Vogel-Scheuche
hinüber.
Electra war draußen im Obsthain, adrett in Blue Jeans und übersät mit Sommersprossen, wie gewöhnlich. Besonders prinzessinnenhaft sah sie nicht aus, aber daran hatten sich die Schloßbewohner schon gewöhnt. Sie wässerte gerade die kleineren Pflanzen mit Hilfe eines Schlauchs, den sie an einen Hahenwurz angeschlossen hatte. Ihre vierjährigen Zwillinge Dawn und Eve spielten in einer kleinen Hauspflanze. Wenn diese erst ausgewachsen war, würden auch Erwachsene sie nutzen können, doch im Augenblick war sie noch von Kindergröße. Umringt wurde das Ga n ze von allerlei Käfern, weil die Kinder offensichtlich wünschten, daß ihr Spielhaus sich in einer Stadt befinden möge. Auch eine Schnellimbißke t te hatte man darum gelegt, falls sie plötzlich hungrig werden sollten. Metria merkte, daß die Kinder ihre Talente einsetzten, um die besten Spielgeräte ausfindig zu machen, denn Dawn konnte alles über jedes Lebewesen in Erfahrung bringen, während Eve das gleiche mit unbele b ten Dingen zu tun vermochte.
Doch schließlich wollte Metria ja nur Electra aufsuchen. »Hättest du etwas dagegen, Doph für ein paar Tage loszuwerden?« fragte sie die Prinzessin.
Electras normalerweise heitere Miene verdüsterte sich merklich. »Hast du niemanden anderen, den du unterhalten kannst, jetzt, da du verheir a tet bist?« versetzte sie.
Metria erkannte, daß hier wohl ein kleines Mißverständnis vorliegen mußte. Electra erinnerte sich offensichtlich noch daran, daß Metria Prinz Dolph mit der Drohung aufgezogen hatte, ihm ihre Höschen zu zeigen. Merkwürdig, daß sich eine solche Banalität so fest ins Gedächtnis ei n schreiben konnte. »Ich versuche nicht, ihn zu verführen«, warf sie schnell ein. »Ich befinde mich im Auftrag des Simurghs auf einer Mission und brauche Transport für eine Reihe von Leuten, die ins Namenlose Schloß müssen, aber verstreut über ganz Xanth sind. Ich dachte, er könnte sich vielleicht in einen Vögel Roc verwandeln und sie für mich dort hinb e fördern.«
»Ach so, ja, natürlich. Chena und Cynthia sind da, und Grey und Ida und Threnodia werden ebenfalls gehen. Alle sind neugierig zu erfahren, was Roxanne Roc nur angestellt haben kann, um einen solchen Prozeß verdient zu haben. Wenn das helfen sollte, das ganze Mysterium zu l ö sen, dann leih dir ruhig meinen Mann dazu aus.« Sie legte eine eigenartige Betonung auf die Wörter »meinen Mann«, womit sie andeutete, daß sie es alles andere als gelassen sehen würde, sollten wieder einmal Höschen zur Schau gestellt oder mit ihrer Zurschaustellung gedroht werden.
»Verstanden«, stimmte Metria zu. »Danke, Prinzessin.«
Sie huschte ins Schloß, wo Prinz Dolph gerade mit Hausarbeit b e schäftigt war. Das ließ sie stutzen. »Wieso erledigst du hier Frauena r beit?« wollte sie wissen.
Er blickte sie verlegen an. »Electra wollte eigentlich alles sauberm a chen, aber sie muß auch einige Pflanzen im Hain wässern, deshalb hat sie mich gebeten, es zu tun.«
»Und hat dich voll um den kleinen Finger gewickelt.«
»Ja.«
Metria nickte. »So gehört sich das auch. Aber wie wäre es mit einer kleinen Pause von solchen Aufgaben, so für ein, zwei Tage vielleicht?«
»Liebend gern! Aber Electra…«
»… hat schon ihre Erlaubnis gegeben. Du sollst dich für mich in einen Vogel Roc verwandeln, um Leute aus ganz Xanth zum Namenlosen Schloß zu bringen. Bist du dazu bereit?«
Dolph wurde zu einem Baby Roc, weil ein ausgewachsener nicht ins Schloß gepaßt hätte. »Krächz!« sagte er begeistert.
Nicht schlecht. »Als erstes müssen wir ins nördliche Xanth, um ein paar Leute zu transportieren. Verwandle dich in etwas ganz Kleines, dann bringe ich doch dorthin.«
Er wurde zu einem Summvogel. »Summ-summ-summ-summ«, sum m te er in vier Tönen.
Vorsichtig schloß sie die Hand um ihn, dann sauste sie zurück zu der Gruppe im Nordwesten. Dort öffnete sie die Hand wieder und Dolph nahm seine natürliche Gestalt an.
»Das ist Prinz Dolph«, erklärte sie. »Er wird euch ans jeweilige Ziel bringen.«
»Hallo, Prinz Dolph«, sagte Kim. »Es freut mich, dich endlich mal kennenzulernen. Ich bin Kim Mundanierin.«
Dolph sah sie erstaunt an. »Mundanierin?«
»Dug und ich waren vor drei Jahren schon einmal in Xanth, als wir das Begleiter-Spiel gespielt haben, aber damals haben wir uns nicht kenne n gelernt.«
»Ach so, das Spiel, an dem Nada teilgenommen hat«, fiel ihm wieder ein.
»Und Jenny Elfe«, ergänzte Kim. »Sie
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