Vogel-Scheuche

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Sauseflug auf den See zu. »O o oohhh!« machten die Kinder, als das Land unter ihnen dahinschoß, die Felder, Wälder, Flüsse, Berge und Siedlungen. Die Konturen wurden schärfer, denn auch das Land freute sich über Anerkennung und gab sich größte Mühe, einen guten Eindruck zu machen. Selbst die kleinen vo r überziehenden Wolken ließen ihre silbernen Ränder heller glänzen, ein hübscher Anblick. Im Gegensatz zum stürmischen Fracto waren die meisten Wolken von freundlichem Wesen.
    Im Spiralflug gingen sie auf das Schwarze Dorf nieder, das sich inmi t ten einer hübschen Landschaft am Ogersee befand. Dolph landete auf dem Dorfplatz, gab den Korb frei, faltete die Flügel und nahm wieder seine menschliche Gestalt an.
    Ein fröhlicher schwarzer Mann kam auf sie zu. »Welchem Anlaß ve r danken wir das Vergnügen dieses Besuchs, Prinz Dolph?« fragte er. Sein Blick streifte die Skelette. »Wie ich sehe, kommst du recht stilvoll daher.«
    »Die Dämonin Metria hat etwas für dich, Sherlock«, erwiderte Dolph.
    »Eine Vorladung«, ergänzte Metria und erklärte es ihm.
    Sherlock überlegte. »Ich denke, da könnte ich wohl hingehen. Es ist eine ruhige Zeit. Während der touristischen Hauptsaison sieht es anders aus. Wartet mal, ich werde eben mal meinen Namen auf der schwarzen Liste eintragen.« Dann eilte er davon.
    Die kleinen Skelette betrachteten neugierig das Dorf. Alles war schwarz. Von den Häusern bis zu den schwarzäugigen Erbsen, die um den Dorfplatz herum wuchsen. Eine schwarzäugige Katze hockte auf einem schwarzen Pfahl und musterte sie, während Krähen am Rand des schwarzen Lochs hockten, das als Dorfbrunnen diente, umgeben von Schwarzbeeren. Über den schwarzen Torf kroch eine schwarze Schlange. Die Männer im Dorf spielten Schwarzer Peter, und sie konnten die Sch u le ausmachen, wo schwarze Magie unterrichtet wurde. Auf einem Feld in der Nähe grasten schwarze Schafe zwischen schwarzäugigen Susannen.
    »Das ist hier aber hübsch und ordentlich!« meinte Picka beeindruckt.
    »Ja, wo wir wohnen, ist alles so langweilig knochenweiß«, stimmte G e lenk zu.
    »Schwarz ist schön«, bestätigte Graci. »Holen wir uns etwas schwarze Farbe, damit wir zu Hause das Haus und den Gebeinhof schwarzmalen können.«
    Entzückt von diesem Vorschlag, folgten sie ihr auf der schwarzgepfla s terten Straße zum Schwarzmarkt am anderen Ende des Dorfes.
    Dolph verpaßte dem Knochenkorb einen Tritt, so daß die Knochen auseinanderflogen und sich wieder zu Mark zusammensetzten. »Das erweist sich doch als recht nützlich«, bemerkte das Skelett.
    Sherlock kehrte zurück, einen schwarzen Hut tragend, womit er ande u tete, daß er reisebereit war. »Als ich erzählt habe, daß ich weggehe, gab’s zwar ein paar finstere Blicke, aber dann habe ich ihnen diesen schwarzen Beryll gezeigt, da wußten sie, daß die Sache ihre Ordnung hat.« Er sah sich um. »Oh – kaufen die etwa auf dem Schwarzmarkt ein? Das kann für Unerfahrene aber gefährlich werden.«
    »Wieso?« wollte Mark wissen. »Haben die Besitzer denn so schwarze Seelen?«
    »Das nicht gerade. Es ist nur, daß es da viel zu viele Dinge gibt.«
    »Sie wollen nur schwarze Farbe holen.«
    Nun kehrten Graci und die Kinder zurück. Gewiß, sie hatten auch e i nen Topf schwarzer Farbe dabei, gleichzeitig aber auch einen schwarzen Beutel mit Schwarzbrot und schwarzem Seidentuch, eine Schwarzer-Peter-Puppe, und die Kinder waren ganz schwarz verschmiert im G e sicht, weil sie auf schwarzen Lakritzstangen herumlutschten.
    »Mir ist bei dem Anblick ganz schwarz vor Augen geworden«, gestand Graci verlegen. »Da gab es so viel schöne Dinge…«
    »Alles klar«, murmelte Mark. »Schwarzmärkte sind nun mal gefährlich.«
    Mark nahm wieder seine Korbgestalt an, und die anderen drängten sich hinein. Als Roc hob Dolph sie wieder in die Höhe, und schon b e fanden sie sich auf dem Weg zum Namenlosen Schloß. Metrias Aufgabe war beinahe erledigt.

14 – Anklage
    »Du bist also die letzte, der ich die Vorladung zustelle«, teilte Metria dem Simurgh mit und hielt dem Vogel die Marke mit seinem Namen entg e gen.
    NATÜRLICH, bestätigte der Simurgh und nahm sie entgegen. DU HAST GUTE ARBEIT GELEISTET, DÄMONIN.
    »Eine Marke ist allerdings noch übrig. Die ist leer, deshalb kann ich sie nicht zustellen. Willst du sie zurückhaben?«
    Der Simurgh richtete ein riesiges Auge auf sie. NEIN. DAS BEDEUTET, DASS DEINE AUFGABE NOCH NICHT ERLEDIGT IST.
    »Es stand auch mal kurz ein Name