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Vogelfrei

Titel: Vogelfrei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianne Lee
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bluttriefendem Maul vor den Toren der Burg sitzen und Wache halten sehen. Der junge Laird konnte der Burg gar keinen anderen Namen geben, verstehst du? Und seit diesem Tag heißt sie bei den Leuten in dieser Gegend >Haus des Weißen Hundes<.«
    Dylan erschauerte. »Glaubst du denn, dass an dieser Geschichte etwas Wahres dran ist?«
    Sie sah ihn schief an. »Du willst doch nicht etwa behaupten, dass ein Blutsverwandter von dir lügt, oder?«
    »Es ist doch bloß eine alte Gruselgeschichte ...«
    »Jede Geschichte enthält ein Fünkchen Wahrheit, mein Freund.«
    Dylan wurde auf einmal sehr nachdenklich. Als die Unterhaltung am Feuer leiser wurde, wandte er sich an den Barden. »Sir!« Augenblicklich trat tiefe Stille ein, und Dylan beschlich das unbehagliche Gefühl, dass sein Englisch hier nicht gerade gern gehört wurde. Trotzdem fragte er weiter: »Kennt Ihr die Geschichte des Roderick Matheson?«
    Ein koboldhaftes Lächeln trat auf das Gesicht des Alten. »Och, thal Natürlich kenne ich diese Geschichte. Ich war damals noch ein junger Bursche. Aber viel zu erzählen gibt es da eigentlich nicht.«
    »Wollt Ihr mir sagen, was mit ihm geschehen ist?«
    »Mit Vergnügen.« Als der Alte sich anschickte, die Geschichte auf Englisch wiederzugeben, erhob sich hier und da unter den Zuhörern gälisches Gemurmel. Zuerst ärgerte sich Dylan über diese Unhöflichkeit, doch dann begriff er, dass einige Leute denen, deren Englisch nicht so gut war, lediglich die Worte des Alten übersetzten.
    »All dies trug sich im Jahre des Herrn 1666 zu, als Charles II. aus dem Hause Stuart wieder auf dem Thron saß«, begann der Erzähler. »Roderick Matheson, der damals achtzehn Jahre zählte, verließ sein Elternhaus Tigh a' Mhadhaig Bhàin und zog in die Welt hinaus. Es war das erste Mal, dass er die Viehtreiber nach Edinburgh begleiten durfte. Seine Mutter, die liebreizende Sila NicAngus, weinte bitterlich und sagte, er sei noch viel zu jung für diese Reise. Doch sein Vater, der mächtige Fearghas Matheson, gestattete seinem jüngsten Kind dennoch, mit den Treibern zu gehen, weil er selbst mit kaum sechzehn Jahren einen creach, einen Viehtrieb, mitgemacht hatte. Also sagte der Junge seiner Mutter und seinem Vater Lebewohl und schloss sich den Viehtreibern an.« Der Graubart ließ die Schultern hängen. »Und danach hat ihn weder seine Familie noch sonst jemand lebend wieder gesehen.«
    Dylan wartete darauf, dass der Barde weitersprach. Es dauerte einen Moment, bis er begriff, dass die Geschichte zu Ende war. »Ist das alles? Mehr wisst Ihr nicht?«
    »Der Bursche ist nie aus Edinburgh zurückgekehrt. Niemand weiß, was ihm zugestoßen ist, obwohl seine Familie jahrelang nach ihm gesucht und sogar die Behörden um Hilfe gebeten hat. Aber vergebens, Roderick Matheson schien vom Angesicht der Erde verschwunden zu sein.«
    Kein Wunder, dass alle hier so überrascht gewesen waren, als er diesen Namen erwähnt hatte! Dylan zuckte mit den Achseln. »Himmel, da weiß ja sogar ich noch mehr als dies.« In dieser Sekunde bemerkte er, dass alle Augen erwartungsvoll auf ihn gerichtet waren und jeder begierig darauf zu warten schien, was er zu sagen hatte. Er zögerte, dann räusperte er sich verlegen.
    »Nun, wie gesagt, man schrieb das Jahr des Herrn 1666 ...«Er hustete und blickte in die Runde, dann fuhr er mit der Geschichte fort, die er vor zehn Jahren von seinem Großvater gehört hatte. »Er ... äh, Roderick Matheson, war ein junger Mann und unternahm seine erste Reise nach Edinburgh. Während er sich in dieser Stadt aufhielt, gab es dort eine Demonstra... äh, einen Aufstand, eine Art Rebellion. Einige Covenanter, die 1660 nach der Restauration ihre Macht weit gehend verloren hatten, protestierten gegen die Wiedereinführung der Episkopalkirche. Roderick in seiner jugendlichen Neugier wollte herausfinden, was die Menschenmengen zu bedeuten hatten. Irgendwie wurde er in einen Kampf verwickelt, den sein Gegner nicht überlebte. Roderick wurde verhaftet, ins Gefängnis geworfen und später wegen Mordes verurteilt. Man verbannte ihn auf Lebenszeit nach Virginia, wo er sieben Jahre Frondienst auf einer Plantage zu leisten hatte. In den Kolonien lernte er seine zukünftige Frau kennen, und nachdem er seine sieben Jahre abgearbeitet hatte, erwarb er ein Stück Land und ließ sich mit seiner Frau dort nieder.«
    »Und warum hat er nie geschrieben, wenn er noch am Leben war?« Iain schien es als persönliche Beleidigung aufzufassen, dass Roderick

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