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Vogel-Scheuche

Titel: Vogel-Scheuche Kostenlos Bücher Online Lesen
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hat. Trotzdem sollten wir die Sache möglichst schnell hinter uns bringen.«
    Das war seine Art, sie zur Eile anzuhalten, wie Metria begriff. Doch zunächst wollte sie noch etwas anderes erledigen. »Ich habe versucht, über die vordere Grenze des magischen Korridors zu treten«, sagte sie. »Aber da bin ich ständig auf dämliche Mundanier gestoßen und habe schließlich den Mut verloren. Ich meine aber doch, ich sollte möglichst genau wissen, was passiert, wenn ich ins eigentliche Mundania eindringe. Vielleicht ist es ja gar nicht so schlimm. Würdest du mich vielleicht dor t hin führen, wo du gewesen bist, und auch wieder zurück, fall… falls?«
    »Verstehe«, erwiderte Ichabod großmütig. »Ich kann dir versichern, daß ich niemanden, der über eine solche Ausstattung verfügt, wie du es tust zu Schaden kommen lassen würde, sofern ich irgend etwas dagegen unternehmen kann. Folge mir bitte hier entlang.«
    Er meinte wohl vor allem ihre Beine. Metria folgte ihm hinter das Haus, während Jenny bei Arnolde verharrte, der sich nicht von der Stelle gerührt hatte. Der Zentaur wußte, wie wichtig es war, den Korridor so zu erhalten, wie er war, damit sie nachhaltig experimentieren konnten. »Das Phänomen scheint doch deutlich raumgreifender zu sein als beim ersten Mal«, bemerkte Ichabod. »Ungefähr um fünfzig Prozent. Das heißt also, ungefähr drei Schritte mehr, vielleicht sogar drei Meter. Schau mal hier: Ich habe an meine Hintertür eine Marke gemacht, wo mir die Abschwächung des Felds zu sein schien.«
    »Das heißt also, wo die Magie endet«, dolmetschte Metria und blieb dicht davor stehen. »Hättest du etwas dagegen, meine Hand zu halten, während ich die Linie überschreite?«
    »Ob ich etwas dagegen habe?« fragte Ichabod, als zweifle er selbst da r an. »Mein liebes Geschöpf, ich würde es als Privileg empfinden.«
    »Danke.« Angenehm berührt gewährte sie ihm ihr strahlendstes L ä cheln, dann nahm sie seine Hand, stählte sich innerlich und trat über die Linie.
    Plötzlich wurde alles ganz furchtbar. Strudelnd geriet sie außer Ko n trolle, verteilte sich in alle Himmelsrichtungen und verlor den Verstand.
    Dann, nach einem Augenblick, der sich über Jahre hinzuziehen schien, fand sie sich in heillosem Durcheinander um Ichabod verstreut wieder. »Hä?« stammelte sie intelligent.
    »Bist du wieder funktionstüchtig?« fragte er seinerseits.
    Sie zog ihre Extremitäten wieder ein und faßte sich. »Ich denke schon. Was ist passiert?«
    »Du hast dich in eine Windhose aufgelöst. Das heißt, in einen Win d stoß, der Staub und Laub umherwirbelte. Ich habe versucht, dich mit meinem Körper in den Korridor zurückzudrängen, wurde deiner aber nicht so recht habhaft, und außerdem hatte ich Angst, ich könnte dich dabei auseinanderreißen. Glücklicherweise hat Arnolde gemerkt, was geschah, und hat sich einen Schritt zur Seite bewegt. Damit bist du wi e der in den Korridor geraten und hast dich erneut zusammengesetzt.«
    »Eine Windhose?« fragte sie verständnislos.
    »Manchmal gerät der Wind in einen kreisförmigen Strudel mit relativ niedrigem Innendruck, wodurch er Staub ansaugt. In extremer Form finden wir das beim Tornado oder beim Hurrikan. Aber die meisten Windhosen wirbeln nur ein paar Sekunden umher, dann lösen sie sich wieder auf. Sie haben keinen dauerhaften Zusammenhalt. Mir wurde klar, daß dieses wohl dein Schicksal sein würde, solltest du für längere Zeit außerhalb des magischen Feldes verweilen.«
    »Und deshalb hast du mich wieder hineingeführt«, begriff sie. »Ich glaube, Ichabod, du hast meine Existenz gerettet.« Das erklärte auch, weshalb sie sich völlig um ihn gewickelt hatte: Sie war nicht mehr gew e sen als Energie in der Luft, und als er versucht hatte sie zurückzudrä n gen, war er dabei einfach nur in den Strudel getreten. »Danke.« Sie ließ ihren Kopf die schönste Form annehmen, derer sie fähig war, dazu das allerhübscheste Gesicht und küßte ihn beherzt auf den Mund.
    Er sah aus, als würde er gleich in Ohnmacht fallen. Tatsächlich sackte er sogar etwas zusammen, so daß sie ihn stützen mußte, doch war kein Unbehagen dabei: In der Nähe seines Mundes verweilte ein benomm e nes Lächeln, und seine Augen schienen zu leuchten. »Danke«, hauchte er. »Aber würdest du bitte…«
    »Was immer du wünschst, mein Freund«, sagte sie hilfsbereit.
    »… deine Kleider wieder anlegen.«
    Oh! In dem Durcheinander ihrer Auflösung hatte sie gar nicht mehr

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