Vogel-Scheuche
los?« fragte Fetthuf gereizt.
»Ich gehe nachsehen!« verkündete Metria und huschte ins Freie.
Draußen braute sich ein übles Gewitter zusammen. Dunkle Wolken huschten bedrohlich um das Schloß, und der Wind nahm an Kraft zu. Weil das Namenlose Schloß auf einer schwebenden Wolke stand, war es den Stürmen ausgesetzt.
»Fracto!« rief Metria.
Zur Antwort ertönte drohendes Donnergrollen. Tatsächlich, es war die böse Wolke! Wahrscheinlich war Fracto von der Dämonin V(E/N) US beauftragt worden, hier Unheil zu stiften: Das wäre dann ihr zweiter Versuch, die Verhandlung zu verhindern. Was wiederum bedeutete, daß sich das Gewitter nicht so leicht würde aufhalten lassen.
Metria sauste wieder ins Schloßinnere. »Cumulo Fracto Nimbus greift gerade an«, verkündete sie.
»Dieser impertinente Jammerlappen!« fauchte Fetthuf. »Ich erinnere mich noch, wie er aus einem meiner Seminare zum Thema Ethik der Magie geflogen ist, es ist noch keine hundert Jahre her.«
»Na ja, wir müssen jedenfalls eine Möglichkeit finden, ihn aufzuhalten, und das möglichst bald«, fuhr Metria fort, »bevor er sich noch mehr aufbläht und das ganze Schloß umpustet.«
»Ich könnte eine Reihe Leute in Rocs verwandeln«, schlug der Magier Trent vor. »Die könnten dann mit den Schwingen schlagen und ihn wegwehen.«
»Einspruch!« meldete sich Ida zu Wort. »Solange die ans Schloß gefe s selt sind, könnte der Rückstoß es umstürzen.«
Und wenn sie das glaubte, konnte es tatsächlich so kommen.
»Wir brauchen etwas, das zugleich schnell und sanft ist«, sagte Metria. Sie fühlte sich verantwortlich, vielleicht, weil der Simurgh sie vorgewarnt hatte.
»Im Publikum ist jemand mit dem Talent, ein Kraftfeld herzustellen«, erwiderte der Magier Trent. »Vielleicht könnte sich das Schloß damit stabilisieren lassen.«
»Nein«, wandte die Zauberin Iris ein. »Das Kraftfeld kann nur irgend etwas drinnen oder draußen halten. Es würde das Schloß nicht davor bewahren, insgesamt umgekippt zu werden.«
Inzwischen verstärkte sich das Gewitter draußen immer mehr, brachte das Schloß zum Beben und Rutschen. Schon hielten sich die ersten Le u te an ihren Stühlen fest, doch auch die Stühle setzten sich langsam in Bewegung.
Aus Roxannes Saal ertönte ein erschrecktes Krächzen. Sie versuchte wohl, ihr Ei in dieser immer gefährlicher werdenden Situation zu b e schützen. Normalerweise wäre es zwischen einem Roc und einer harten Unterlage sicher gewesen, doch wenn es durchgeschüttelt oder allzu heftig gerollt wurde, lief es Gefahr, am steinernen Nest zu zerschellen. HALT! kam der Gedanke des Simurgh. Und dann, an Metria gewandt, TU ETWAS.
Aber was sollte sie denn tun? Sie war doch nur eine unbedeutende Dämonin. Hinauszugehen und Fracto zu beschimpfen, würde überhaupt nichts bringen und die Sache allenfalls noch verschlimmern.
Mit verzweifeltem Blick sah sie, wie die Flügelungeheuer durcheina n der flogen und sich um Stabilität bemühten, indem sie jeden Kontakt zum Schloß vermieden. Darunter war auch Chena Zentaur, das jüngste Exemplar dieser Gattung.
Chena! Metria sauste zu ihr hinüber. »Chena – ich brauche deinen Wunschstein. Wird er auch für mich funktionieren?«
»Da bin ich mir nicht sicher. Bisher hat ihn noch niemand ausprobiert außer mir.«
»Es muß einfach funktionieren. Gib ihn mir.«
Zerstreut griff die Zentaurin in ihren Rucksack und holte den kleinen Stein hervor. Metria nahm ihn in Empfang und sauste aus dem Schloß. Die Wolken ballten sich immer dichter und dichter; sie bildeten obszöne Blasen aus, die zu platzen und das Schloß mit ihren Saft zu bespritzen drohten. Das Schloß befand sich in der Mitte einer turbulenten Mauer aus grauschwarzem Wolkenstoff, der sich in einem geschlossenen Kreis um das Gebäude gelegt hatte und ein Stück nach oben und unten reic h te, eine furchterregende Röhre bildend. Diese Röhre zog sich immer mehr zusammen, und die Wolken bewegten sich noch schneller als sie, wie ein Stein, der sich an einem wirbelnden Faden aufwickelte. Wenn diese Röhre erst einmal klein genug war, würde sie das Schloß selbst ins Kreiseln bringen und es vermutlich aus Xanth hinausschleudern. Fracto gab sich allergrößte Mühe. Und der Simurgh konnte ihn nicht daran hindern, denn der Vogel durfte sich nicht offen gegen die Dämonin V(E/N) US stellen. Deshalb mußte Metria einen anderen Ausweg finden.
Sie hob den Stein. »Ich wünschte, Fracto würde verschwinden«, sagte sie.
Das
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