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Voellig durchgeknallt

Voellig durchgeknallt

Titel: Voellig durchgeknallt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Kennen
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dafür verpasst er mir voll eins in den Magen. Ich ringe nach Luft und im selben Augenblick schrillen die Rauchmelder los.
    Auf dem Gang hört man Rufe: »FEUER! FEUER!«
    Mir ist das Feuer schnurz. Ich will Devlin Juby endlich fertigmachen.
    Als ich grade wieder auf ihn los will, greift er sich den Stuhl.
    »Komm schon«, sagt er leise.
    Ich stürme auf ihn los und kriege den Stuhl übern Schädel. Erstaunlicherweise tut es nicht weh. Es macht mich nur noch wütender.
    Ich kann mit einem Auge nicht gut sehen, außerdem ist die ganze Zelle voller Rauch, aber das Feuer geht schon wieder aus.
    Ich hole aus, schlage zu, treffe nicht und falle über den |154| Tisch. Devil lacht und tritt noch mal ordentlich nach. Er steht über mir.
    »Du hast verloren«, sagt er ruhig.
    Ich springe auf und ramme ihm den Kopf unters Kinn. Er kippt um. Ich fühle mich super, auch wenn ich wegen dem Rauch husten muss. Er liegt am Boden, und wenn ich auch nur ansatzweise wie er wäre, würde ich jetzt mit dem Stuhlbein auf ihn eindreschen. Aber ich bin kein Devil. Ich bin Chas Parsons. Jetzt grade hab ich einen Hass auf den Typen, aber ich lasse mich nicht auf sein Niveau runterziehen.
    Wir wollen grade wieder aufeinander losgehen, da fliegt die Tür auf. Ronnie genügt ein kurzer Blick, und er bläst in seine Trillerpfeife.
    Dann kommt er mit gezücktem Schlagstock reingestapft.
     
    Drei Stunden danach. Ich bin in einer anderen Zelle, allein. Meine Lippe hat grade zu bluten aufgehört. Mein Kopf tut weh. Ich hab noch nichts zu essen gekriegt. Die Prügelei geht bestimmt in meine Akte ein. Dann muss ich den Rest meines Lebens hierbleiben und werde genauso verrückt wie meine Mutter.
    And maybe one day, I’ll be in your dreams again.
    And maybe one day, I’ll be in your dreams again.
    In your dreams again.
    In your dreams again.

|155| Dreizehn
    In ungefähr drei Stunden komme ich raus! Raus, raus, raus! Alles hat gestern angefangen. Ich lag grade auf dem Bett und bewunderte meine neuen blauen Flecken, als Francesca reinkam und meinte, im Jugendgericht wäre ein anderer Termin ausgefallen und ich sollte nachmittags um drei dort erscheinen. Ich kam gar nicht dazu, aufgeregt zu sein, weil ich gleich unter die Dusche geschickt wurde, ganz früh Mittagessen kriegte und in ein Polizeiauto verfrachtet wurde, bevor ich richtig kapierte, was überhaupt los war. Trotz der Hitze hatte ich ein langärmliges Hemd angezogen, wegen den Andenken, die ich von meiner Auseinandersetzung mit Devil hatte. Ich setzte für den Richter mein unschuldigstes Gesicht auf und, lange Rede, kurzer Sinn: Ich werde noch vor heute Abend entlassen, damit ich wieder zur Schule gehen kann! Wusste ich doch, dass Bildung für irgendwas gut ist. Als ich dran war, meinte meine Betreuerin Mindy, die
Anzahl meiner Fehltage
halte sich
in überschaubaren Grenzen
und angesichts meines
gegenwärtigen schulischen Engagements
sei meiner
Persönlichkeitsentwicklung und Stabilisierung
durch meine
sofortige Wiedereingliederung in Schule und Familie
am besten gedient.
    |156| So redet die!
    Was das Familienleben betrifft, habe ich gewisse Zweifel, außerdem muss ich irgendwelche gemeinnützige Arbeit leisten, aber was soll’s? Ich komm hier raus! Ich würde zu gern Devils Gesicht sehen, wenn er erfährt, dass ich entlassen werde, weil ich für die Schule gebüffelt habe. Ich hab gehört, dass er nach »drüben« gekommen ist. Ich bin zwar nicht gut auf ihn zu sprechen, aber das wünsche ich nun wirklich keinem.
     
    Ich hocke wieder im Warteraum. Scheint ewig her zu sein, dass ich hier eingeliefert wurde, dabei war es erst vor fünf Wochen. Alles ist noch ganz genauso: das Plakat gegen Schikanen, der Geruch, die kaputten Stühle, der Teppich mit dem eingetretenen Kaugummi. Ich muss warten, bis der Papierkram erledigt ist, dann holt mich Mum ab, hat es geheißen. Ich trage wieder meine eigenen Sachen. Meine Turnschuhe sind superbequem und mein T-Shirt ist schön weit und irgendwie weich. Ich setze die Mütze auf, komme mir aber ein bisschen komisch damit vor, darum nehme ich sie wieder ab. Vielleicht kriege ich heute Nachmittag ja frische Klamotten. Ich kann nicht still sitzen, hibble und fummle die ganze Zeit rum. Ich kann’s nicht erwarten, hier rauszukommen. Am liebsten würde ich die Wand einreißen und einfach drauflosrennen! Die Warterei ist unerträglich. Ich drehe die Mütze in den Händen.
    Beeilung!
    Aber mir ist schon klar, dass ich wahrscheinlich stundenlang hier sitzen muss.

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