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Vogelwild

Vogelwild

Titel: Vogelwild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Auer
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fesseln. Er sagte, das wäre sicherlich im
Sinne von Professor Heine. Es ist uns nie um unsere eigene Bereicherung
gegangen. Wir hatten einen Auftrag zu erfüllen, eine Mission.«
    »Und die Bibel auf dem Nachttisch von Frau Messmer,
die war dann wohl auch von Ihnen, als kleiner Hinweis sozusagen?«
    »Nein, die Bibel lag schon da. Die Frau war
anscheinend schon irgendwie fromm. Aber wir waren es, die die Seite mit der
Genesis aufgeschlagen haben, die Schöpfungsgeschichte. Das musste einfach sein.
Genesis 1/20, die Stelle, an der die Vögel erschaffen werden.«
    »Das war dann, nachdem Sie Frau Messmer ertränkt hatten?«
    »Natürlich. Anschließend hatten wir ja alle Zeit der
Welt. Die Alte hatte Markus zuvor noch angefleht, sie würde auch niemandem
etwas erzählen, wenn wir sie verschonen würden, und sie hat ihm auch sofort
gesagt, wo sie den Archaeopteryx versteckt hat, nämlich unterm Bett, aber
geholfen hat es ihr nicht. Markus hat nur gelacht und gesagt, unterm Bett wäre
sowieso der erste Ort gewesen, an dem er gesucht hätte. Und dann hat er sie in
die Grube gestoßen.«
    »Und Sie standen dabei und haben zugeschaut«, vervollständigte
Morgenstern voller Verachtung die Schilderung.
    Bernhard Graupner ließ den Kopf auf seine Brust sinken
und schwieg, woraufhin Morgenstern, nun wieder mit lauter, drohender Stimme,
sagte: »Ich gehe mal davon aus, dass wir von Herrn Däumling exakt dieselbe
Version der Geschichte in Mörnsheim erhalten werden, nur mit vertauschten
Rollen. Das kennen wir schon. Aber wir werden die Verantwortlichkeiten schon
noch klären, das verspreche ich Ihnen. Und das gilt auch für den Fall Önemir.
In der Untersuchungshaft werden Sie viel Zeit zum Überlegen haben: Vielleicht
fällt Ihnen dann ja doch noch etwas anderes dazu ein.« Morgenstern kniff kurz
die Augen zusammen und legte dann so viel Zynismus wie möglich in seine Stimme:
»Habe ich Ihnen eigentlich schon gesagt, dass ein verdächtiger Mountainbiker
kurz nach dem Tod von Mustafa Önemir oben in den Wintershofer Steinbrüchen
gesehen worden ist? Vielleicht hilft diese Information Ihrem Gedächtnis ja auf
die Sprünge?« Und damit hatte sich Morgenstern verabschiedet.
    »Jedenfalls
bekommt jetzt die gute Frau Schredl wenigstens ihren Urvogel zurück«, stellte
Morgenstern fest, als er mit Hecht noch kurz in seinem Büro zusammensaß. »Gut,
dass wir das Polaroidfoto hatten, sonst hätten wir vielleicht bei der
Identifikation noch Probleme bekommen. Die Erben von Carola Messmer, weit
entfernte Verwandte, wären an dem einzig überlebenden Vogel bestimmt ebenfalls
interessiert. Wo ist der Archaeopteryx denn momentan?«
    »Der von Frau Messmer liegt auf einem Schotterhaufen
bei Erkertshofen – wahrscheinlich in dieser Körnung«, sagte Hecht trocken und
zeigte zur Erläuterung den Nagel seines kleinen Fingers der rechten Hand. »Der
wird in absehbarer Zeit für den Bau von Feldwegen verwendet. Ist doch auch eine
ehrenvolle Aufgabe. Das wird dann der wertvollste Feldweg Bayerns.«
    »Witzbold!«, sage Morgenstern, war aber mehr als froh,
dass nach den schockierenden Ereignissen des Nachmittags bereits wieder erste
Anzeichen von Normalität zu erkennen waren. »Ich meine natürlich den anderen
Archaeopteryx.«
    »Den hat Schneidt in den Tresor der Asservatenkammer
sperren lassen. Ist aber auch angebracht bei einem Wert von mindestens einer
halben Million Euro.«
    »Da wird Frau Schredl bestimmt Freudensprünge machen,
wenn sie davon erfährt. Das ist ihr ganz persönlicher Sechser im Lotto.« Und
etwas ernster fügte Morgenstern hinzu: »Ich gönne es ihr wirklich. Neulich hat
sie mir erzählt, dass es in ihrer Firma grad nicht so toll läuft. Sie tut zwar
dabei immer noch recht optimistisch, aber mir scheint, dass der Laden von
seiner Substanz zehrt.«
    »Und wer soll sie anrufen?«, fragte Hecht. »Wer spielt
den Mann mit dem Geldkoffer? Du weißt schon, der vom Lottoblock, der an der
Haustür klingelt?« Hecht drückte mit dem Zeigefinger der rechten Hand auf eine
imaginäre Türklingel: »Dingdong!«
    »Das machen wir zusammen«, entschied Morgenstern. »Ist
doch schön, wenn man in unserem Job auch mal gute Neuigkeiten zu verkünden hat.
Aber das hat auch noch Zeit bis morgen. Ich rufe in der Firma an, mache für
morgen früh einen Termin bei Frau Schredl aus, und du holst mich mit dem
Dienstwagen bei mir daheim ab. Ich finde, wir sind schon viel zu viel mit
meiner alten Privatkiste rumgegurkt.«
    »Ist mir nur recht«,

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