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Voellig durchgeknallt

Voellig durchgeknallt

Titel: Voellig durchgeknallt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Kennen
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Schaufelbagger flattern und ganz kurz kommt der alte Chas wieder hoch. Stell dir vor, mit dem Teil da eine kleine Tour zu machen!
    Aber Lexi drängelt weiter und ich muss hinterher. Ich hole sie wieder ein, als sie grade zwischen einem Kipplaster und einem Bagger durch den Matsch stakst, und lege ihr die Hand auf den Arm.
    »Wo wollen wir denn hin?«
    »Egal.« Sie ist voll überdreht. Vielleicht turnt es sie einfach nur an, in einer stürmischen Nacht kreuz und quer über eine Riesenbaustelle zu flitzen.
    »Wir dürfen uns nicht erwischen lassen, Lexi«, sage ich. »Komm schon, wir gehen noch ein Stück weiter, dann kehren wir um.«
    Aber eine Juby kann man nicht aufhalten. Schon ist sie |285| wieder auf und davon, schaut hinter die Baumaschinen und hebt Eisenbleche hoch, steckt einfach überall ihre Nase rein. Ich trabe unterdrückt fluchend hinterher, rutsche aus und falle auf die Hände, wobei ich nur knapp einen fiesen Eisendorn verfehle. Als wir am gegenüberliegenden Zaun ankommen, bleibt Lexi stehen und legt die Hand auf das Metall.
    Der Wind bläst immer stärker und ein kalter Regentropfen trifft mich im Nacken.
    »Lass uns abhaun, Lexi.«
    Sie knallt die flachen Hände an den Zaun und ich beiße mir auf die Lippe. Legt sie es etwa drauf an, dass wir erwischt werden? Ihr kann es ja schnurz sein. Sie braucht nur mit den Wimpern zu klimpern, dann passiert ihr nichts weiter, außer dass sie noch einen Samstag in ollen Klamotten mit Tony verbringen muss. Aber ich? Mich karren sie ruckzuck nach Bevanport.
    Ich trete auf irgendwas Ekliges. Unter meinem Schuh klebt eine nasse Socke. Ich pelle sie ab. Sie ist zugeknotet und es ist irgendwas drin. Ich halte mir das Ding unter die Nase und muss würgen. Das ist Kacke! Wie krass ist das denn? Wahrscheinlich ein Hundebesitzer, der einen Haufen über den Zaun geworfen hat. Ich lasse die Socke fallen und wische mir die Hände an der Hose ab. Ich fühle mich verseucht.
    Der Regen wird stärker und ich bin im T-Shirt . Mein Pulli liegt in Michaels Laube.
    »Ich hau ab«, sage ich. Ich mein’s ernst. Ich hab die Schnauze voll.
    |286| »Warte«, sagt Lexi.
    Ich mache die Augen zu. Warum hat mich diese Frau bloß derart im Griff?
    Regentropfen klatschen auf die Baumaschinen.
    »Lexi   …«
    »Ich hör was!« Sie legt den Kopf schief. Ich höre überhaupt nichts, nur die Generatoren, den Wind und den Regen.
    »Lexi   …«
    Aber dann höre ich es auch, ein leises Klopfen. Es klingt zugleich ganz nah und weit weg. Na und? Ich will endlich hier verschwinden.
    Lexi geht ein paar Schritte weiter, dann guckt sie nach oben. Ich folge ihrem Blick. Sie schaut an einem der beiden Kräne hoch.
    »DEVIL!«, schreit sie.
    Hoch oben in der Luft zeichnet sich ein Umriss gegen die Frontscheibe des Kranführerhauses ab.

|287| Vierundzwanzig
    Die Gestalt winkt und der Wind bläst so stürmisch, dass das Kranführerhaus hin und her schwankt.
    »Das ist er!«, schreit Lexi. Sie kann sich nicht von dem Anblick losreißen. Der Regen läuft ihr übers Gesicht und verklebt ihr Haar, sodass es noch schwärzer aussieht. Das da oben kann sonst wer sein. Ich drehe mich zu Lexi um, aber sie rennt schon über den aufgewühlten Boden zu dem mit Brettern verkleideten Kransockel.
    »Wieso kommt er bitte schön nicht runter?«, frage ich ein bisschen unwirsch. Ich kann große Höhe nicht ausstehen. Ich gehör nicht zu den Typen, die aus Spaß auf Brückengeländern balancieren und Bungee-Jumping machen oder was weiß ich. Darum bin ich nicht grade begeistert, als Lexi auf dem Betonsockel herumhüpft und sich abmüht, ein Bein über die Bretterverkleidung von einem turmhohen Kran zu kriegen.
    »Siehst du nicht, wie das Ding wackelt, Lexi? Das ist zu gefährlich!«
    »Was?« Sie hört auf zu hüpfen und wirft mir einen bösen Blick zu. »Deswegen müssen wir ihn ja von da oben runterholen.« Sie springt hoch und erwischt die Oberkante der Bretter, aber das Holz ist nass, sie kann sich mit einer Hand |288| nicht festhalten und rutscht mit einem leisen Aufschrei ab. Sie krümmt sich auf der Erde und ich renne hin.
    »Mist!« Sie leckt sich die Hand. Sie blutet. Die Wunde sieht ziemlich tief aus. Schwer zu sagen. Es ist zu dunkel.
    Würde ich wegen meinem Bruder so einen Aufriss veranstalten? Oder andersrum: Wenn zum Beispiel Stephen wüsste, dass ich akut in der Klemme sitze, würde er dann zurückkommen und mir helfen?
    Drehen Sie bei, Käpt’n, und steuern Sie England an. Mein kleiner Bruder kann jeden

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