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Vogel-Scheuche

Titel: Vogel-Scheuche Kostenlos Bücher Online Lesen
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eine Familie für euch, die Zwillinge braucht«, schlug Kim vor.
    »Toll, das wäre aber wirklich nett«, sagte Abscissa und klatschte mä d chenhaft in die Hände.
    »Dürfen wir dann den ganzen Tag Eiscreme essen und Kissenschlac h ten veranstalten?« ergänzte Ordinate.
    »Ich halte es doch für wahrscheinlicher, daß man euch die Kissen ins Maul stopfen und Schreikrämpfe verabreichen wird«, warf Dug ein.
    »Dug!« rief Kim empört. »Zieh sie nicht so auf.«
    Doch die Kinder schienen von dem Gedanken fasziniert. »Das ist ja sogar noch besser«, meinte Abscissa.
    »Balgereien ums Essen sind großartig«, ergänzte Ordinate.
    »Sieh nur, was du angerichtet hast«, sagte Kim zu Dug. »Jetzt hast du ihnen einen Floh ins Ohr gesetzt. Du kannst von Glück sagen, wenn man dich nicht wegen Verletzung der Erwachsenenverschwörung b e langt.«
    »Tut mir leid«, erwiderte Dug, er sah dabei allerdings nicht gerade von Mitleid geschüttelt aus.
    »So, jetzt müssen wir gehen«, sagte Abscissa.
    »Weil ihr nämlich ziemlich langweilig werdet«, ergänzte Ordinate.
    »Das ist nun einmal das Wesen der Erwachsenen«, erklärte Ichabod. Doch da bildete sich bereits die Koordinatenkarte, und kaum hatte er zu Ende gesprochen, waren die Zwillinge auch schon verschwunden.
    Sie setzten sich wieder in Marsch. Die Vorladungsmarke zog immer kräftiger, woran Metria erkannte, daß sie bald am Ziel sein mußten. Ta t sächlich entdeckten sie einige Hufabdrücke und folgten ihnen.
    »Junge Zentaurenstute«, erklärte Arnolde.
    »Woher willst du das wissen?« wollte Jenny wissen. »Könnte es nicht auch ein Einhorn oder so etwas sein?«
    »Nein. Zentauren sind an ihren Vorderläufen besonders belastet, we s halb sie sie auch weiter spreizen, um dem Körper zusätzliche Stabilität zu verleihen und die Hände freizuhalten. Außerdem unterscheidet sich die Anordnung dieser Abdrücke ganz eindeutig von jener der Einhörner.«
    Für Metria sahen zwar alle Hufabdrücke gleich aus, aber es bestand kein Zweifel daran, daß Arnolde wußte, wovon er sprach. Kreuzten sich die Hufabdrücke mit anderen, zeigte er sofort auf die frischeren, noch bevor Metria es am Zug der Marke überprüft hatte.
    Bald darauf entdeckten sie eine etwas verwahrloste junge Zentaure n dame. Das blonde Haar hing ihr schlaff um die Schultern und jugendl i chen Brüste, und in ihrem Schweif nisteten Fluchzecken. Sie verzehrte gerade eine bittere Frucht und sah ziemlich niedergeschlagen aus.
    »Wenn du gaffst, gibst du dich damit als ignoranter Mundanier zu e r kennen«, flüsterte Kim Dug zu.
    »Äh, klar«, erwiderte Dug und fuhr die Intensität seines Gaffens ein wenig zurück. Wie so viele junge Männer, schien auch er von nackten Nymphen und Zentaurenfohlen fasziniert zu sein.
    »Chena Zentaur?« rief Metria.
    Die Jungzentaurin hörte sie, blickte in ihre Richtung – und scheute. Einen halben Augenblick später war sie auch schon verschwunden.
    »He!« rief Metria. Sie sauste hinter der Kreatur her. »Ich habe dir eine Vorladung zu überreichen.«
    Doch die Zentaurin floh blindlings, ohne das Gesagte zu beachten. Schließlich sauste Metria voran und baute sich vor ihr auf, wobei sie die Gestalt eines Zentauren annahm. Da sie nicht über die gleiche Masse verfügte wie ein Zentaur, war sie überwiegend von rauchiger Konsistenz, schaffte es aber immerhin, die Aufmerksamkeit der Jungmähre zu we l ken und sie zum Stehen zu bringen.
    Die Zentaurin stand nun da, japsend und wirre Blicke um sich we r fend, bereit, sofort wieder davon zuspringen, sobald sie eine geeignete Fluchtrichtung entdeckte.
    »Chena Zentaur?« fragte Metria ein zweites Mal, obwohl sie sich sicher war, daß es sich um die Gesuchte handelte.
    »Warum läßt du mich nicht in Frieden?« fragte die Jungstute mit Tr ä nen in den Augen.
    »Das darf ich nicht. Ich muß dir diese Vorladung überreichen.« Metria hob die Marke hoch.
    »Vorladung?«
    »Zu einem Gerichtsverfahren. Es ist nämlich…«
    Chena fuhr auf der Stelle herum und jagte den Weg zurück, den sie g e kommen war. Doch das führte sie nur zu der nachrückenden Gruppe. Wieder wandte sie sich zu Metria um, und in ihren Augen leuchtete helle Verzweiflung. »Ich habe es nicht böse gemeint!«
    Arnolde trat vor. »Meine Liebe, bei der Gerichtsverhandlung geht es nicht um dich. Du bist lediglich als Geschworene geladen.«
    Die Stute ließ den Kopf mal in Richtung Arnolde, mal in Richtung Metria schweifen. »Aber…«
    »Schau mal, hier steht

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