Vogel-Scheuche
verpassen, doch als er dann das nächste Mal versuchte sein Talent einzusetzen, bekam er statt dessen nur nasse Hosen.«
Jenny mußte lachen. »Das ist ihm recht geschehen!«
»Damals hat es gut funktioniert«, meinte auch Ichabod. »Aber doch nicht so, wie erwartet. Also scheint das Umkehrholz auch nicht die L ö sung für deine Suche nach deinem Zuhause zu sein.«
Arnolde runzelte die Stirn und widmete sich dieser intellektuellen He r ausforderung. »Vielleicht solltest du es mal mit einer dieser magischen Entsorgungsblasen versuchen, um ihr zu befehlen, dich nach Hause zu bringen.«
»Das ging auch nicht«, sagte Jenny. »Es wollte einfach nicht klappen.«
»Das ist ja fast so, als würde dein Heim…« fing Ichabod an, doch dann schnitt er sich selbst das Wort ab.
»Als ob es nicht länger existieren würde«, beendete Jenny gelassen se i nen Satz. »Das ist mir auch schon vor einiger Zeit klargeworden. Doch es könnte ja sein, daß es meiner Familie trotzdem gut geht. Wenn der Hof abgebrannt sein sollte, sind sie bestimmt umgezogen. Aber von hier aus würde ich mein Zuhause dann auf keinen Fall mehr wiederfinden können.«
»Gefällt es dir denn hier nicht?« wollte Arnolde wissen.
»Nein, das ist es gar nicht. Ich bin schon seit sechs Jahren hier und weiß gar nicht so recht, ob ich überhaupt noch einmal nach Hause z u rück möchte. Ich wünschte nur…«
»… daß es noch mehr von deiner besonderen Sorte hier gäbe«, schloß Arnolde. »Als einziger Zentaurenmagier in ganz Xanth kenne ich das Gefühl. Mich hat man deswegen aus meinem Zuhause auf der Zenta u reninsel verbannt, und ich darf niemals mehr dorthin zurückkehren.«
Jenny sah ihn genauer an, begann sich plötzlich für ihn zu erwärmen. »Ja!«
»Oder als einziger völlig unmagischer Mundanier in einem magischen Land«, steuerte Ichabod bei. »Glücklicherweise gibt es hier ja einige e r freuliche Dinge zu sehen.«
Nun begriff Mentia, weshalb Arnolde sie gebeten hatte, ihre Beine zu zeigen – um seinen Freund etwas aufzumuntern. Also ließ sie ihr Kleid etwas durchsichtig werden und offenbarte sie aufs neue.
»Warum suchst du mich?« wollte Arnolde nun wissen.
»Der Simurgh hat meiner besseren Hälfte den Auftrag gegeben, die Geschworenen für einen ganz wichtigen Prozeß zusammenzutrommeln. Zwei von ihnen sind Mundanier, daher…«
»Mundanier!« rief Ichabod.
»Dug und Kim«, bestätigte Mentia. »Diese waren vor drei Jahren hier, um ein Spiel zu spielen, und Kim hat dabei ein magisches Talent gewo n nen. Danach sind sie wieder nach Mundania zurückgekehrt. Jetzt stehen sie aber auf der Liste und müssen kommen, um über Roxanne Rocs Schicksal zu bestimmen.«
»Ist das nicht der große Vogel im Namenlosen Schloß?« fragte Arno l de. »Was hat sie denn angestellt?«
Mentia blieb nichts anderes übrig, als schulterzuckend zu erklären: »Das scheint niemand so recht zu wissen. Aber wenn ich erst einmal alle Leute vorgeladen und abgeliefert habe, erfahren wir es vielleicht.«
»Also möchtest du, daß ich dich nach Mundania bringe«, schloß A r nolde, »um die beiden Geschworenen ausfindig zu machen.«
»Ganz genau. Zwar zeigen mir die Vorladungsmarken, wohin ich muß, aber als Dämonin kann ich das Reich der Magie nicht verlassen. Wenn ich es allerdings einrichten könnte, daß die Magie mitkommt…«
»Und diese Gerichtsverhandlung wurde vom Simurgh selbst anb e raumt?«
»Ja.«
»Dann gehört es sich für mich, daß ich bei der Sache behilflich bin. Ich denke, meine Arbeit hier kann auch eine Weile warten.« Da erblickte er plötzlich etwas. Es sah aus wie eine große Fliege, trug aber mehrere Köpfe am Körper. »Da ist ein Musterexemplar! Festhalten, Ichabod.«
Ichabod schlug wieder sein Notizbuch auf, und einmal mehr sprangen melodische Noten heraus. »Eine Knopffliege«, sagte er und machte sich eine Notiz.
»Sind sie gefährlich?« wollte Jenny wissen.
»Nur wenn man sie entknöpft«, antwortete Ichabod mit einem mer k würdigen Lächeln.
Mentia wechselte das Thema. »Wie lange untersucht ihr denn schon verrückte Artefakte?«
Arnolde tauschte einen Blick mit Ichabod aus. »Ungefähr seit achtun d zwanzig Jahren«, antwortete der Zentaur schließlich. »Seit ich von me i nem Amt als König von Xanth zurückgetreten bin. Ich bin nach Mu n dania gegangen und habe meinen Freund geholt, der sich in Xanth zur Ruhe setzen wollte und dessen Fähigkeit als Archivar eine ideale Ergä n zung zu meiner Spezialisierung
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