Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Vogel-Scheuche

Titel: Vogel-Scheuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
gegen Roxanne Roc teilnehmen.«
    »Gegen wen?« fragte Gayle.
    »Ein großer Vogel, der für den Simurgh irgend etwas ausbrütet.«
    »Also gut«, meinte Gary. »Wir kommen.«
    Mentia warf jedem von ihnen eine Marke zu. Sie fingen sie mit dem Mund auf. Wieder zwei Stück losgeworden!
    Nun begab sie sich ins Schloß. Prinzessin Ida kam ihr entgegen, um sie zu begrüßen. »Wie nett, dich wiederzusehen, Metria«, sagte sie in ganz ähnlichem Tonfall, wie es schon Rapunzel getan hatte. Doch Ida sagte nie etwas, was sie nicht glaubte, weil sie stets glaubte, was sie sagte.
    Da mußte Metria plötzlich gaffen. Irgend etwas war gerade am Kopf der Prinzessin vorbeigeschwebt. »Ida – da ist ein großer Käfer, der gleich auf dir niedergeht!«
    Ida lächelte. »Das ist kein Käfer, das ist mein Mond.«
    »Dein was?«
    »Planet, Kugel, Himmelskörper, Gestirn, Orbitalfragment…«
    »Aber was machst du denn mit einem kleinen Mond?«
    »Der ist einfach zu mir gekommen, und ich fand ihn so süß, daß ich es nicht übers Herz gebracht habe, ihn wieder fortzuschicken. Er schadet wirklich niemandem.«
    Anscheinend nicht. Es war einfach nur ein winziger Fleck, der langsam um ihren Kopf kreiste. »Er sieht wirklich irgendwie süß aus«, räumte Metria ein. »Ob er wohl eines Tages mal ein großer Planet werden wird?«
    »Das will ich hoffen.« Ida lächelte. »Was kann ich für dich tun?«
    »Du kannst diese Vorladung zur Teilnahme am Gerichtsverfahren g e gen Roxanne Roc entgegennehmen.«
    »Ja, natürlich«, willigte Ida ein und nahm die Marke in Empfang. Sie hatte wirklich ein sehr entgegenkommendes Wesen. »Wie ich sehe, soll ich sie verteidigen. Ich werde auf jeden Fall mein Bestes geben.«
    Das war irgendwie fast zu einfach. »Machst du dir denn gar keine So r gen darüber, weil du überhaupt nicht weißt, wogegen du sie verteidigen sollst?«
    »Das werde ich bestimmt früh genug erfahren.«
    Metria beschloß, lieber nichts einzuwenden. Schließlich hatte sie noch viel zu viele Marken übrig, um Zeit zu verschwenden. »Und findest du auch zum Namenlosen Schloß?«
    »Bestimmt.«
    Und wenn sie es nur glaubte, würde es ihr wahrscheinlich auch geli n gen, denn Idas Talent war die Idee: Was immer sie glaubte, wurde wahr. Nur daß die Idee eben von jemandem kommen mußte, der nichts von ihrem Talent wußte. Das war eine erhebliche Beeinträchtigung.
    Auf jeden Fall war jetzt klar, daß Prinzessin Ida auch noch nicht wu ß te, worum es in diesem Prozeß ging. Metrias Hauptlaster war schon i m mer die Neugier gewesen, und langsam begann es zu schmerzen. Wozu eine solch gewaltige Anstrengung, so viele Umstände – alles nur um eines großen Vogels willen, der anscheinend nie jemandem etwas zuleide getan hatte? Je weiter Metria kam, desto undurchsichtiger wurde das Geheimnis.

4 – Threnodia
    Metria kehrte nach Hause zurück, um Veleno für ein paar weitere Stu n den zu versorgen, dann musterte sie die verbliebenen Marken. Die mei s ten Namen schienen nicht weiter kompliziert zu sein, und sie erwartete keine Schwierigkeiten bei der Vorladung. Ein Name allerdings bereitete ihr Unbehagen, weil die betreffende Person geradezu zwangsläufig u n kooperativ reagieren würde. Und was würde mit ihr geschehen, wenn sie sämtliche Vorladungsmarken bis auf eine ordnungsgemäß ablieferte? Würde das den Prozeß hinauszögern? Und würde Metria dann versagt haben, so daß man ihr versagen würde, was sie sich sehnlichst wünschte? Das wäre zwar sicher gerecht, aber sie wollte es auf keinen Fall so haben.
    Wenn sie schon scheitern sollte, dann an diesem Namen. Daher war es das Vernünftigste, dieses Problem gleich als nächstes anzugehen. Ging die Sache schief, brauchte sie sich um die anderen nicht mehr zu kü m mern. Es sei denn, der Simurgh gab ihr eine weitere Chance. Schließlich ging es hier ja nur um eine einzige Geschworene, von denen es mehr als ein Dutzend gab. Manche würden ohnehin im Laufe des Prozesses au s scheiden. Dennoch hielt Metria es für das beste, sich nach Kräften da r um zu bemühen, ihre Aufgabe gut zu erledigen.
    Also hob sie die Vorladungsmarke für Threnodia hoch, die halbdäm o nische Ehefrau von Jordan dem Barbaren. Die Marke übte einen leisen Sog aus, und Metria folgte ihr in die angezeigte Richtung.
    Tief im Urwald, in der Nähe des langsam immer kleiner werdenden Gebiets des Wahnsinns stieß sie schließlich auf Jordan und Threnodia. Die waren gerade damit beschäftigt, eine frisch gepflückte Topfpastete

Weitere Kostenlose Bücher