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Voellig durchgeknallt

Voellig durchgeknallt

Titel: Voellig durchgeknallt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Kennen
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mich doch verarschen, der tut bloß so. Herr im Himmel! Er schläft wirklich. Heimlich, still und leise bohre ich mit dem Finger eine Öffnung in die Falten der Decke. Ein winziger Luftzug dringt an mein Gesicht. Die Erleichterung ist ungeheuer. Ich vergrößere das Luftloch ein bisschen und stelle fest, dass Juby mit dem Rücken zu mir liegt. Bis auf |189| die Schuhe ist er noch angezogen. Er trägt einen schwarzen Ledermantel. Ich schaue direkt auf seinen stoppligen Nacken.
    Er bewegt sich und das Schnarchen bricht ab. Stattdessen gibt er komische Ächzlaute von sich. Bitte, bitte, lass ihn jetzt nicht aufwachen!
    »Wir wollten nich   …«, brabbelt er. »Holt ihn lieber raus.«
    Ich halte den Atem an. Ich glaube, er spricht im Schlaf.
    »Holt ihn raus   …«
    Dann kriege ich den Schreck meines Lebens, als er laut aufstöhnt, ganz dicht an meinem Ohr.
    »Stirbt er?«
    Mann, was quatscht der da? Ich wäre überall auf der Welt lieber als hier. Ich mache mir auch Sorgen wegen dem Druck in meinem Darm. Das sind wahrscheinlich die Nerven oder so, aber entweder kacke ich mich gleich ein oder ich lasse den größten Furz aller Zeiten. Ich kneife die Hinterbacken fest zusammen.
Der Geist siegt über die Materie, der Geist siegt über die Materie
, sage ich mir vor.
    Mein Bauch tut sauweh. Kommt bestimmt von der ganzen Cola. Außerdem muss ich pinkeln.
    Ich   … halt’s   … nicht mehr   … aus   …
    PUUUUUUUUUPPPPPPPPPPP!
    Ich muss sterben, weil ich zur Unzeit gefurzt habe.
    Juby rührt sich.
    Ich liege da wie tot, als er sich umdreht. Ich trau mich nicht mal, mir die Decke übers Gesicht zu ziehen. Als Juby die Augen aufschlägt, schaue ich ihn voll an. Er ist verdutzt, |190| als er mich in seinem Bett liegen sieht, eingerollt in seine Tagesdecke und reglos wie ein Toter.
    Am besten, ich denke an was Schönes, zum Beispiel an Lexi.
    »Chas Parsons?«, fragt Juby.
    »Ja bitte?«, entgegne ich cool.
    »Was machst du hier?«
    Ich schlucke.
    »Ich versteck mich vor Ihnen«, antworte ich.
    Juby macht die Augen zu. »Ach so.« Ich warte drauf, dass er mir eins in die Fresse haut, aber er hüstelt bloß und dreht sich wieder weg.
    Will er mich verscheißern? Muss er erst überlegen, wie er mir am besten den Kopf abreißt? Da habe ich eine Eingebung. Vielleicht glaubt er ja, dass er träumt. Kein Mensch ist so lebensmüde, dass er sich in Jubys Bett schleicht. Nicht mal seine Frau hat es da drin lange ausgehalten.
    Ich weiß nicht, wie lange ich noch daliege, es kommt mir vor wie hundert Jahre, aber wahrscheinlich dauert es nur zehn Minuten, bis er wieder drauflossägt. Ich hätte nie gedacht, dass mir Jubys Schnarchen eines Tages wie die schönste Musik in den Ohren klingt. Trotzdem, ich klemme immer noch zwischen ihm und der Wand. Es wäre echt todesmutig, wenn ich versuchen würde, über ihn drüberzuklettern. Stell dir vor, er wacht noch mal auf! Aber ich muss hier raus, ich muss einfach. Der Typ ist total weggetreten – besser wird’s nicht!
    Vorsichtig versuche ich, einen Arm aus der verkrumpelten Decke zu befreien. Es gelingt mir nicht richtig. Ich |191| habe so lange still gelegen, dass mein Körper sich anfühlt, als ob er nicht mehr mir gehört. Und dank der Cola muss ich jetzt richtig doll pinkeln. Je mehr ich den Gedanken verdränge, desto dringender muss ich.
Komm schon
, ermuntere ich mich,
trau dich
. Ich winkle das Bein an und das Bett quietscht irre laut. Ich halte inne. Ich bin so ein Schisser!
Na los, mach’s einfach!
Ich trau mich nicht. Verdammter Mist, Juby regt sich. Er hustet und beruhigt sich wieder. Das müsste eigentlich bedeuten, dass er sich in der   … wie heißt das? In der RE M-Phase befindet. Das ist ein ganz leichter Schlaf, aus dem man schnell aufwacht. Da bleibe ich doch lieber liegen. Falls Juby nicht auf die Idee kommt, sich zu mir rüberzurollen oder die Decke über sich zu ziehen, und wenn er bald ausgeschlafen hat und wieder rausgeht, wird alles gut. Aber das ist ausgesprochen unwahrscheinlich. Außerdem pinkle ich mich gleich ein. Meine Blase tut höllisch weh. Der erste einer ganzen Reihe von Krämpfen fährt durch meinen Unterleib, während ich versuche, mich zu beherrschen.
    Kann es noch schlimmer kommen?
    AHHCCCHHAAAGGG!
Juby röhrt im Schlaf und auf einmal bin ich feucht zwischen den Beinen. Alles in Ordnung, er ist wieder ruhig, ächzt und schmatzt bloß leise. Ach du Scheiße! Ich hab mich eingepullert. Wie oberpeinlich! Immerhin tut meine Blase nicht mehr weh.

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