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Vogel-Scheuche

Titel: Vogel-Scheuche Kostenlos Bücher Online Lesen
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wollte sie wissen. »Du hast nicht ein einziges Wort mit ihm gesprochen.«
    Er lächelte. »Das wäre wirklich einmal etwas Neues: einer Dämonin das Autofahren beizubringen.«
    »Warum nicht?«
    Er überlegte. »Ja, warum eigentlich nicht! Also gut, Metria. Ich steuere den Laster nicht durch mündliche Befehle, sondern mit Händen und Füßen. Mit dem Schlüssel wird der Motor gezündet, und die Gangscha l tung verbindet ihn mit den Rädern. Lenken tue ich ihn mit dem Lenkrad hier.«
    »Faszinierend!« sagte sie. »Dann ist das ja eine seelenlose Maschine.«
    »Das kann man wohl sagen. Ich muß das Fahrzeug ständig lenken, sonst kommt es vom Weg ab.«
    Sie stellte ihm noch weitere Fragen, und er, dem ihr Interesse ganz o f fensichtlich schmeichelte, erklärte ihr die obskure Mechanik der Kup p lung, der Bremsen, der Lenksäule, der Nockenwelle und der Blinker. Metria hörte genau zu. Anscheinend war Mundania doch nicht ganz so langweilig, wie sie geglaubt hatte. Mit einem derartigen Gerät würde sie eine Menge Spaß haben können, sollte sie jemals Gelegenheit dazu b e kommen.
    Sie überprüfte die Vorladungsmarke. Die schien keinerlei Schwierigke i ten zu haben, ihr Zielobjekt zu orten, obwohl zwischen ihnen und Kim doch ein völlig magiefreies Gelände lag. Dafür mußte der Simurgh g e sorgt haben, indem der große Vogel Artefakte herstellte, die keinen mundanischen Beschränkungen unterlagen. Doch nun zog es die Scheibe etwas zur Seite. »Wir kommen vom Kurs ab«, verkündete Metria.
    »Das ist unvermeidlich, beschränkt, wie das Autobahnsystem nun mal ist. Ich werde das Ziel im Winkel anfahren müssen. Keine Bange, wir werden schon irgendwann dort eintreffen.«
    An der nächsten Kreuzung fuhr er eine Kurve und dann noch eine, als die Richtung immer noch falsch war. Es schien, als sei es in Mundania unmöglich, sich direkt ans Ziel zu begeben. So blieben sie in Bewegung, während Metria etwas über das Führen des Fahrzeugs lernte und gel e gentlich in die sich aufs langweiligste verändernde Landschaft draußen blickte.
    Sie kamen an zahlreichen, blockähnlichen Gebäuden vorbei. Dazw i schen lagen viele Felder, manchmal auch Waldstücke. Zu beiden Seiten der Straße fuhren ständig irgendwelche Fahrzeuge, und es schien, als müsse jedes auf seiner Seite bleiben, je nachdem, welche Richtung es eingeschlagen hatte, weil es sonst einen fürchterlichen Zusammenstoß geben würde.
    Schließlich wurde der Zug der Marke immer stärker. »Wir nähern uns dem Ziel«, verkündete Metria.
    »Hervorragend. Wir fahren gerade auf Squeedunk zu. Wie alt ist Kim eigentlich?«
    »Inzwischen müßte sie eigentlich neunzehn sein, sofern die Leute in Mundania im selben Tempo altern wie bei uns.«
    »Dann ist sie jetzt im Collegealter. Da besteht die Möglichkeit, daß sie aufs Squeedunk Community College geht.«
    »Community College? Werden da etwa unzusammenhängende Dinge miteinander verklebt, um ein Bild zu ergeben?«
    Er lächelte. »In gewisser Hinsicht schon, Metria. Dort versucht man Jugendliche auszubilden, was man durchaus als eine Art von Kunst b e zeichnen darf.«
    Bald erreichten sie den SCC-Campus. Es waren große, mit blauen, gl a sigen Quadraten bedeckte Gebäude. Zwischen diesen spazierten junge Menschen herum, die Arme voller Bücher. Manche hatten auch Decken auf dem grünen Rasen ausgebreitet und sonnten sich in spärlicher Kle i dung.
    »Die haben aber weniger am Leib als ich«, bemerkte Metria und zog dabei eine Schnute.
    »Die sind ja auch weniger gesegnet als du«, erwiderte er diplomatisch.
    »Weniger was?«
    »Gesund, kurvig, symmetrisch, proportioniert, anziehend…«
    »Bestückt?«
    »Was auch immer«, erwiderte er lächelnd. »Du würdest nur den Ve r kehr und den Unterricht durcheinanderbringen, deshalb mußt du deine Besitztümer maskieren.«
    Schon wieder so ein merkwürdiges Wort. »Meine was?«
    »Reize. Sind wir noch auf Kurs?«
    Sie überprüfte die Marke. »Dort entlang«, sagte sie, auf ein Gebäude zeigend.
    Ichabod lenkte das Fahrzeug zum nächstgelegenen Parkplatz. »Ich ho f fe, sie lebt im Parterre«, meinte er.
    »Warum?«
    »Wie sollen wir sie sonst erreichen, außerhalb des magischen Korr i dors?«
    »Dann muß Arnolde eben mit uns kommen.«
    »Ein Zentaur in Mundania? Da wäre es sogar noch besser, wenn du nackt herumliefest!«
    Darüber grübelte Metria nach und gelangte zu dem Schluß, daß er es offensichtlich für unpraktisch hielt, Arnolde das Gebäude betreten zu lassen.

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