Vogel-Scheuche
Metria. »Ein Honigmond! Soll das etwa heißen, daß ich jetzt noch bis zum Mond muß?«
Genau das meine ich damit.
Sie seufzte. »Na schön, immerhin, vielen Dank, Teich.« Und dann schoß sie zum Mond hinauf.
Dort landete sie auf einem Haufen Schimmelkäse. »Bäh!« fluchte sie, schoß wieder in die Höhe und schüttelte das Zeug von den Füßen. Sie hatte ganz vergessen, daß die beiden Seiten des Mondes sehr unte r schiedlich waren – die Xanth zugekehrte Seite war schon längst käsig geworden beim Anblick dessen, was dort unten vor sich ging. Nur die abgewandte Seite war noch unversehrt.
Als ihre Füße wieder sauber waren, flog sie um den Mond herum. Jetzt konnte sie die Oberfläche aus Milch und Honig ausmachen, wo die jungverheirateten Pärchen in einer einigermaßen brauchbaren Entspr e chung dessen schwelgten, was sie ihrem Veleno routinemäßig zu besch e ren pflegte. Natürlich würde es für die anderen nicht vorhalten, weil sie schließlich nicht ewig auf dem Honigmond bleiben konnten.
Metria ließ den Blick über die idyllische Landschaft schweifen und entdeckte einen wunderschönen Springbrunnen aus Feuerwasser, dessen Rauch im Hintergrund ein Muster aus pastellfarbenen Wolken erschuf. Das war ganz offensichtlich eine Illusion, weil es auf dem Mond gar keine Wolken gab. Also hielt sie darauf zu, und tatsächlich – da war auch schon die Zauberin in ihrem verjüngten Zustand, ein Mädchen Mitte Zwanzig, das genüßlich ihre Erscheinung bewunderte, während der M a gier Trent vor sich hinschlummerte.
Sie ging auf Trent zu. »Erinnerst du dich an mich, König Emeritus?« fragte sie.
Er erwachte und musterte sie. »Ach, hallo, Metria! Wir hätten einander einst fast etwas bedeutet, in einer mundanischen Vision.«
»Das stimmt«, bestätigte sie. »Diese Erfahrung hat mich dazu bewegt, es selbst mit der Ehe zu versuchen, wie du dich erinnern wirst. Jetzt bin ich in einer Mission unterwegs, um… nun ja, hier ist deine Vorladung.« Sie überreichte ihm seine Marke.
Er wendete sie. »Ich soll Gerichtsdiener spielen? Das ist aber mal e t was Neues.«
»Und hier ist deine«, sagte Mentia zu Iris. »Wir haben uns den Wah n sinn geteilt, als ich bei Verstand war.«
»Ich erinnere mich«, bestätigte Iris schläfrig. »Ich wurde zu diesem Zweck verjüngt, und das weiß ich zu schätzen.« Sie nahm die Marke entgegen. »Spezialeffekte?«
»Ich weiß genausowenig, was das heißt, wie du«, erwiderte Mentia. »Vielleicht sollst du irgendwelche Illusionsbilder von Dingen erschaffen, die sich nicht so ohne weiteres ins Namenlose Schloß befördern lassen.«
»Ins Namenlose Schloß!« rief Trent erstaunt. »Dort findet die Ve r handlung statt? Ist das nicht der Ort, wo sich dieser Roc aufhält?«
»Roxanne Roc«, bestätigte Mentia. »Die ist auch die Angeklagte. Du hast nicht zufällig eine Ahnung, weshalb, oder?«
»Dazu fällt mir nichts ein. Sie ist doch ein pflichtbewußter, hing e bungsvoller Vogel. Sag mal, ist das vielleicht ein Scherz?«
»Höchst unwahrscheinlich«, warf Iris ein. »Schau dir diese Vorladung s scheiben doch mal an. Die bestehen aus schwarzem Beryll – das ist einer der seltensten Steine in Xanth. Damit würde sich niemand einen Scherz erlauben.«
Er nickte. »Ja, das stimmt wohl. Nun gut, unser Aufenthalt hier wäre ohnehin bald vorbei gewesen. Wann müssen wir uns zum Gerichtste r min melden?«
»In vierzehn Tagen«, erklärte Mentia. Sie blickte sich um. »Oh ho, ich spüre wieder einen Anflug von Wahnsinn.« Sie sprang in den Illusion s springbrunnen der Zauberin und planschte im aufsteigenden Wasser, bespritzte das Hintergrundbild mit winzigen Tröpfchen.
Da verwandelte sich das Wasser in Feuer und das Feuer in Wasser, so daß sie plötzlich in einer Feuersäule planschte. »Oh ho!« rief sie aus, als es ihr Hinterteil ansengte. »Das ist aber heiß!«
»Nun, man sollte Illusionen eben in Ruhe lassen«, bemerkte Trent mi l de.
»Das ist ein Wink mit dem Zaunpfahl, daß wir gefälligst verschwinden sollen«, rief Metria ihrer schlimmeren Hälfte. »Wahrscheinlich möchten sie ihren Aufenthalt hier stilvoll beenden.«
»Das kann auch nur dir einfallen, du verheiratete Kreatur.« Dennoch tat Mentia ihnen den Gefallen, zurück nach Xanth in ihr Heim zu h u schen. »Wen müssen wir sonst noch bedienen?«
»Die halbe Meute«, sagte Metria, nachdem sie im Beutel nachgesehen hatte. »Aber vom eigentlichen Gerichtspersonal nur noch zwei. Greg Murphy und Prinzessin
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