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Vogel-Scheuche

Titel: Vogel-Scheuche Kostenlos Bücher Online Lesen
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zu verzehren. Das Gebäck hatte selbstverständlich die Form eines Topfs und war sehr eisenhaltig.
    Metria machte sich unsichtbar und schwebte leise heran, weil sie wu ß te, daß hier eine gewisse Diskretion angezeigt war. Doch es funktionierte nicht. Threnodia hob die Nase und begann zu schnüffeln. Sie war eine hübsche, schwarzhaarige, dunkeläugige und -häutige düstere Schönheit von üppigen Proportionen; tatsächlich sah sie gut aus, wenn man ihr Alter bedachte.
    »Ene, mene, mu«, sagte die üppige Dame finster, »da ist die dumme Kuh!« Wütend blickte sie drein.
    »Du hast sie noch nie täuschen können«, bemerkte Mentia plötzlich aus keinem erkennbaren Grund.
    Metria seufzte und wurde wieder sichtbar. »Ich wünschte mir wirklich, du könntest endlich einmal Schluß mit der Vergangenheit machen, Thren.«
    »Das schmink dir mal hübsch ab, Met! Hau ab.«
    »Weißt du, ich habe mich in letzter Zeit ziemlich verändert.«
    »Dann verändere dich am besten gleich wieder in die Nichtexistenz, Dämonin.«
    Jordan der Barbar mampfte weiter, als interessierte ihn das Gespräch nicht. Er war ein grobschlächtiger, auf primitive Weise anziehender Mann mittleren Alters, der sich etwas darauf zugute hielt, sich in zivil i sierten Sitten nicht sonderlich auszukennen, doch immerhin hatte er gelernt, die Nase nicht in die Angelegenheiten seiner Frau zu stecken, weil sie sonst Gefahr lief, abgeschnitten zu werden. Dennoch erforsc h ten seine neugierigen Männeraugen die Ritze von Metrias Dekollete und die Projektion ihres Hinterteils, wie es dem barbarischen Kodex en t sprach.
    Keine Frage, die Sache würde schwierig werden. »Ich habe hier etwas, was ich dir geben muß.«
    »Du hast mir schon mehr als genug gegeben«, versetzte Threnodia und bleckte in unverstellter Wut die Zähne. »Und nun gib mir gefälligst, w o nach ich mich am meisten sehne – deine völlige Abwesenheit.«
    »Sobald ich dir diese hübsche, gravierte Scheibe übergeben habe.« Sie hielt sie in die Höhe.
    »Das sieht ja aus wie schwarzer Beryll«, fauchte Threnodia. »Das ist e i ne Vorladung vom Simurgh.«
    »Ja. Für dich. Als Geschworene bei einem Gerichtsverfahren.«
    Die Miene der Frau hellte sich kurz auf. »Macht man dir endlich wegen Hochverrats gegen Xanth den Prozeß?«
    »Nein, hier geht es um Roxanne Roc.«
    »Dann interessiert es mich nicht.« Threnodia wandte das Gesicht ab.
    Genau das hatte Metria befürchtet. Die Frau weigerte sich einfach, i r gend etwas von ihr anzunehmen oder sie ihrerseits mit irgend etwas anderem zu bedenken als Zorn. Also versuchte sie es statt dessen mit Gnade Uns.
    Schon erschien das gewinnende kleine Mädchen. »Bitte, Euer Entz ü ckung, wenn Ihr doch nur diese Marke entgegennehmen würdet, ve r schwände ich sofort auf alle Zeiten minus ein paar Minuten.« Eine große Kullerträne bildete sich aus.
    Jordan musterte das kleine Geschöpf. Zwar geriet sein Augapfel dabei nicht ins Schwitzen wie beim Anblick von Metrias enganliegender E r wachsenenkleidung, doch hegte er ein gewisses Interesse für Kinder, weil ihr schlichter Geist dem seinen glich.
    »Geh mir nur nicht mit dieser alten Nummer auf die Nerven, du ve r dorbene Göre!« knirschte Threnodia, die kein bißchen beeindruckt war. »Ich nehme auch nichts von einer deiner trügerischen Varianten an, weil ich schließlich weiß, daß darin immer dasselbe seelenlose Aas von einer Dämonin haust. Läßt du mich jetzt endlich in Ruhe, oder muß ich erst anfangen zu singen?«
    Das wurde ja immer schlimmer. Threnodias Gesänge waren jedesmal so furchtbar traurig, daß Metria es nicht aushielt und stets das Weite suchen mußte. »Nein, bitte tu das nicht!« rief Gnade Uns und preßte eine weitere dicke Träne hervor. »Du mußt doch diese Marke nehmen!«
    Threnodia fing an zu singen. Gnade Uns preßte die kleinen Hände auf die kleinen Ohren, aber die furchtbar traurige Melodie schlich sich an ihnen vorbei in ihren Kopf. Sie ertrug es einfach nicht. Sie verlor jeden Zusammenhalt und wurde wieder zu Metria – die es immer noch nicht ertrug. Das war Threnodias letzte Geheimwaffe gegen sie, die nie ihre Wirkung verfehlte.
    Metria zog sich so weit zurück, bis der Gesang nur noch schwach in der Ferne zu vernehmen war. Dann formte sie schwere Ohrschoner aus, um den Klang so weit zu dämpfen, daß der Totengesang nur noch a n deutungsweise Qualen bereitete. Jetzt konnte sie ihn zwar ertragen, war aber nicht dicht genug am Ziel, um Threnodia von der

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