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Vogel-Scheuche

Titel: Vogel-Scheuche Kostenlos Bücher Online Lesen
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sie aber kein Landtier, sondern einen Vogel bestimmt, was sie normalerweise nicht tat, denn zu den Besonderheiten ihres T a lents gehörte es, daß sie…
    Zu spät. Plötzlich flog sie durch die Luft. Sie war direkt durch das Loch in der Schwammwand in die Höhe geschossen. Sie wußte, was geschehen war: Sie hatte versucht, die falsche Tierart zu zitieren, weshalb das Tier nicht zu ihr kam, sondern sie zu ihm fortgerissen wurde. Und weil es eine Vogelart war, schoß sie nun durch die Lüfte darauf zu. Da r an war ihre eigene verquere Magie schuld. Jetzt blieb nur noch zu ho f fen, daß es dort, wo sie schließlich landen würde, nichts Schlimmeres gab, als von einem zudringlichen Mann gepackt zu werden.
    Juchhei, da flog sie auch schon mitten in eine Wolke hinein. So sehr war ihr Talent bisher noch nie nach hinten losgegangen. Aber natürlich hielt sie nun auf den nächsten Vogel Roc zu, der wahrscheinlich hoch über den Wolken flog, wie diese Art das meistens tat, so daß sie durch die Magie der Perspektive von unten sehr viel kleiner aussahen, als sie in Wirklichkeit waren. Aus Gründen, die Phelra nicht so recht begriff, nei g ten die großen Vögel dazu, ihre Gegenwart zu verbergen, so daß die Menschen nur selten einen Roc aus der Nähe zu sehen bekamen.
    Da erblickte sie zu ihrem Erstaunen ein Gebäude auf dieser Wolke. Ein Schloß mitten in der Luft! Und sie flog auch noch direkt darauf zu. Was für ein Unglück!
    Schließlich landete sie in einem riesigen Saal, direkt vor einem Vogel Roc, der auf einem gewaltigen Steinnest hockte. Der Vogel war furchte r regend groß, schien aber genauso erschrocken von ihrem plötzlichen Auftauchen, wie sie selbst es war.
    »Krächz?« fragte der Vogel.
    Phelra verstand zwar keine Vogelsprache, vermutete aber, daß es sich um eine Frage handeln mußte. Also fing sie an zu erklären, wie ihr Talent durcheinandergekommen war, was sie gegen ihren Willen hierher befö r dert hatte.
    »Krächz!« sagte der Vogel, offensichtlich verärgert.
    »Die Szene anhalten«, befahl Grey Murphy.
    Die Szene wurde unterbrochen. Grundy wandte sich an die Zeugin, die genau dort saß, wo ihr Illusionsselbst stand. »Wiederhole genau, was Roxanne Roc zu dir gesagt hat.«
    »Erst sagte sie ›Krächz?‹ und dann ›Krächz?‹, und dann hat sie…«
    »Das waren ihre genauen Worte?«
    »Ja. Und dann…«
    Grey wandte sich an Grundy. »Und wie übersetzen sich diese Worte in menschliche Sprache?«
    »Das erste lautete ›Was?‹, und das zweite heißt ›Verflixt!‹«, erklärte der Golem.
    »Bist du dir sicher?«
    »Natürlich bin ich mir sicher! Ich spreche und verstehe die Sprachen aller lebenden Kreaturen. Dafür wurde ich erschaffen, bevor ich lebendig wurde.«
    »Und um was für eine Art von Wort handelt es sich bei dem zweiten Ausdruck?«
    »Einspruch!« rief Ida. »Mutmaßung!«
    Grey wandte sich an den Richter. »Dies ist das Fachgebiet des Dolme t schers. Er ist qualifiziert, das Wort zu definieren.«
    Der Richter nickte. »Einspruch abgelehnt. Der Dolmetscher darf die Frage beantworten.«
    »Es bezieht sich auf den Vorgang, zerrissenes Tuch mit Hilfe einer Reihe von Stichen zu flicken«, erklärte Grundy. »Es ist ein mühseliger, langweiliger Prozeß, und das Ergebnis ist meist unansehnlich, weshalb man es auch nicht sehr schätzt. Ein verflixter Gegenstand ist also weder so jungfräulich noch so wertvoll wie das Original. Bezeichnet man also etwas als verflixt, oder sagt man jemandem, er solle sich verflixt noch einmal…«
    »Komm gefälligst zur Sache!« knurrte der Richter.
    »Es gilt als anstößiges Wort«, schloß Grundy. »Eins, das nicht für die zarten Ohren kleiner Kinder geeignet scheint.«
    »Ein Wort, das nicht für kleine Kinder geeignet ist«, wiederholte Grey beton. »Eins, das einen Verstoß gegen die Regeln der Erwachsenenve r schwörung bedeuten würde, spräche man es in Gegenwart eines sehr jungen Kindes aus.«
    »Ganz genau. Natürlich ist es nur ein sehr geringfügiger Verstoß.«
    »Danke.« Grey wandte sich wieder dem Richter zu. »Keine weiteren Fragen an diese Zeugin.« Er trat ab.
    »Aber wo bleibt da die Relevanz?« wollte Metria wissen. »Es war doch überhaupt kein Kind anwesend!«
    Der finstere Blick des Richters schwenkte zu ihr hinüber, doch sie fuhr sich mit der Hand über den Mund und ließ ihn sich sichtbar schließen, und so sah der Richter darüber hinweg. Immerhin wußte sie jetzt, daß sie besser daran tat, nicht wieder außer der Reihe zu

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