Vogel-Scheuche
lauten meine Befehle?«
»Rühren, Uffz. Ich will lediglich wissen, welche Gefahren in dieser G e gend auf einen reisenden Kater lauern könnten.«
»Nur König Bombe, Herr Kappe Tän.«
»Wovon ist der denn König?«
»Von den Zecken, Herr Kappe Tän. Er ist eine Zecke. Hat eine mäc h tig kurze Lunte.«
Mentia überlegte. Sie wußte, daß die Zecken im wirklichen Xanth schon schlimm genug waren, wahrscheinlich konnten sie hier sogar noch größeres Unheil stiften. Andererseits klang eine aufbrausende Zecke namens Bombe doch nicht allzu gefährlich. »Wie heißt er denn mit Vo r namen?«
»Zeit, Herr Kapp Tän.«
»Und woran erkennen wir, wenn wir uns ihm nähern?«
»Am Ticken, Herr Kappe Tän.«
»Danke, Uffz. Wegtreten.«
Die Ameise ging ihrer Wege. Das gleiche tat Sammy schnurstracks durch den Wahnsinn. Doch einmal blieb er einen kurzen Augenblick stehen und blickte sich um. »Warte auf mich!« rief Mentia, das Stichwort aufgreifend. Da jagte die Katze auch schon wieder in rasendem Tempo davon.
Doch kurz darauf vernahm Mentia ein bedrohliches Ticken. Sie mu ß ten sich König Bombe nähern! Also schoß sie davon und übernahm die Führung. Tatsächlich, da war sie schon: eine Zecke, geformt wie eine aufgedunsene Kugel, die sich mitten auf dem Weg aufgebaut hatte, auf dem der Kater vorbeikommen würde. Der Zeckerich sah extrem reizbar aus, als würde er jeden Augenblick explodieren.
Mentia schwebte direkt auf ihn zu. »Zeckenkönig Zeit Bombe, laß g e fälligst den Dampf ab«, befahl sie.
Der König sah sie mit winzigen Augen wütend an. »Verschwinde, Dämonin! Mit dir will ich nichts zu tun haben.« Sein Ticken wurde i m mer lauter.
»Glaubst du, Bömbchen. Hau ab, bevor ich dich zünde.«
»Das ist ja empörend!« erklärte der König und plusterte sich immer mehr auf, während das Ticken gleichzeitig lauter wurde.
Mentia erspähte eine Eierpflanze ganz in der Nähe. Sie pflückte eins der Eier und schleuderte es nach dem König. Das Ei zerbrach an seinem metallenen Oberkörper, so daß Eiweiß und -gelb nun daran herunterkl e ckerten.
Das entschied die Sache. Der König platzte. Die Explosion riß ein Loch in den Boden, und Splitter schossen in die umgebenden Bau m stämme, doch konnten sie Mentia natürlich nichts anhaben.
Da erschien Sammy. Ungerührt sprang er über den rauchenden Krater und raste weiter.
Mentia folgte. Plötzlich blieb der Kater stehen. Vor ihm befand sich eine große Delle im Waldboden in der Form eines menschlichen Ges ä ßes. Daran erkannte Mentia, daß sie sich in der Nähe eines riesigen u n sichtbaren Mannes befanden, der auf dem Waldboden saß. Der Gestank war so fürchterlich, daß sie sofort ihre Nase abschaffte. Es war, als wäre eine Müllfabrik mit Verdauungsstörungen zur Hälfte abgebrannt.
»Hallo, Jethro Riese«, sagte Mentia. »Erinnerst du dich noch am mich? Ich bin die Dämonin Mentia. Wir sind uns letztes Jahr begegnet.«
»Ach, ja«, bestätigte Jethro. »Ist das schon so lange her? Ich wollte g e rade aufstehen und weiterziehen.«
»Ich zeige dir gern den Weg hinaus, wenn du mir hilfst, ein paar Leute an die Grenze von Xanth zu bringen.«
»Klingt mir wie ein vernünftiger Tausch. Geh mal zurück.«
Mentia packte den Kater und wich schwebend zurück. Ein gewaltiges Grunzen und Ächzen ertönte, dann senkten sich zwei monströse F u ßabdrücke über die gesäßförmige Delle. Schließlich griff eine gewaltige unsichtbare Hand nach ihr. »Wo sind deine Leute?« wollte Jethro wissen.
Mentia beschrieb die Richtung, und der Riese setzte sich stampfend in Bewegung. Nach ein paar Schritten hatten sie die Lichtung erreicht, wo Mensch, Zentaur und Elfe auf sie warteten und sich die Nase zuhielten, während sie zugleich grün anliefen.
Mentia kam herabgeschwebt. »Denkt an liebliche Veilchen«, schlug sie vor, während sie Sammy, der selbst etwas grünlich aussah, wieder Jenny überreichte. »Jethro Riese ist ein netter Kerl.«
Dann senkte sich die riesige Hand zu ihnen herab und nahm sie sanft auf. »Wohin?« ertönte hoch oben die Stimme aus dem Irgendwo.
Metria schwebte auf Ohrenhöhe des Riesen und gab ihm Anweisu n gen, wo der Außenrand des Wahnsinns zu finden war. Zwei Schritte später hatten sie ihn auch schon hinter sich gebracht. Dann hielt Jethro in schnellem Tempo auf die Grenze Xanths zu, und der dadurch entst e hende Wind vertrieb zugleich den schlimmsten Gestank. Endlich kon n ten die Sterblichen wieder frei atmen.
»Ach, das ist
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