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Vogel-Scheuche

Titel: Vogel-Scheuche Kostenlos Bücher Online Lesen
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nicht so leicht beiseite fegen. »Ich muß erst darüber nachdenken.«
    »Jetzt werde ich euch aus dem Wahnsinn führen und verschwinden«, verkündete Mentia.
    »Aber sie hat doch noch gar nicht die Marke in Empfang genommen!« protestierte Metria stumm.
    »Sei still, bessere Hälfte. Hier zieht nur die weiche Tour.«
    Die Dämonin führte die beiden hinaus. Während der Visionspausen, vor allem dann, als die Königin dabei war, dem Geist des Kindes Gift einzuträufeln, hatte sie die Gegend erkundet und den besten Weg ins Freie ermittelt. »Das einzige Hindernis hier ist der Gruppenzwang«, e r klärte sie. »Dem müßt ihr einfach irgendwie widerstehen.«
    Jordan blickte sich um. »Gruppenzwang? Ich sehe überhaupt keine Gruppe.«
    Da begann der Zwang auch schon zu wirken. Es war, als würden sich unsichtbare Schnüre um sie zusammenziehen. »Zu diesem Zweck haben sich die Bestandteile des Wahnsinns zu Gruppen zusammengeschlossen, um uns in ihren Bann zu ziehen«, erklärte Mentia. »Die wollen nämlich alle, daß wir genauso verrückt werden, wie sie es sind. Körperlich kö n nen sie uns zwar nichts anhaben, aber sie können einen solchen Druck auf uns ausüben, daß es sich richtig feststofflich anfühlt.« Sie klopfte gegen die feststofflich scheinende unsichtbare Gestalt an ihrer Seite, und es fühlte sich tatsächlich hohl und hölzern an. »Einfach ignorieren.«
    »Aber da bleibt mir doch glatt die Luft weg!« keuchte Jordan.
    »Gruppendruck kann ziemlich stark wirken«, bestätigte Mentia. Sie selbst litt nicht darunter, weil sie inzwischen eine gasförmige Gestalt angenommen hatte, an der es nicht viel zusammenzupressen gab, und Threnodia folgte langsam ihrem Beispiel. Auch Threnodia konnte, wie es Dämonenart war, ihre Gestalt verwandeln, schließlich war sie ja ein Mischlingswesen, doch dauerte das seine Zeit, weshalb sie auch unter größerem Druck stand. »Einfach nur nein sagen«, riet Mentia den beiden.
    »Nein!«
    »Nein!«
    Schon ließ der Druck wieder nach, da es nicht leicht war, ihn aufrech t zuerhalten, wenn die betroffene Person dabei nicht mitmachte. Und so gelang es ihnen, sich weiterzuschleppen, bis sie schließlich aus dem G e biet des Wahnsinns heraustraten und ins normale Xanth zurückkehrten. »Das nächste Mal bin ich klüger, da bekommt mich freiwillig jedenfalls niemand wieder hinein«, meinte Threnodia erleichtert.
    »Ich weiß nicht so recht«, warf Jordan ein. »Irgendwie hat es mir doch gefallen, König zu sein, und auch das Poussieren mit einer…«
    Threnodia zückte ihr Messer und schnitt ihm mit einer raschen Bew e gung die Zunge ab. Das brachte ihn eine Weile zum Verstummen, denn obwohl sein Talent aus der schnellen Heilung bestand, dauerte es doch eine Weile, bis die Zunge wieder gänzlich nachgewachsen war. Endlich war alles wieder ganz normal.

5 – Fluch
    »So, jetzt muß ich aber wieder fort«, meinte Mentia und legte eine Kunstpause ein.
    »Äh, warte mal«, entgegnete Threnodia. »Ich will ja nicht behaupten, daß ich dir dein schändliches Tun verzeihe, aber wolltest du und mich nicht ursprünglich dazu bewegen, diese Vorladung anzunehmen?«
    »Ja!« bekräftigte Metria stumm.
    »Nein, das gehört nicht zur Abmachung«, widersprach Mentia.
    »Aber es ist doch verrückt, deinen Vorteil zu verspielen, wo ich doch gerade schwanke.«
    »Danke. Ich bin auch ein bißchen verrückt. Ich bin sicher, daß dieses geheimnisvolle Verfahren auch ohne deine gewiß wichtige Mithilfe se i nen Weg gehen wird.« Die Dämonin tat, als wollte sie sich in Rauch auflösen.
    »Vielleicht… eine andere Abmachung…?« fragte Threnodia zögernd.
    »Warum nicht, wenn du das für fair hältst. Du weißt, was ich will. Gibt es irgend etwas anderes, was du wirklich haben möchtest?«
    »Ja. Was ich mir am sehnlichsten wünsche, ist, wieder auf Schloß Roogna zurückkehren zu dürfen, wo ich einst sehr glücklich war, ohne daß es deshalb fallen muß. Mal wieder durch die vertrauten alten Zi m mer zu spazieren und die Leute kennenzulernen, die heute dort wo h nen.« In ihrem Augenwinkel bildete sich eine Träne aus. »Mich daran zu erinnern, wie es damals mit meinem Vater war. Ihn im Wandteppich zu beobachten.«
    Letzteres entbehrte nicht der Ironie, weil Threnodia noch als Kind sämtliche vergangenen und gegenwärtigen Ereignisse auf dem Wandte p pich hätte verfolgen und so die Wahrheit über ihre Mutter in Erfahrung bringen können. Doch war sie sich ihrer Sache damals so gewiß gewesen,

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