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Voellig durchgeknallt

Voellig durchgeknallt

Titel: Voellig durchgeknallt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Kennen
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hüfthohes Gras und Gestrüpp rüber zum Bauzaun, der aus dicken Eisenplatten zusammengenietet ist. Sie drückt mit Schwung dagegen, aber die Wirkung ist gleich null.
    »Wie kommt man da rein?« Sie schaut mich an. »Mach schon. Du bist hier der Einbrecher!«
    »Die Zeiten sind vorbei«, brummle ich. So denkt sie von mir? Schrecklich. Vielleicht glauben ja alle, dass ich so jemand bin. Ein Dieb. Ein gemeiner Schuft. Ich selber sehe mich ganz anders. Ich bin ein überwiegend gesetzestreuer Bürger. Ich gehe zur Schule und ärgere meine Oma. Nur ab und zu mache ich irgendwas, was sich gar nicht gehört, zum Beispiel einen Laster klauen. Aber nach der Erfahrung in Bevanport glaube ich nicht, dass ich so was noch mal bringe. Und wenn doch, sorge ich dafür, dass ich nicht erwischt werde, worauf du Gift nehmen kannst!
    »Was hast du vor, Lexi?« Ich renne keuchend hinter ihr her. Ich will auch nicht wegen Einbruch und unbefugtem Betreten eingebuchtet werden.
    »Sieht man das nicht?«
    |282| Sie lässt mich stehen und rennt am Zaun lang, probiert es an jeder Platte. Aber die Dinger sitzen bombenfest. Ich latsche hinterher. Und was macht sie, wenn auf einmal Lenny Darling vor ihr steht?
    Schönen guten Abend, haben Sie vielleicht meinen Bruder gesehen?
    Wir gehen weiter bis ans Ende der Schrebergärten. Dort macht der Zaun einen Knick und folgt der Privatstraße bis zum Baustelleneingang.
    »Lexi   …«, fange ich an, als sie durch das Loch im Zaun auf die Straße klettert.
    »Ich will ja bloß mal gucken!«, faucht sie. »Wenn’s sein muss, geh ich auch allein.«
    Ich klettere hinterher und sie kommt ganz dicht an mich ran.
    »Wenn
dein
Bruder verschwunden wär, würdest du dann auch nur rumsitzen und nichts unternehmen?«
    »Schon gut, schon gut.«
    Wir gehen hintereinander zum Eingang der Baustelle und ich wünsche mich heimlich in Michaels Laube zurück.
    Ein weißes, drei Meter hohes Doppeltor, mit Warnschildern gepflastert und mit einem Vorhängeschloss gesichert. Darüber sind zwei riesige Lampen angebracht. Ich kann keine Vorhängeschlösser knacken. Devil schon. Darum habe ich ihn ja auch immer auf meine Streifzüge mitgenommen. In so was ist er richtig gut.
    »Alles klar?«, fragt Lexi. Ich lege den Finger auf die Lippen, denn eine alte Frau mit einem Hund kommt auf uns |283| zu. Lexi packt meinen Kopf und drückt ihren Mund auf meinen. So hat doch alles seine Vorteile. Die Frau macht
Tststs!
und geht weiter. Jede Wette, dass sie neidisch ist. Kaum ist sie weg, lässt Lexi mich wieder los, viel zu schnell für meinen Geschmack. Können wir nicht einfach hier stehen bleiben und weiterknutschen?
    Lexi plagt sich mit dem Vorhängeschloss ab und quiekt leise. Wahrscheinlich hat sie sich den Finger geklemmt oder so, darum gehe ich schnell hin. Sie hält mir breit grinsend das offene Schloss unter die Nase.
    »Wie hast du das denn   …?«
    »Anfängerglück!«, antwortet sie und will das Tor auch schon aufmachen. Sie ist nicht so unschuldig, wie sie tut.
    »Warte«, sage ich. »Da drin sind Wachleute, vielleicht sogar Hunde.«
    »Ach komm schon.« Lexi zieht das Tor auf und schlüpft durch den Spalt. Ich kann sie da nicht alleine reingehen lassen.
    Das Erste, worauf mein Blick fällt, ist ein Baucontainer, in dem noch Licht brennt. Ich gebe Lexi ein Zeichen, dass sie stehen bleiben soll, und schleiche selber hin, um durchs Fenster zu spähen.
    Auf dem Tisch steht eine Tasse, daneben liegt ein angebissener Keks. Ein Bildschirmschoner bewegt sich über den Computermonitor. An der Wand hängen sechs Fernsehbildschirme, die alle verschiedene Abschnitte der Baustelle zeigen. Ich kriege einen Riesenschreck, als ich über den einen Bildschirm eine Gestalt huschen sehe.
    »Lexi!«, zischle ich. »Wo willst du hin?«
    |284| »Da rüber.« Sie verdrückt sich hinter einen Berg Plastikrohre und winkt mir.
    Wenn sie wenigstens leise reden würde! Selbst wenn Lenny nicht in der Nachtschicht arbeitet, irgendein Wachmann passt hier garantiert auf. Und weit kann er nicht sein. Ich ducke mich und folge Lexi quer über das Gelände.
    Ein riesiger Generator brummt vor sich hin. Vielleicht übertönt er uns ja. Überall liegt irgendwelches Zeug, flatternde Plastikbänder, Maschendrahtrollen, übereinandergestapelte Betonklötze und bergeweise Steine. Im Boden sind mordsmäßige Löcher und daneben riesige Erdhaufen. Das ganze Gras ist ratzekahl abrasiert.
    Ich sehe ein England-Fähnchen am Fahrerhaus von einem abgestellten

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