Vogel-Scheuche
Geschworenen werden diesen Kommentar nicht berücksichtigen.«
Die Geschworenen sahen allerdings überhaupt nicht so aus, als wollten sie diesen Kommentar vergessen. Ida war außerordentlich erfolgreich darin, die Geschworenen in ihrem Sinne zu beeinflussen, was vielleicht an ihrem Talent lag. Wahrscheinlich hatte sie die Idee, daß sie Roxanne würde retten können, und alles, woran sie wirklich glaubte, wurde stets Wirklichkeit, denn sie war ja eine Zauberin.
»Aber sie hat euch doch sicher nach Hause befördert, oder?« fuhr Ida fort.
»Ja. Sie besaß einen Splitter Umkehrholz. Den habe ich festgehalten und dann mein Talent ausgeübt, um den Roc wieder herbeizurufen. Das Holz hat den Schub umgekehrt und mich direkt dorthin zurückbefö r dert, wo ich hergekommen war. Es war genau das, was ich gerade brauchte. Das half mir sogar dabei, Snide loszuwerden. Es tut mir nur leid, daß ich nie die Gelegenheit hatte, mich bei ihr zu bedanken oder ihr den Holzsplitter zurückzugeben.«
»Nachdem die Angeklagte also die Situation erst einmal verstanden hatte, behandelte sie dich höflich und hilfsbereit.«
»Ja. Sie war ganz großartig. Sie hätte mich auffressen können, aber das hat sie nicht getan.«
Metria sah, daß auch dieses die Geschworenen beeindruckte. Von Rechts wegen hätte Roxanne Phelra schließlich auffressen können, weil sie eingedrungen war, wo sie nicht hingehörte. Statt dessen hatte der Vogel Barmherzigkeit geübt, anstatt bösartig zu reagieren. Dennoch – das schlimme Wort hatte sie nun einmal gesagt!
Ida war mit ihrer Zeugin fertig, und Grey hatte keine weiteren Fragen; seine Argumentation war schon angeschlagen genug.
»Die Verteidigung ruft Roxanne Roc in den Zeugenstand.«
Richter Fetthuf fragte: »Bist du dir bewußt, daß die Angeklagte, sollte sie in eigener Sache aussagen, sich auch den Fragen der Anklage stellen muß, die sie wiederum dazu bringen könnte, sich selbst zu belasten?«
»Ja, Euer Ehren.« Idas Mond sah ernst aus. »Aber ich meine, dieses R i siko müssen wir eingehen.«
»Fahr fort. Die Zeugin darf von ihrem gegenwärtigen Platz aus auss a gen.«
Ida wandte sich dem Nebensaal zu. »Roxanne, bitte erzähl doch mal, was mit dir in der Zeit Ohne Magie geschah.«
Wieder ging ein unterdrücktes Raunen durch die Menge. Die Zeit O h ne Magie war im Jahr 1043 gewesen, also vor zweiundfünfzig Jahren, und einige der Prozeßbeteiligten waren damals noch gar nicht dagew e sen. Für sie war es reine Geschichte und daher langweilig. Was konnte das schon mit dem gegenwärtigen Fall zu tun haben?
Doch Grey Murphy brachte keine Einwände vor. Entweder sah er durchaus einen Zusammenhang, oder er war selbst neugierig.
Roxanne begann zu krächzen. Grundy Golem dolmetschte, und die Zauberin Iris stellte die Szene dar. Sie zeigte das Namenlose Schloß auf seiner Wolke, in aller Ruhe über dem Land Xanth schwebend. Roxanne selbst döste gerade, wie es im Laufe der etwas langatmigen Jahrhunderte schon einmal vorkam, und in diesem Zustand sah sie aus, als wäre sie eine große Steinstatue.
Da plötzlich verschwand die Magie. Das lag daran, weil Bink Mensch, der gerade an einem Aspekt der Wirklichkeit des Dämons X(A/N) th teilnahm, dem Dämon gestattet hatte zu gehen. Der Dämon hatte sich nicht lange bitten lassen und sich sehr weit von Xanth entfernt, wobei er seine Magie mitnahm. Denn alle Magie Xanths entsprang der Magie des Dämons, war sie doch der Überrest dessen, was von ihm aussickerte, ähnlich wie die Wärme eines tierischen Körpers in die Umgebung a b strahlte.
Einige Magie hielt sich noch eine Weile, genau wie es die Körperwä r me getan hätte, um sich schließlich aufzulösen. Doch diese Magie war so spärlich, daß sie so gut wie unbemerkt blieb.
Sofort begann der Wolkenstoff, auf dem das Schloß stand, weich zu werden, und auch die Wolke selbst verlor ihren Auftrieb. Schnell sank sie dem plötzlich trostlos daliegenden Boden entgegen. Roxanne hatte keine Ahnung, was die Ursache war; eins aber begriff sie: Wenn sie nicht schleunigst etwas unternahm, würde das Schloß zu Boden stürzen und vernichtet werden.
Sie sprang aus dem Nest und rannte hinaus. Dort lugte sie über den zerfransten Wolkenrand in die Tiefe. Dort lag Xanth, ausgebreitet wie sonst auch, nur doppelt so trostlos. Es sah fast so schlimm aus wie Mundania. Nicht weit entfernt der Küß Mich See, nur daß er so aussah, als hätte man ihm einen Tritt verpaßt, anstatt ihn zu küssen.
Vielleicht
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