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Voellig durchgeknallt

Voellig durchgeknallt

Titel: Voellig durchgeknallt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Kennen
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weiter, achte nicht mehr auf die Höhe, die rutschigen Sprossen und meine wunden Hände.
    Von der nächsten Plattform aus schaue ich nach oben. Lexi hat auf halber Höhe der nächsten Leiter haltgemacht, schlingt die Arme um eine Sprosse und hält sich den Kopf. Aber sie steht noch auf beiden Beinen, sie ist noch ganz, und da ist auch kein Lenny Darling, der auf sie einprügelt.
    »Lexi?«
    »Gleich!«, blafft sie. Ich stehe einfach da. Ich würde gern ihren Schuh streicheln, aber dann tritt sie mich bestimmt.
    Es dauert einen Augenblick, bis sie den Kopf hebt und mich ansieht. Es ist dunkel hier oben, darum kann ich nicht viel erkennen, aber ich glaube, sie hat eine dunkle Schramme auf der Stirn.
    »Ich bin abgerutscht«, sagt sie. »Hab mir den Kopf an der Leiter angehauen.«
    »Komm runter zu mir und ruh dich aus, nur ganz kurz.« Ich habe Schiss, dass ihr schwindlig wird und sie in Ohnmacht fällt.
    |292| O Wunder, sie ist einverstanden.
    »Okay, aber ich komm nicht runter!«, sagt sie. »Ich mache auf der nächsten Plattform eine Pause.« Und damit zieht sie sich die Sprossen hoch. Ich warte, bis sie auf der Plattform steht, bevor ich hinterherklettere. Ich will nicht riskieren, dass sie auf mich drauffällt, falls sie bewusstlos wird.
    Oben angekommen, setze ich mich neben sie. Wir sind schon ziemlich hoch und können die Unterseite des Führerhauses erkennen. Die Kabine hält nicht still, sondern schwankt träge im Wind hin und her. Mir wird flau. Ich schaue nicht nach unten, sondern rutsche näher an Lexi ran. (In dieser Höhe kann ich mir nur ganz vorsichtige Bewegungen erlauben.)
    »Hast du ein Taschentuch?«, fragt sie. »Ich blute.«
    Ich schüttle den Kopf. In meinem Rucksack ist nur was zu essen und zu trinken, Klamotten, ein bisschen Geld und mein Handy.
    Das Handy.
    »Du, Lexi.« Trotz Wind und Regen senke ich unwillkürlich die Stimme, und zwar deshalb, weil ich nicht will, dass uns der Mensch oben im Führerhaus belauscht, wer immer es ist. Der Überraschungseffekt soll uns zugutekommen. »Wieso rufen wir nicht die Polizei an, Lexi?« Ich bin wohl nicht bei Trost, dass ausgerechnet ich das vorschlage! Anscheinend habe ich einen Höhenkoller. »Wenn Devil da oben festsitzt, muss uns jemand helfen, ihn rauszuholen. Die Kabine ist bestimmt abgeschlossen. Und wenn es doch Lenny ist   …« Ich sehe vor meinem geistigen Auge zwei |293| kleine Gestalten vom Himmel fallen. Ich räuspere mich. »Wenn es Lenny ist, sind wir am Arsch.«
    Insgeheim plagt mich auch eine andere, noch viel schlimmere Befürchtung, die ich mir am liebsten nicht mal selber eingestehen mag. Devil und ich haben uns nicht grade im Guten getrennt. Niemand, der noch alle Tassen im Schrank hat, möchte auf einem himmelhohen Kran Devlin Juby begegnen, wenn der noch ein Hühnchen mit einem zu rupfen hat.
    Ich traue ihm nicht. Wenn Lenny mich nicht umbringt, dann womöglich Devil.
    Ich rutsche ganz dicht an Lexi ran. »Komm, wir rufen an.«
    Da kracht es ohrenbetäubend und ein greller Blitz zuckt über den Himmel, gefolgt von dumpfem Donnergrollen.
    »Verdammt!«, sage ich. Ich hab vielleicht nicht das allerschnellste Mainboard, aber sogar ich weiß, dass es nicht besonders klug ist, bei Gewitter auf einem hohen Metallgerüst rumzuturnen.
    »Huch!«, macht Lexi. Dann: »Gib mal das Handy.«
    Ich angle es aus der Hosentasche und halte es hoch. Am besten rufe ich als Erstes die Polizei an. Aber Lexi sieht das anders. »Ich probier’s noch mal bei meinem Dad.« Sie streckt die Hand aus.
    »Wo ist denn deins?« Ich halte das Handy höher. Jetzt darf nichts schiefgehen.
    »Guthaben alle, schon vergessen?«
    »Ich ruf die Polizei an, Lexi.« Ich hätte nie gedacht, dass ich mich das mal sagen höre.
    |294| »Chas   …«
    Da erhellt der nächste Blitz die ganze Baustelle und in diesem Sekundenbruchteil passiert dreierlei gleichzeitig:
Lexi greift nach dem Handy, mit einer schnellen Bewegung, wie ich sie von ihrem Bruder kenne.
Vor lauter Schreck über Lexi und den Blitz lasse ich das Handy fallen und es rutscht durch den Gitterrost und segelt scheppernd und immer wieder aufprallend in die Tiefe.
Ich sehe unter uns jemanden auf den Kran zurennen.
    »Scheiße!«, fluche ich. »Scheiße, Scheiße, Scheiße!«
    »Dann klettern wir einfach weiter.« Lexi rappelt sich auf.
    »Wir können es ja holen gehen«, sage ich ohne große Hoffnung. »Ich hab gehört, wie es aufgeschlagen ist, es liegt bestimmt bloß ein paar Plattformen weiter

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