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Vogel-Scheuche

Titel: Vogel-Scheuche Kostenlos Bücher Online Lesen
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hast du nicht geheiratet, oder so etwas? Was hast du überhaupt mit der Sache zu tun?«
    »Ich habe geheiratet, habe eine halbe Seele bekommen und mich ve r liebt, und zwar in dieser Reihenfolge«, bestätigte Metria. »Und jetzt ve r suche ich gerade, die Aufmerksamkeit des Storchs zu erregen. Aber Humfrey hat mich zum Simurgh geschickt, und die hat mir dies nun abverlangt. Ab und zu husche ich mal schnell nach Hause, um meinen Ehemann schwindelerregend glücklich zu machen.«
    »Ich weiß, wie das ist«, warf Grundy ein und blickte kurz zu Rapunzel hinüber, deren Haar sich für einen Augenblick in Herzform um ihren Leib anordnete, während sie sein Augenzwinkern erwiderte. »Na schön, dann machen wir mal den Zappler. Bring mich zum alten Vogelhirn.«
    Metria hob ihn auf und huschte zurück ins Namenlose Schloß am Himmel. Das war jetzt ohne weiteres möglich, weil das Schloßtor noch offen stand und eine kleine Lücke in dem Schutzzauber darstellte. Kurz darauf befanden sie sich wieder an derselben Stelle im mittleren Saal, direkt vor dem Nest.
    »Roxanne Roc, ich bin gekommen, um dir eine Vorladung zu überre i chen«, verkündete Metria förmlich.
    Während sie sprach, krächzte Grundy vor sich hin. Eigentlich brauchte er das gar nicht zu tun, weil Roxanne die Menschensprache verstehen konnte. Es waren vielmehr die anderen, die sie nicht verstehen konnten. Das nahe Auge des Rocs weitete sich. Sie antwortete mit einem Kräc h zen.
    »Sie sagt, daß sie nirgendwo hin kann«, dolmetschte Grundy. »Sie muß ein Ei ausbrüten, und dazu darf es nicht kalt werden. Es kann jetzt jedes Jahr soweit sein. Befehl des Simurghs.«
    »Diese Vorladung ist vom Simurgh persönlich«, erwiderte Metria, und Grundy krächzte. Dann warf sie dem großen Vogel die Marke zu.
    Mit erstaunlicher Geschmeidigkeit fing Roxanne die Marke mit dem Schnabel auf. Sie legte sie vor sich auf den Rand des Nests und richtete ein Auge darauf. Dann wendete sie sie mit einer monströsen Kralle und las auch die Inschrift auf der Rückseite. Sie krächzte.
    »Was soll das heißen, Angeklagte?« dolmetschte Grundy. »Sie sagt, sie habe nichts verbrochen. Tatsächlich hat sie diesen Raum seit fast sech s hundert Jahren nicht verlassen und hat die ganze Zeit pflichtgetreu das Ei bewacht. Ist das etwa irgendein grausames Spiel, Dämonenrauch?«
    »Und für all das braucht sie nur ein einziges Krächzen?« fragte Metria verwundert. »Waren das ihre genauen Worte?«
    »Na ja, wie sie dich wirklich genannt hat, das habe ich etwas entschärft. Wenn du es genau wissen willst…«
    »Egal.« Metria wußte um die Neigung des Golems, Ärger zu stiften. Wahrscheinlich hatte sich Roxanne in Wirklichkeit ganz höflich ausg e drückt. »Du meinst, sie weiß gar nicht, weshalb sie beschlagnahmt wird?«
    »Weshalb sie was?«
    »Versucht, probiert, bezichtigt, ermittelt…«
    »Angeklagt, Nebelhirn?«
    »Was auch immer. Es muß doch etwas furchtbar Ernstes sein, wenn sich der Simurgh selbst darum kümmert. Hat sie denn nicht die leiseste Ahnung?«
    Austausch von Krächzern. »Keinen Schimmer«, meldete Grundy. »Sie ist die ganze Zeit hiergewesen und hat ihre Arbeit gemacht, genau wie sie gesagt hat. Da muß irgendein Fehler vorliegen.«
    »Der Simurgh hat sich aber nicht so verhalten, als läge da ein Fehler vor«, wandte Metria ein und erinnerte sich daran, was der klügste und allwissendste Vogel von ganz Xanth ihr als GEDANKEN übertragen hatte. »Und die Inschrift auf der Marke ist auch ganz eindeutig. Roxanne wird hier an diesem Ort in vierzehn Tagen vor Gericht gestellt.«
    Grundy dolmetschte. Achselzuckend verharrte der Roc in Verwund e rung. Sie würde jedenfalls hier sein, weil sie das Ei nicht im Stich lassen durfte, egal was geschah.
    Also verließ Metria den Saal, schloß die Tür hinter sich und huschte zurück zu Grundys Heim. »Wenn ich dich wieder brauche, hole ich dich«, teilte sie ihm mit. »Vergesst bloß nicht, zur Verhandlung daz u sein.«
    »Keine Bange«, beruhigte Grundy sie. »Rapunzel wird sich groß genug machen, um bis an die Wolke zu reichen, dann stellt sie mich darauf, damit ich sie hochziehen kann, sobald sie sich wieder klein gemacht hat. Diesen Prozeß lasse ich mir keinen Fall entgehen.«
    »Ich auch nicht«, gestand Metria. »Hier geht irgend etwas furchtbar Anomales vor.«
    »Etwas furchtbar was?«
    »Sinulär, befremdlich, ungewöhnlich, komisch, bizarr, irregulär…«
    »Seltsam?«
    »Merkwürdig«, stimmte sie ärgerlich

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