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Vogelfrei

Titel: Vogelfrei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianne Lee
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Zögernd begannen sie, den Pfad entlangzutrotten, wobei sie sich immer wieder nach Ramsay umsahen. Dylan und Ramsay bestiegen jeder eines der Pferde. Alasdair richtete seine Pistole auf die Soldaten, bis sie außer Sicht waren, dann gab er Befehl zum Aufbruch. Die Gruppe ritt, so schnell es die Packpferde zuließen, in entgegengesetzter Richtung davon.
    Coll MacGregor wurde mit der Beute nach Glen Dochart geschickt. Sobald er fort war, ließ sich Alasdair zurückfallen, bis er auf einer Höhe mit Dylan ritt. Leise sagte er: »Unter den Briefen in diesem Packen befindet sich einer, den ich an den Earl of Mar schicken möchte.«
    Dylan wusste, dass er sich in Teufels Küche brachte, trotzdem widersprach er: »Alle diese Papiere müssen nach Glen Ciorram weitergeleitet werden.«
    Eine kurze Pause entstand, dann fragte Alasdair nachdenklich: »Was hat Ramsay dir eigentlich erzählt? Was weißt du über ihn und seine Verbindung zu den Jakobiten?«
    Dylan nagte einen Moment lang auf seiner Unterlippe herum und überlegte, wie viel er Alasdair verraten durfte. Schließlich erwiderte er: »Er hat zugegeben, dass er ein Spion ist, weil er hoffte, dann freigelassen zu werden. Aber ich glaube, viel Vertrauen schenkt man ihm nicht, sonst hätte uns Rob nicht ausgeschickt, um die Papiere zu holen.«
    Alasdair nickte. »Ich hoffe nur, dass die anderen nicht auf denselben Gedanken kommen.«
    Einer von Robs Männern wurde beauftragt, die Briefe nach Ciorram zu bringen. Die anderen suchten in einem verlassenen Haus bei Lochearnhead am Fuße des Passes nach Glen Dochart Unterschlupf, das sie bei Einbruch der Dämmerung erreichten. Die Pferde wurden draußen angebunden, damit sie grasen konnten. Dylan, der für den Gefangenen verantwortlich war, beauftragte Ramsay, einen Arm voll Torf aus der bröckeligen Mauer des an das Haus angrenzenden Kuhstalls herauszubrechen und ins Haus zu bringen. Damit entfachte Seamus unter dem Rauchabzugsloch in der Decke ein Feuer und machte sich daran, Bannocks für das Abendessen zuzubereiten.
    Plötzlich flatterte im Kuhstall ein Huhn auf, ließ sich auf den Brettern nieder, die den Stall vom Wohnraum trennten, und beäugte die Eindringlinge gackernd. Seamus legte einen Finger auf die Lippen, um die Männer zur Ruhe zu bringen, schlich sich direkt unter die Stelle, wo der Vogel saß, und spähte vorsichtig hoch. Dann sprang er katzengleich in die Höhe, bekam das Huhn am Hals zu fassen und schüttelte es kräftig; der Hals brach mit einem leisen Knacken, und das Tier konnte gerade noch ein empörtes Gackern von sich geben, ehe es erschlaffte. Seamus nahm es mit nach draußen, um es zu rupfen und auszunehmen.
    Schlagartig hob sich die Stimmung der Männer und der Gedanke an Brathuhn zum Abendessen ließ ihnen das Wasser im Mund zusammenlaufen.
    Jeder suchte sich ein Plätzchen auf dem Boden. Dylan setzte Ramsay an die Wand des Kuhstalls und fesselte ihm die Hände hinter den Knien. Ramsay beteuerte noch immer lauthals, ein Jakobit zu sein, doch da Dylan verhindern wollte, dass die Männer ihm schließlich doch noch Glauben schenkten, befahl er ihm barsch, endlich den Mund zu halten. Seamus röstete derweil das Huhn über dem Feuer; ein würziger Duft erfüllte den Raum, und die Männer schnupperten genießerisch, während sie darauf warteten, dass das Fleisch gar wurde. Schließlich verteilte Seamus die Rationen, und Dylan stopfte Ramsay ein großes Stück in den Mund, ohne sich groß darum zu kümmern, dass der Mann Mühe hatte, das Fleisch zu kauen und runterzuschlucken.
    Wie er Ramsay allerdings seinen Anteil an dem Bannock verabreichen sollte, wusste er nicht. Weder wollte er zusehen, wie Ramsay an dem Bissen erstickte, noch hatte er die Absicht, seinen Gefangenen zu füttern; unschlüssig stand er mit dem Bannock in der Hand da und überlegte.
    Ramsay kam ihm zu Hilfe. »Vielleicht könnt Ihr mir die Hände losbinden, damit ich alleine essen kann.«
    Dylan blickte zu Alasdair hinüber, der mit den Achseln zuckte und nickte. Also bückte er sich, knotete das Taschentuch auf, reichte Ramsay sein Bannock und ließ sich wieder an der Torfmauer nieder.
    Nach dem Essen wurde ein Whiskykrug herumgereicht, und die Männer fingen an, sich angeregt miteinander zu unterhalten; auch Ramsay durfte ein paar Schlucke aus dem Krug nehmen. Schon bald lockerte sich die Stimmung, denn Seamus erzählte von einem Mädchen, das er in Glen Dochart kennen gelernt hatte und das er so schnell wie möglich heiraten wollte.

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