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Vogel-Scheuche

Titel: Vogel-Scheuche Kostenlos Bücher Online Lesen
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nicht einmal Notiz geno m men!
    Metria richtete einen vorgeschobenen Augapfel auf den fernen Vogel. Dann sah sie auf die schier endlosen bunten Felsvorsprünge in der Tiefe hinab. Es würde eine furchtbare Plackerei werden, die alle hinauf- und hinabzusteigen, um schließlich dorthin zu gelangen, wo der Vogel gerade hockte –, und welche Garantie hatten sie überhaupt, daß der Simurgh auf sie warten würde? Für den Riesenvogel waren sie doch die reinsten Insekten.
    »Vielleicht sollte ich es mal mit einem Vogelruf versuchen«, schlug M a ra vor.
    »Hervorragend, jetzt bringen wir den Vögeln noch ein Ständchen dar!«
    »Bitteschön, wie du meinst«, erwiderte Metria niedergeschlagen. Es schien, als hätte sie eine schier unlösbare Aufgabe erwischt, weil sie nicht einmal die Aufmerksamkeit derjenigen erregen konnte, der sie doch e i nen Dienst erweisen sollte. Hatte Humfrey sie etwa ins Bockshorn g e jagt?
    »Was für ein Bock?« fragte Mentia.
    »Ziegenbock, Springbock, Wasserbock…«
    »Trimmbock?«
    »Wie auch immer.«
    Inzwischen hatte Mara mit ihrem Vogelruf begonnen. Sie stieß eine Reihe melodischer, lieblicher, durchdringender Zwitschergeräusche aus. Das konnte sie wirklich gut – es hörte sich genau wie ein exotischer V o gel an.
    Der Simurgh breitete die Flügel aus und kam direkt auf ihren Gipfel zugeflogen. WER RUFT MICH DA? ertönte ihr kraftvoller Gedanke.
    Metria bildete einen Mund aus, um erstaunt die Kieferlade herunterz u klappen. Maras Talent bestand ja gar nicht darin, Vögel zu imitieren, sondern sie herbeizurufen – und gerade eben hatte sie den Simurgh pe r sönlich angelockt!
    »Äh… ich…«, fing Mara an.
    JA, NATÜRLICH. HAU AB. Mara verschwand.
    »He!« rief Metria. »Das ist aber nicht nett!«
    »Halt die Klappe, Närrin!«
    NACH WELCHER DEFINITION, DÄMONIN? Nun kam der ri e sige Vogel immer näher. Das Gefieder des weiblichen Tiers war wie ein Schleier aus Licht und Schatten, und auf dem Kopf loderte eine Feue r krone. Das Schlagen der mächtigen Flügel war wie das Wogen von N e belschwaden. Sie hatte wirklich ein überwältigendes Wesen.
    Metria ließ sich nur selten von irgend etwas in der natürlichen Welt b e eindrucken oder gar einschüchtern, aber das hier war übernatürlich. Sie löste sich in Rauch auf und nahm wieder ihre einigermaßen natürliche, einigermaßen menschliche Gestalt an. »Ich habe doch nur versucht, ihr zu helfen. Du hast kein Recht, sie einfach so zu bannen! Es ist mir völlig egal, wer du bist, das ist einfach nicht recht.«
    MICH WAGST DU ANZUZWEIFELN? Nun landete der riesige Vogel auf der roten Bergspitze, wobei die mächtigen Krallen sich in das schimmernde Gestein einschlugen, als sei es aus Holz.
    »Hör auf, Idiotin!«
    »Ja! Bring sie zurück!«
    DAFÜR BESTEHT KEIN BEDARF.
    »Sei doch still, Wahnsinnige! Sie wird dich vernichten!«
    »Ja!« schrie Metria und antwortete damit zugleich auf die Frage des S i murghs und die Ermahnungen ihrer schlimmeren Hälfte.
    Der gewaltige Kopf machte eine Drehung, und ein Auge heftete sich auf sie. SEI BERUHIGT, GUTE DÄMONIN. ICH STELLE DICH IN DIENST. DER GUTE MAGIER HAT EINE WEISE WAHL GETROFFEN.
    »Das ist deine letzte Chance, du blöde Kuh! Beherrsch’ dich gefälligst!«
    Doch Metria war inzwischen völlig außer Rand und Band. »Pah! Ich für meinen Teil bin jedenfalls nicht bereit zu dienen! Jedenfalls keinem Wesen, daß einem unschuldigen anderen so etwas antut. Mara hat dir nichts getan. Sie wollte einfach nur nach Hause. Ich habe versucht, ihr zu helfen, weil…«
    Der Simurgh zuckte mit einer Flügelfeder. Plötzlich war Mara wieder da, sie sah völlig verändert aus. »Laß es, Metria. Ich bin hier fertig.«
    »Du bist in Sicherheit?« fragte Metria halb benommen.
    Mara lächelte. »So sicher, wie es eine Ausgeburt jemals sein kann.« Sie verschwand wieder.
    »Siehst du? Sie existiert überhaupt nicht wirklich. Du hast den großen Vogel für nichts und wieder nichts gereizt, Dämlack!«
    KEINESWEGS, SCHLIMMERE HÄLFTE, erschütterte der Geda n ke des Simurghs diesmal Mentia, die geglaubt hatte, daß ihre Gedanken verborgen bleiben würden. IHR GEWISSEN HAT IHR GUTE DIENSTE GELEISTET.
    Langsam nahm das Ganze zusammenhängende Züge an. »Dann war das alles nur eine… Prüfung? Die Frau, das Gewitter, die Kette? Wie beim Schloß des Guten Magiers?«
    DER HAT DICH NUR SYMBOLISCH AUF DIE PROBE GESTELLT, WEIL ER JA WOLLTE, DASS DU DIESE MISSION ÜBERNIMMST. ICH DAGEGEN HABE DEINE EIGNUNG AUF

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