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Vogel-Scheuche

Titel: Vogel-Scheuche Kostenlos Bücher Online Lesen
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Gewitter zögerte. Der Wunsch zeigte erste Wirkung!
    Doch dann setzte es wieder ein. Metrias Wunsch genügte nicht, um den Anstrengungen der beiden Dämonen Fracto und V(E/N) US die Stirn zu bieten. Doch was sollte sie nun tun?
    Da leuchtete dicht über ihrem Kopf plötzlich eine Glühbirne auf. »Mentia, sprich du deinen Wunsch aus!«
    Mentia übernahm den Körper. Sie war zwar ein bißchen verrückt, aber nicht verrückt genug, um die mögliche Vernichtung ganz Xanths zu riskieren. Sie hob den Wunschstein hoch. »Fracto, verschwinde!« wünschte sie sich.
    Wieder zögerte das üble Gewitter. Zwei Wünsche waren eben stärker als einer. Der Schacht aus dunklem Wolkenstoff verlor an Zusamme n halt und begann sich zu zerstreuen.
    Doch dann zog er sich wieder zusammen. Fracto war so stur, daß nicht einmal zwei Wünsche genügten, um ihn aus der Bahn zu werfen.
    »Gnade Uns!« rief Metria.
    Nun übernahm das unschuldige Mädchen den Körper. Seine großen, seelenvollen Augen quollen fast über von allerliebsten Tränen. Sie hob den Wunschstein hoch. »Bitte, Fracto, verschwinde!« wünschte sie sich.
    Das war zuviel. Der Wunsch eines unschuldigen Kindes war der stärkste von allen. Mist! Wieder reingelegt! Die Wolkenmauer zerstob, und die heftigen Winde erstarben. Das Gewitter zerfiel in ein großes Durc h einander bräunlicher Klumpen, so als würde ein Durchfall den Himmel besudeln, schließlich zerfaserte es in wirkungslosen Nebelfäden. Fracto war verschwunden.
    GUTE ARBEIT, GUTE DÄMONIN.
    Metria übernahm wieder die Kontrolle. Wenn das Kompliment sie auch nicht gerade umgehauen hatte, war sie doch immerhin angenehm berührt. Aber sie wußte auch, daß ihre Aufgabe noch nicht erfüllt war. Es konnte immer noch zu einem weiteren Versuch kommen, das Ve r fahren zu verhindern, und dagegen mußte sie gewappnet sein.
    Sie huschte wieder ins Schloß. Das hatte aufgehört zu schaukeln, und die Kreaturen im Innern beruhigten sich langsam wieder. Der Richter Fetthuf erspähte Metria. »Hast du etwas damit zu tun gehabt?« fragte er mit einem finsteren Blick in ihre Richtung.
    »Ja, Euer Ehren«, gestand sie, wie immer eingeschüchtert von seiner unmittelbaren Aufmerksamkeit.
    »Vielleicht findet sich ja doch noch ein Funken Verstand in deinem I diotenschädel«, meinte er und wandte sich ab. Und wieder fühlte sie sich zutiefst geschmeichelt, gewährte der Dämonenprofessor einem anderen Wesen seine Gunst doch nur in den allerallerseltensten Fällen.
    Die Bestimmung der Geschworenen wurde fortgesetzt. In Anbetracht der Tatsache, daß die Angeklagte zu den Flügelungeheuern zählte, setzte sich die Hälfte der Geschworenen ebenfalls aus Flügelungeheuern z u sammen: Gloha und Graeboe Riese-Harpyie, Gary Wasserspeier und Gayle Wasserspeier, Stanley Dampfer und Che Zentaur. Die anderen waren objektiv Fremde, wobei man davon ausging, daß ihnen diese Ta t sache dabei helfen würde, den Standpunkt eines Vogels zu verstehen, der seit mehreren Jahrhunderten vom restlichen Xanth weitgehend isoliert geblieben war: Dug und Kim Mundanier, die nur über begrenzten Ko n takt zu Xanth verfügten, Sherlock Schwarz und Jenny Elfe, die vor nicht allzulanger Zeit aus fernen Landen gekommen waren, Mark Knochen aus dem Kürbisreich sowie Com-Puter, der schon immer ein gestörtes Verhältnis zur normalen Wirklichkeit Xanths gehabt hatte. Cynthia und Chena Zentaur kamen auf die Ersatzbank für den Fall, daß einem der vereidigten Geschworenen etwas zustoßen sollte. Beide waren sie Fl ü gelungeheuer geworden, nachdem sie etwas anderes gewesen waren, weshalb sie auch beide Perspektiven begreifen konnten. Insgesamt war es eine zwar ungewöhnliche, aber qualifizierte Jury.
    Der Richter vergeudete keine Zeit. »Ist die Anklage bereit?«
    »Ja, Euer Ehren«, erwiderte Grey Murphy.
    »Fortfahren.«
    Jetzt glitt die Wand, die den Gerichtssaal von Roxanne Rocs Nis t kammer abtrennte, beiseite, wodurch ein noch viel riesigerer Saal en t stand. Metria war überrascht – sie hatte gar nicht gewußt, daß derlei zu den Eigenschaften des Namenlosen Schlosses gehörte. Nun konnten alle, die am Prozeß teilnahmen, den großen Vogel in seiner Gänze e r kennen. Roxanne schien das Verfahren gar nicht zu bemerken, sie zuckte mit keiner Feder und gab auch nicht das leiseste Geräusch von sich, sondern hockte einfach da, wie sie es schon seit Jahrhunderten getan hatte.
    Grey trat in die Mitte des Gerichtssaals. »Die Anklage wird beweisen, daß die Angeklagte,

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