine links und rechts von ihm über die Tischkante baumeln. Eine Bierdose stand direkt vor meiner gerade gut gefickten und sicherlich immer noch sehr feuchten Möse.
    »Dann versuch’s doch unseriös. Ich habe jedenfalls gelernt, dass es nicht immer sinnvoll ist, eine ehrbare Frau zu sein. Und bei dem da draußen kann ich dich beruhigen, das war nicht dein Detektiv. Ganz bestimmt nicht. Ich hab ihn auch gesehen, als du rausgelaufen bist, und der da draußen hatte Haare, einen Trenchcoat an und wichste. Das war ein Spanner, kein Spinner.«

    Ich gratulierte mir insgeheim dazu, dass man es mir weder ansah noch anhörte, wenn ich log. Ich streichelte Leo durch seine niedliche Punkfrisur.
    »Komm schon! Ein Spanner, der hatte es nett, und wir hatten es hier nett.« Ich lächelte ihm zu. »Wir hatten es doch nett!?«
    Jetzt war es an ihm zu lächeln. Ich kraulte seinen Nacken und rutschte noch ein Stückchen näher, bis ich seinen Atem auf meinem Bauch fühlte.
    »Und wegen der Geldsache mach dir mal keine Sorgen. Das klappt schon alles. Sex sells. Du bist doch Fotograf, und ich hab ein bisschen Zeit und gerade so gar keine Lust, ehrbar oder seriös zu sein. Wir tun das, was wir gut können, und fotografieren uns dabei.«
    Als er mich verständnislos ansah, erklärte ich sehr geduldig: »Ficken. Wir machen Fickfotos, natürlich mit Masken, denn ich hab ja auch noch ein Leben da draußen. Und dann werden wir die schon verkaufen.«
    Leo schüttelte den Kopf. »Das Web ist rappelvoll mit Bildern, von Papi im Feinripp bis richtig pervers, damit macht man keine große Kohle mehr. Außerdem wäre das irgendwie Prostitution.«
    Ich wurde ein bisschen ärgerlich. »Und all die Frauen, die bei ihren Männern bleiben oder umgekehrt, obwohl sie sich nicht mehr lieben, all diese verkorksten Ehen, in denen jeder fremdgeht, es aber keiner zugibt, nur damit das Geld stimmt, ist das keine Prostitution? Und dass du Familienfeiern fotografieren musst, obwohl du doch eigentlich künstlerisch arbeiten willst«, ich zeigte auf die Wände ringsherum, die mit großen Fotografien bestückt waren. »Ist das keine Prostitution?«

    Jetzt hatte ich mich in Rage geredet. »Nutten machen einen Job wie andere auch. Und all das, was daran so schlimm ist, so eklig und unerträglich, kommt zur Tür rein und wartet nicht draußen. Überleg mal, wo die Welt heute ohne Kurtisanen wäre, die Kunst ohne

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