Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Voellig durchgeknallt

Voellig durchgeknallt

Titel: Voellig durchgeknallt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Kennen
Vom Netzwerk:
büffeln kann.«
    »Na und?«, sagt Marshall. »Ich doch auch.« Ich werfe ihm einen dankbaren Blick zu. Aber Devil kommt jetzt erst richtig in Fahrt.
    »Bloß weil die beiden Typen hier solche Streber sind, dürfen sie raus. Das ist ungerecht.«
    Er redet immer lauter und ich sehe, wie Ronnie Kurs auf unseren Tisch nimmt.
    »Halt die Klappe, Dev!« Ich deute zu Ronnie rüber.
    »Jetzt fängt er schon wieder an«, sagt Devil. »Der reinste Friedensengel, Mann. Die sollten dich in den Irak schicken, Alter.«
    »Alles in Ordnung, Jungs?«, erkundigt sich Ronnie.
    Alle außer Devil starren auf ihre Teller.
    |141| »Nein«, antwortet Devil. »Der Fraß schmeckt beschissen.«
    Man könnte eine Stecknadel fallen hören.
    »Tut mir leid«, entgegnet Ronnie in seinem leisen Drohton, »aber wo du jetzt Küchendienst hast, kannst du den Angestellten ja ein paar Tipps geben.«
    »Ich hab keinen Küchendienst.«
    »O doch. Und das bedeutet, dass du jeden einzelnen Tisch hier drin abräumst, angefangen mit deinem eigenen.«
    Normalerweise gibt’s so was nicht, und das weiß Devil auch. Normalerweise kratzen wir alle unsere Reste in die Schweinetonne und stapeln die Teller selber übereinander.
    »Fang ruhig schon mal an«, sagt Ronnie.
    Alle sitzen still da und spitzen die Ohren.
    »Mach schon, Dev«, sage ich.
    »Nö. Ich bin doch kein Scheiß-Dienstmädchen.«
    Es wird noch stiller, falls das überhaupt möglich ist.
    Es ist, als ob man zusieht, wie zwei Züge aufeinander zurasen. Devil kann’s nicht ausstehen, wenn ihm irgendwer Vorschriften macht. Aber er kennt sich hier noch nicht aus. Er hat keine Ahnung, wozu die Typen fähig sind.
    Devils Augen blitzen, er schäumt vor Wut. Er weiß, dass alle zuhören, und glaubt, ihm kann keiner.
    »Ich zähl bis drei«, verkündet Ronnie. »Drei kommt übrigens nach eins und zwei. Wenn du bei drei nicht anfängst, die Teller abzuräumen, wirst du’s bereuen.«
    Devil stößt einen Fluch aus, rührt sich aber nicht vom Fleck.
    |142| »Eins   … zwei   …«, zählt Ronnie.
    PENG!
    Devil fegt sein Tablett vom Tisch und Kartoffelbrei, Fleisch und Soße verteilen sich über den Boden. Dann befördert er das Tablett mit einem Tritt quer durch die Kantine.
    Stille.
    Irgendwer fängt an zu johlen und ein paar andere stimmen ein, dann bricht auf einmal allgemeiner Jubel los. Auch an unserem Nebentisch scheppert es. Simon Judd hat sein Abendessen auf den Boden gefeuert. Ein paar andere machen es ihm nach. Im Handumdrehen ist die Hölle los. Alle brüllen durcheinander, die Wärter blasen in ihre Trillerpfeifen, worauf noch mehr Wärter reingerannt kommen und die Lautsprecher quäken, dass wir uns sofort in unsere Zellen begeben sollen. Aber unterdessen ist irgendwer auf die Idee gekommen, mit Kartoffelbrei zu werfen, und weil die meisten hier drin sich nicht besonders gut beherrschen können, sonst wären wir ja nicht hier gelandet, lässt sich so gut wie keiner die Gelegenheit entgehen. Alle schmeißen mit ihrem Fraß um sich, lachen und brüllen. Sogar ich lasse mich davon anstecken und lande mit meinem Braten einen satten Treffer in Simons Visage. Uns blüht sowieso eine saftige Strafe, da können wir uns vorher ebenso gut ein bisschen amüsieren.
    Dann ist die ganze Kantine voller Wärter und jemand zerrt mich weg und drängt mich mit vier anderen Jungs in eine Ecke. Ein bulliger Wärter, ich hab ihn schon mal im
Mendip -Trakt
gesehen, scheucht unsere kleine Gruppe |143| aus der Kantine und die Treppe zu den Zellen hoch. Ich werde in eine fremde Zelle geschubst und eingeschlossen. Ich sehe mich um und überlege, mir den Schokoriegel auf dem Tisch untern Nagel zu reißen, verkneife es mir aber. Da sieht man mal wieder, was ich für ein Musterknabe bin.
    Nicht zu fassen, dieser Devil. Er ist grade mal zwei Tage hier, und obwohl er die meiste Zeit pennt, hat er schon einen Aufstand angezettelt. Ich mache mir ein bisschen Sorgen um ihn. Die legen es hier drauf an, uns kleinzukriegen. Devil ist ein harter Brocken. Ich mag mir gar nicht ausmalen, was sie jetzt mit ihm anstellen.
    Ungefähr nach einer Stunde schließt Francesca die Tür auf und sagt, ich soll in meine eigene Zelle gehen.
    »Aber jetzt ist Freizeit!«, wende ich ein.
    »Treib’s nicht zu weit«, lautet die Antwort. Auf dem Weg in meine Zelle stelle ich fest, dass ungewöhnlich viel Betrieb herrscht. Es ist nicht so tot wie sonst. Überall rennen fremde Wärter rum und verfrachten uns wieder in unsere Zellen. Im

Weitere Kostenlose Bücher