Vogel-Scheuche
drein. »Und habt ihr die Akten gründlich studiert?«
»Jawohl, Euer Ehren.«
»Nehmt Platz.« Finster sah er in die Runde. »Und ist der Gerichtsdi e ner anwesend?«
Der Magier Trent trat vor, er wirkte so jung und so attraktiv wie noch nie. »Ja, Euer Ehren.«
»Und das Personal für die Spezialeffekte?«
Die Zauberin Iris trat vor, ebenfalls jung und hübsch. Ihre Verjü n gung, die sie erst kürzlich durchlaufen hatte, stand ihr gut, obwohl sie ihr Aussehen wahrscheinlich noch anderweitig aufgemöbelt hatte. »Ja, Euer Ehren.«
»Und der Gerichtsdolmetscher?«
Grundy Golem trat vor. »Anwesend, Euer Ehren.«
»Nehmt Platz.« Der furchtbare Blick des Richters Fetthuf schweifte über die verbliebenen Menschen und Wesen. »Und die achtzehn wah r scheinlichen Geschworenen?«
»Hier, Euer Ehren!« riefen sie im Chor.
Der Richter legte die Stirn furchtbar in Falten. »Ich vernehme nur siebzehn Antworten.«
Fehlte etwa einer? Metrias Seele sackte ihr fast aus dem Körper. Sie hatte doch geglaubt, daß sie alle zusammen hätte!
»Identifiziert euch«, befahl der Magier Trent. »Grundy, du zählst sie dabei durch.«
Die zukünftigen Geschworenen standen abwechselnd auf, zeigten ihre Vorladungsmarken vor, nannten ihren Namen und wurden von Golem abgezählt. Als alle fertig waren, war er bei siebzehn angelangt.
In der Zwischenzeit hatte Metria selbst durchgezählt. Sie hatte sieben Marken für das Gerichtspersonal verteilt, siebzehn an die Geschworenen und fünf an die Zeugen. Das waren neunundzwanzig von dreißig Ma r ken, die sie erhalten hatte.
Und das war zugleich auch der Schlüssel. »He, da fällt mir etwas ein…« fing sie an, doch der bösartige Blick des Richters Fetthuf brachte sie sofort wieder zum Verstummen. »Ich meine, falls es dem Gericht b e liebt…«
Der finstere Blick wurde eine Spur milder. »Sprich, Dämonin!«
»Ich habe nur siebzehn Geschworene geladen. Alle, die ich hatte. Ich habe eine Marke übrig – aber die ist leer. Die muß für den achtzehnten Geschworenen bestimmt sein.«
»Tritt vor.«
Sie trat näher, hielt die leere Scheibe hoch. Fetthuf nahm sie entgegen und musterte sie stirnrunzelnd einen großzügigen Augenblick lang. Dann sah er wieder auf. »Ist der Simurgh anwesend?«
ANWESEND, EUER EHREN, lautete der mächtige Gedanke des Simurghs. WENN AUCH IN EINEM ANDEREN SAAL DES SCHLOSSES!
Selbst die abweisende Miene des Richters wirkte doch ein wenig b e eindruckt von der Macht dieser Gegenwart. »Weshalb ist diese Vorl a dungsscheibe leer?«
ES IST EIN RESERVESTÜCK, DAS ERST ZU EINEM SPÄTEREN ZEITPUNKT VERWENDET WERDEN SOLL.
Fetthufs Augen machten den Eindruck, als hätten sie sich in ihren br ü tenden Höhlen wahrscheinlich umgedreht, wäre diese Antwort von einer geringeren Kreatur gekommen. Doch er hielt sie mit den Lidern in Zaum, während er Metria die Marke zurückgab. »Die voraussichtliche Geschworenenbank ist mit siebzehn Personen vollständig. Sind die fünf Zeugen anwesend?«
»Hier, Euer Ehren.«
Der Richter nickte. »Angeklagt vor diesem Gericht ist Roxanne Roc wegen Verletzung der Erwachsenenverschwörung.«
Dies rief sehr gemischte Äußerungen hervor. Manche waren von der Schwere des Vorwurfs erstaunt, andere davon, daß eine solche Kreatur dazu imstande gewesen sein sollte. Schließlich hatte sich Roxanne schon jahrhundertlang nicht mehr in der Nähe irgendwelcher Kinder befunden.
Die schreckenerregenden Augenbrauen senkten sich. »Wir werden nun die Geschworenen bestimmen.« Der grimmige Blick konzentrierte sich. »Gerichtsdiener, Anklage, Verteidigung, walten Sie Ihrer Pflicht.« Dann schloß der Richter die Augen, als wollte er einschlafen.
Der Magier Trent rief den ersten Namen auf. »Threnodia Barbarin.«
Metrias schöne Tochter, die Halbdämonin, trat hervor und bestieg den Zeugenstand. Sie hatte ihr Haar zur Feier des Tages gerichtet und sah in ihrem kurzen Rock wirklich umwerfend aus, vor allem dann, wenn sie die Beine übereinanderschlug.
»Ist dir klar, daß du unter Eid stehst?« fragte Fetthuf sie.
»Natürlich. Du willst, daß ich die Wahrheit sage.«
Der Ankläger Grey Murphy trat zu ihr. »Du bist eine Barbarin«, sagte er.
»Durch Heirat«, erwiderte sie. »In unverheiratetem Zustand bin ich e i ne asoziale Halbdämonin.«
»Ist es dir um die Durchsetzung der Erwachsenenverschwörung zu tun?«
»Ich halte sie für lächerlich!«
»Heißt das ja oder nein?«
»Das heißt lächerlich!«
Der Richter schlug das linke
Weitere Kostenlose Bücher