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Vogel-Scheuche

Titel: Vogel-Scheuche Kostenlos Bücher Online Lesen
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Roxanne Roc, auf schwerwiegende Weise gegen die Erwachsenenverschwörung verstoßen hat, indem sie in Gegenwart eines Minderjährigen ein Erwachsenenwort aussprach und solcherart mögl i cherweise die gesamte Zukunft Xanths präjudiziert hat.«
    Ein Murmeln durchlief die Gruppe. Roxanne öffnete das Auge. »Krächz!« protestierte sie.
    Laut schlug der Hammer des Richters auf. »Ruhe im Gerichtssaal! Die Verteidigung wird noch beizeiten an die Reihe kommen.«
    Aber das war nun einmal der Knackpunkt, begriff Metria: Wie hätte Roxanne so etwas tun sollen, da es doch in den ganzen Jahrhunderten ihrer Isolation hier im Schloß nicht einen einzigen Minderjährigen geg e ben hatte? Immerhin handelte es sich hier um einen der bestgehüteten Orte Xanths; vor dem Verfahren hatten nur wenige Kreaturen von der Existenz des namenlosen Schlosses gewußt, noch weniger hatten es j e mals besucht, und der Roc hatte mit keinem von ihnen schlimme Worte gewechselt. Deshalb schien die Anklage auch völlig unbegründet zu sein. Und doch nahm Grey Murphy sie offensichtlich ernst, und er war b e stimmt kein Dummkopf. Sein Talent bestand darin, Magie zu neutralisi e ren, und er schien auch dazu imstande, törichte Vorstellungen zunichte zu machen. Wenn er glaubte, daß der große Vogel schuldig war, war er es wahrscheinlich auch.
    Fetthuf wandte sich an Grey Murphy. »Fortfahren.«
    »Zunächst zu dem Erwachsenenwort. Die Anklage ruft Phelra Mensch in den Zeugenstand.«
    Phelra stand auf und begab sich an ihren Platz. Grundy Golem trat auf sie zu. »Schwörst du, die Wahrheit zu sagen, egal was?«
    »Na klar.«
    »Die Zeugin ist ordnungsgemäß vereidigt worden«, verkündete der Richter mit einer mehr als deutlichen Andeutung der Verärgerung über die formlose Vorgehensweise.
    Grey trat zu der Zeugin. »Wo lebst du?«
    »Ich lebe in einem Pilz im tiefsten Urwald nördlich des Ogersees.«
    »Was ist dein Talent?«
    »Ich zitiere Tiere, um mir zu helfen, oder auch andere Helfer.«
    »Hattest du je Kontakt zu der Angeklagten, Roxanne Roc?«
    »Ja, einmal, vor ungefähr zwei Jahren.«
    »Beschreibe dieses Zusammentreffen.«
    »Na ja, es war eigentlich eher ein Zufall, und es ist auch nicht viel pa s siert, nur…«
    »Einspruch!« sagte Ida, und ihr Mond wackelte. »Die Zeugin gibt nur eine Schlußfolgerung wieder.«
    »Stattgegeben«, sagte der Richter.
    Grey schnitt eine Grimasse, dann versuchte er es auf eine andere Tour. »Hast du mit Roxanne dem Roc ein Gespräch geführt?«
    »Ja. Aber es war wirklich nicht sehr…«
    »Einspruch.«
    »Stattgegeben.«
    »Aber ich muß doch den Kontext dieser Begegnung erst einmal he r ausarbeiten«, protestierte Grey.
    Der Richter erwies sich als wenig entgegenkommend. »Dann tu es auf eine Weise, die die Zeugin nicht dazu verleitet, Urteile über die Ang e klagte zu fällen.«
    Grey überlegte. Dann wandte er sich wieder an den Richter. »Die A n klage beantragt die Unterstützung der Spezialeffektgerichtsbeamtin, um diese Aussage bildlich darzustellen, sowie des Gerichtsdolmetschers, um das Gespräch wiederzugeben, ohne etwaige Urteile, Mutmaßungen oder Schlußfolgerungen der Zeugin zuzulassen.«
    »Stattgegeben.«
    Die Zauberin Iris trat auf den Plan, gefolgt von dem kleinen Grundy Golem. »Welche Szene willst du haben?« fragte Iris.
    »Fang bei ihrem Zuhause an und führ uns dann ihre Beschreibung vor, damit Geschworene und Publikum alles mitbekommen.«
    Iris baute sich neben der Zeugin auf und lauschte ihren Worten, die nun sehr leise gesprochen wurden, damit die Geschworenen sie nicht verstehen konnten. Etwa zweieinhalb Momente später entstand das Ill u sionsbild. Es begann mit einer Luftaufnahme ähnlich jener, wie sie Kre a turen zu sehen pflegten, die von einem Roc durch die Lüfte getragen wurden. Sie zeigte den Ogersee, südlich davon die Donnerkuppel der Fluchungeheuer, im Westen das Schwarze Dorf. Dann wandte sich der Blick nach Norden und wanderte immer tiefer, bis er schließlich den Boden berührte.
    Dort befand sich tiefer Urwald, durch den sich der Küß Mich Fluß wand. Der Fluß war früher einmal sehr freundlich gewesen, bis die D ä monen ihn begradigt hatten, wodurch er zum Töte Mich Fluß geworden war. Später hatte man seine freundlichen Kurven wiederhergestellt, und seitdem wurden alle, die von ihm tranken, wieder zum Küssen freun d lich.
    Während sie zusah, wurde Metria selbst zur Mitwirkenden und begann, die Eindrücke und Gefühle der Frau, deren Szene dies war,

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