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Voellig durchgeknallt

Voellig durchgeknallt

Titel: Voellig durchgeknallt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Kennen
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irgendwo brüllt einer rum. Heute Nacht nicht. Anscheinend schlafen alle. Alle außer mir.
    And maybe one day, I’ll be in your dreams again.

|147| Zwölf
    Nächster Tag. Dienstag, um genau zu sein, auch wenn der Wochentag hier eigentlich keine Rolle spielt. Es ist sehr heiß und seit vier Stunden ist rein gar nichts passiert. Man hat uns vor der Morgenfreizeit eingeschlossen und ich freu mich echt auf heute Nachmittag, auf meine zwei Stunden in der Bücherei, einfach nur, weil ich da mal aus der Zelle rauskomme. Den ganzen Morgen haben irgendwelche Typen an die Rohre gehämmert.
    Es ist so heiß, dass Devil und ich in Boxershorts rumlaufen. Wir können keinen Durchzug machen, weil man die Fenster nicht öffnen kann. Dev ist heute Morgen ziemlich still, hat mich bloß gefragt, ob ich weiß, wie es »drüben« so ist. Zum Glück habe ich keine Erfahrung aus erster Hand, aber nach dem, was man so hört, ist es hier bei uns verglichen mit »drüben« wie im verdammten Hilton. Der Trakt hat keinen Namen wie
Mendip
,
Cotswold
oder
Quantock
. Er heißt einfach »drüben«. Ich glaube, Devil ist ein bisschen durch den Wind, weil die Wärter gestern so brutal waren. Ich sag’s nicht gern, aber man hat echt ein leichteres Leben, wenn Devil neben der Spur ist. Komisch, wir sind schon ewig befreundet, schon seit wir klein waren, aber ich weiß nicht, wie ich ihn trösten soll. Außerdem bin |148| ich sauer, weil er mich gestern vor den anderen so angemacht hat. So benimmt sich ein angeblich bester Freund eigentlich nicht, oder?
    Um zwei Uhr sammle ich meine Hefter ein und suche einen Stift. Devil schaut von seiner Pritsche auf.
    »Na, ruft die Schule wieder, Chas, alter Kumpel?«
    »Richtig. Du würdest bestimmt auch gern mal ein paar Stunden rauskommen.«
    »Nicht, wenn ich den Wärtern dafür in den Hintern kriechen muss.« Es klingt abweisend. »Aber wir wollen ja nicht bei der Abschlussprüfung durchfallen, stimmt’s?«
    »Halt’s Maul. Du bist bloß neidisch, weil du nie einen Abschluss schaffst.«
    Schweigen breitet sich aus. Ich hätte die Klappe halten sollen.
    »Es gibt noch mehr im Leben als irgendwelche Scheißabschlüsse«, sagt Devil schließlich. Sein Ton gefällt mir gar nicht. Er klingt nach Stunk.
    »Zum Beispiel?« Zwischen Schreibtisch und Heizung entdecke ich einen Kuli.
    »Frei sein. Von Wichsern wie dir.«
    Da wird zum Glück die Tür aufgesperrt und ein Wärter bringt mich rüber in die Bücherei. Hier ist es kühler und ich bin froh, Devil erst mal los zu sein. Ich beschäftige mich eine Stunde mit einem Mathebogen und eine weitere stinklangweilige Stunde mit einem Text über physikalische Experimente.
    Als ich wieder in die Zelle komme, ist es noch heißer als vorher. Devil sitzt am Tisch und wühlt in meinen Sachen.
    |149| »Was machst du da?« Ich reiße ihm mein Aufsatzheft aus der Hand.
    »Mir war langweilig, da hab ich mich mal umgesehn.« Devil wirft mir einen schiefen Blick zu. »Na, war’s schön?«
    »Geht so.« Ich stecke die fertigen Matheaufgaben in einen Umschlag.
    Es ist superstickig in der Zelle. Ich kriege kaum Luft.
    »Wie geht’s damit?« Devil zeigt auf die Stelle, wo eigentlich meine Fingerspitze hingehört.
    »Ziemlich beschissen«, erwidere ich, obwohl ich in den letzten Tagen kaum dran gedacht habe.
    »Das war echt cool!«, sagt Devil. »Eben ist der Finger noch dran und dann –
zack!
– isser ab.«
    »Sehr komisch. Soll ich so was mal bei dir machen? Dann haben wir beide was zum Lachen.«
    »Das Ding ist am Verschimmeln.«
    »Welches Ding?«
    »Dein Finger.« Er sieht mich scharf an. »Du hast doch gewusst, dass ich ihn hab, oder?«
    »Und wo ist er jetzt?«
    »Bei mir zu Hause. Kann nicht schaden, so was bei der Hand zu haben, fand ich. Haste kapiert? Bei der Hand!« Er lacht.
    Bleib ganz ruhig, Chas, mein Alter, rede ich mir gut zu. Geh gar nicht drauf ein.
    »Er sieht aus wie ’n verschrumpelter Minischniedel«, macht Devil weiter. »Kein Wunder.«
    »Ich will ihn wiederhaben.« Ich klinge erstaunlich ruhig. Dabei könnte ich ihn umbringen.
    |150| Devil zuckt die Achseln. »Ich wollt ihn eigentlich an ’nen Hund verfüttern oder so.«
    »Du bist ja krank.« Ich balle die Fäuste, aber ich zwinge mich, ruhig zu bleiben. Ich darf mir keine Blöße geben.
    Devil schaut zu, wie ich auch noch meinen Englischaufsatz und einen Physikbogen, die ich beide gestern erledigt habe, in den Umschlag stecke.
    »Du bist irgendwie anders als früher«, sagt er und lässt mich nicht

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