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Voellig durchgeknallt

Voellig durchgeknallt

Titel: Voellig durchgeknallt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Kennen
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Aufenthaltsraum ist eine Pfütze auf dem Boden, wahrscheinlich Kotze, und keiner wischt sie weg. Und auf der Treppe hat jemand einen Schuh verloren. Irgendwo weiter weg hört man Snoopy kläffen.
    In meiner Zelle ist sonst keiner.
    »Wo ist Devil?«, frage ich, aber Francesca knallt mir die Tür vor der Nase zu. Die Rohre donnern jetzt so laut, dass man sich vorkommt wie in der Disco. Fast.
    Obwohl ich wieder in meinem Revier bin, komme ich nicht zur Ruhe. Ich gehe auf und ab und fühle mich wie ein Raubtier im Käfig. Ich weiß nicht, wie ein Lebenslänglicher |144| das aushält. Ich nehme mir fest vor, nie jemanden umzubringen und mich dabei erwischen zu lassen.
    Na bitte: Der Knast erfüllt seinen Zweck.
    Der Boden ist gefliest. Vom Fenster bis zur Tür sind es hundertachtundfünfzig Fliesen. Sicherheitshalber zähle ich noch mal nach. Die Rohre donnern immer noch wie irre, und ich kann nicht anders, ich trete auch eine Weile dagegen. Es klingt wie Siegesgetrommel.
    Doch allmählich wird es leiser, die Leute geben auf. Schließlich ist nur noch einer übrig, der
bum-bum-bum
weiterhämmert. Es ist nicht mehr cool. Es nervt.
    »AUFHÖRN!«
    Anscheinend geht es nicht nur mir so.
    Ich stelle mich ans Fenster und schaue fünfundzwanzig Minuten lang auf die Gefängnisuhr. Sonst gebe ich mir Mühe, nicht zu oft hinzuschauen. Es ist zu deprimierend. Aber heute kann ich nicht anders. Ich stehe immer noch am Fenster und überlege, ob ich mich hinhauen soll, da höre ich jemanden draußen auf dem Flur.
    Die Tür wird aufgeschlossen und Devil wird reingeführt.
    »Lassen Sie mich los«, knurrt er und fegt die Hand des Wärters von seiner Schulter.
    Den Wärter kenne ich nicht. Er hat Muskeln wie der
Unglaubliche Hulk
. Wahrscheinlich ist er aus einem anderen Trakt. Aber ich betrachte ihn nur flüchtig, weil mein Blick an Devil hängen bleibt. Er blutet am Kopf und auf seinem Arm bildet sich ein fetter blauer Fleck.
    »Ich zeig Sie an!«, sagt er heiser. »Ich kenn meine Rechte.«
    |145| »Hier drin hast du keine Rechte«, erwidert der Wärter. »Morgen wirst du verlegt. Nach drüben. Wenn wir Platz hätten, wärst du jetzt schon da.« Er wirft mir einen drohenden Blick zu und geht raus.
    Devil geht schnurstracks zu seinem Bett und legt sich hin.
    Es ist ganz still in der Zelle.
    Ich lausche, ob ich ihn atmen höre, da stößt er ein lautes Mädchenschluchzen aus.
    »Scheiße!«, schluchzt er.
    Ich kann’s ihm nicht verdenken. Wie peinlich. Ich weiß nicht, was ich sagen soll, darum sage ich gar nichts.
    Schließlich steht er auf und kommt zu mir ans Fenster und ich rücke ein Stück, damit er auch rausgucken kann.
    Gemeinsam beobachten wir, wie ein Pulk Wärter zur Nachtschicht kommt.
    »Was war los?«, frage ich.
    »Vier von denen haben mich fertiggemacht. Haben die ganze Zeit in so ’nem kleinen Zimmer auf mich eingebrüllt, dann hat mich einer kräftig geschubst und ich bin hingefallen, und ein anderer hat gesagt: ›Hoppla, der Kleine ist gestolpert.‹« Er schüttelt den Kopf. »Dann hat mich der Typ da brutal am Arm gepackt und gesagt, dass solche wie ich hier drin nicht lange durchhalten.« Er hält den Arm hoch. »Sieh dir das an.«
    »Und dein Auge? Wer war das?«
    Auf einmal geht ein Grinsen über Devils Gesicht. »Bei der Essensschlacht hat mir einer seinen Teller an den Kopf geschmissen. Ganz schön derbe, was?«
    |146| Devil ist einfach nicht unterzukriegen.
    »Ich fass es nicht, dass sich die Wärter so was trauen«, sagt er. »Sobald ich kann, bin ich bei meinem Anwalt.«
    »Ich wollte dich ja warnen.« Das kann ich mir jetzt nicht verkneifen. »Die Typen sind die reinsten Tiere. Und mit Ronnie legt man sich schon gar nicht an.«
    Devil schweigt.
    »Es sind einfach zu viele«, sage ich.
    Ich mache mich auf eine höhnische Predigt gefasst, was für ein Schlappschwanz ich bin, was für ein Arschkriecher und so weiter, aber Devil schweigt immer noch.
    Er setzt sich auf sein Bett.
    »Könnte was dran sein«, sagt er zu meiner Verblüffung.
    Dann legt er sich hin.
    »Ich hab ’nen Brummschädel.« Er macht die Augen zu.
     
    Es ist ein Uhr nachts und ich liege wach. Ich horche auf Devils Atemzüge.
    Die klingen ungefähr so:
    SCHSCHSCHIIIIIiiiiiiii, SCHSCHSCHIIIIIiiiiiiii.
    SCHSCHSCHIIIIIiiiiiiii.
    Unsere Zelle hat keine Vorhänge. Der Mond scheint rein. Wenn das Deckenlicht aus ist, sieht die Zelle besser aus. Endlich ist es mal still im Knast. Sonst lässt immer irgendwer seine Wut an den Rohren aus oder

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