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Vogel-Scheuche

Titel: Vogel-Scheuche Kostenlos Bücher Online Lesen
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solcher Stärke ausgesandt, daß keiner dieser Vögel es hätte übersehen können. Der König schwelgte in schwindelerregendem Glück.
    Am nächsten Morgen, da er sich seines Schwächeanfalls in der Nacht ein wenig schämte, stand König Gromden auf, kleidete sich hastig an und ließ das wunderschöne Mädchen schlafend im Bett zurück. Noch nie hatte er dergleichen getan. Er eilte auf Schloß Roogna zurück und machte sich in größter Eile an seine Staatsgeschäfte. Er versuchte, die Affäre möglichst bald zu vergessen.
    Doch übte das verbotene Tun der Vornacht einen solchen Sog auf ihn aus, daß er sich schon am selben Abend auf dem Weg zum Rasthaus wiederfand, angeblich, um sich nach dem Wohlergehen des Mädchens zu erkundigen. Schwer lastete die Liebe zu ihr auf seinem Herzen, und es war ihm schlechterdings unmöglich, sich von ihr fernzuhalten. Doch als er das Haus erreicht hatte, mußte er feststellen, daß es leer war, und alles sah völlig unberührt aus. Es schien, als sei niemals eine Frau hiergew e sen. Sie war verschwunden.
    Niedergeschlagen kehrte er auf sein Schloß zurück. Einen vollen M o nat lang begab er sich jeden Tag zu dem Haus, doch dort herrschte nur vernichtende Leere. Er begann zu begreifen, daß das Mädchen von ihm in jener einen Nacht bekommen hatte, was immer sie gewollt haben mochte, und daß sie niemals zurückkehren würde. Und so machte er sich wieder an sein ödes Königsleben, versuchte diese einzige, traumgleiche Nacht der Glückseligkeit zu vergessen.
    Kein volles Jahr nach ihrer Begegnung, besuchte – ohne daß der K ö nig davon ahnte – ein Storch die geheimnisvolle Dame. Sie hatte sich versteckt, doch der schlaue Vogel hatte sie trotzdem aufgespürt und lieferte sein Bündel ab.
    Und dann, als der König eines Abends zusammen mit der Königin und einigen Besuchern von Rang gerade speiste, erschien die Frau e r neut, ein Bündel in den Armen haltend. »Hier ist dein Bastard, o ehebr e cherischer König!« rief sie und ließ das Bündel in seinen Schoß fallen. »Und wisse, du Einfallspinsel, mit wem du deinen ehelichen Treu e schwur gebrochen hast.« Sie schoß in die Luft empor, wo sie sich in einer Wolke aus Lachgas auflöste und verschwand, während sich aller bestürzte Augen auf Gromden richteten. Noch lange hallte das Geläc h ter nach, untermalte die Blicke der vornehmen Gesellschaft.
    So betörte, verführte und demütigte die böse Dämonin also den w a ckeren König. Es beschleunigte den langsamen Verfall seiner Macht, und so dauerte es nicht lange, bis Schloß Roogna einer leeren Schale glich. Die Königin wollte selbstredend nichts mehr von ihm wissen, und ganz Xanth lachte über ihn.
    Und doch war er von solcher Güte, daß er sich keiner Ausflüchte b e diente. Er erkannte das Kind als seines an und machte sich daran, das Mädchen zur Prinzessin zu erziehen. Ja, es wurde die Wonne seines He r zens, der Mensch, den er am allermeisten liebte, und seine Tochter liebte auch ihn. Doch die Königin, empört über die ganze Situation, belegte das Kind schließlich mit einem Fluch: Sollte das Mädchen auf Schloß Roogna bleiben, würde das Schloß fallen. Und so floh es, ungefähr zehn Jahre alt und im Ansatz bereits ebenso hübsch, wie seine Mutter es g e wesen war, von dem Schloß. Sie weigerte sich, die Schuld am Niedergang des Schlosses zu tragen, wie sie sie schon am Niedergang ihres geliebten Vaters trug.
    Das brach König Gromden das Herz.
    Er verbannte die Königin ins Exil und führte hinfort das Leben eines Einsiedlers, duldete nur eine einzige Magd, die sich um das Schloß zu kümmern hatte. Unentwegt suchte er nach seiner Tochter, hoffte, dem Fluch noch irgendwie zu entkommen. Doch sie, die Halbdämonin, en t wich ihm mühelos, obwohl sie ihn doch liebte. Bis sie Jahre später in einer völlig anderen Geschichte zur Liebe fand, starb, zum Gespenst wurde, um etwa vierhundert Jahre später erneut zum Leben erweckt und mit ihrem Geliebten wiedervereint zu werden. Der arme König Gro m den aber verfiel dem langsamen Siechtum, bis er schließlich starb und Schloß Roogna verwaist war. Und all das wegen der bösartigen Däm o nin.
    Hier endete das Schauspiel. »Und ich will immer noch nichts mit dir zu tun haben, Mutter«, schloß Threnodia. »Du hast meinen geliebten Vater mit der grausamsten aller Lügen zerstört, und das kann ich niemals ve r zeihen.«
    Jordan reagierte erschrocken. »Metria ist deine Mutter? Das hast du mir ja nie

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