Vogelwild
interessant.«
»Sie haben sich also um Kopf und Kragen gequatscht.«
Morgenstern wiegte nachdenklich den Kopf hin und her. »Was mir aber noch nicht
klar ist: Was wollten diese Leute mit einem Archaeopteryx anfangen? Aber das
kriegen wir auch noch raus. Haben Sie zufällig eine Ahnung, welche Fächer die
studiert haben? Irgendwo müssen wir schließlich anfangen zu suchen.«
»Doch, doch, das haben sie mir gesagt.« Akatoblu
nickte. »Sie wollten mich auch in eine Diskussion über den Islam verwickeln,
aber dafür bin ich ganz bestimmt nicht der richtige Mann. Ich habe ihnen
geraten, besser am Freitag in unsere Moschee zu unserem Vorbeter zu gehen. Und
als ich gefragt habe, warum sie das alles so interessiert, haben sie mir
erzählt, dass sie irgendwie christliche Religion studieren oder so etwas.«
»Theologie, katholische Theologie?«, fragte Hecht
überrascht.
»Ja, kann sein, dass das so hieß, das hat mich aber
nicht so interessiert.«
»Aber für uns ist das wichtig«, insistierte
Morgenstern. »Damit sind wir ein gutes Stück weiter. Und Sie, Herr Akatoblu,
geben uns jetzt auch noch Ihre Handynummer, unter der Sie bitte rund um die Uhr
für uns erreichbar sind. Dann können Sie wieder zurück nach München fahren.
Aber verhalten Sie sich ruhig. Ist zu Ihrer eigenen Sicherheit. Wir melden uns,
wenn wir Sie wieder brauchen.« Morgenstern lächelte: »Aber die Kiste Äpfel
lassen Sie uns da. Die ist hiermit als Beweismittel konfisziert.«
***
»Und, wie geht es jetzt weiter?«, erkundigte
sich Hecht, nachdem sich Ali Akatoblu verunsichert auf den Weg nach München
gemacht hatte.
»Wir gehen jetzt zur Eichstätter Uni und sehen nach,
ob wir die beiden dort finden.«
»Spinnst du? Hast du eine Ahnung, wie groß das da ist?
Die Uni hat viertausend Studenten«, empörte sich Hecht. »Da können wir genauso
gut die Nadel im Heuhaufen suchen.«
»Locker bleiben, Spargel«, erwiderte Morgenstern
ruhig. »In Eichstätt ist alles klein. Außerdem können wir davon ausgehen, dass
die beiden keine Studienanfänger mehr sind. Vierundzwanzig oder fünfundzwanzig,
das schränkt die Verdächtigen ein.«
»Aber wir wissen doch überhaupt nichts von den Typen,
nach denen wir suchen. Wir haben bloß eine Beschreibung, die uns die Aurich
gegeben hat, und die reicht uns nie und nimmer.«
»Stimmt, und deshalb gibt es nur eine Lösung: Weil
Frau Aurich die Einzige ist, die die beiden Studenten eindeutig identifizieren
kann, muss sie dabei sein, wenn wir die zwei suchen.« Morgenstern blickte auf
seine Uhr: »Schon neun – das passt doch. Wir rufen jetzt Rosa Aurich an,
sammeln sie in der Eichendorffstraße auf und fahren dann mit ihr zusammen an
die Uni.«
»Du bist doch von allen guten Geistern verlassen«,
protestierte Hecht, konnte aber auch keine bessere Idee präsentieren. »Aber
mach ihr wenigstens klar, dass sie keine Kittelschürze tragen darf.«
Während Morgenstern Frau Aurich in der Leitung hatte,
rief Hecht sofort bei der Pressestelle der Universität an, erkundigte sich nach
den heutigen theologischen Vorlesungen und erhielt die erfreuliche Auskunft,
dass eine zentrale Veranstaltung für Theologiestudenten in circa einer Stunde,
um Viertel nach zehn, im großen Hörsaal mit der Nummer 201 im
Universitätszentralgebäude an der Ostenstraße beginnen würde.
»›Schöpfungslehre gemäß Studienordnung für den
Diplomstudiengang Theologie sowie vertiefte Kenntnisse gemäß LPO I für Lehramt
an Gymnasien‹«, zitierte der Pressesprecher aus dem Vorlesungsverzeichnis. »Das
ist eine Pflichtveranstaltung, die in den vergangenen Semestern nicht angeboten
wurde. Da müssen alle hin, die irgendetwas mit Theologie zu tun haben, deshalb
findet sie auch im großen Hörsaal statt. Zusätzlich dazu gibt es auch noch die
Übung ›Lektüre zur Schöpfungslehre‹ und das vertiefende Hauptseminar
›Ausgewählte Fragen zur Schöpfungslehre‹.«
»Können Sie uns dazu einen Ansprechpartner nennen?«,
erkundigte sich Hecht.
»Alle drei Veranstaltungen werden von unserem
Professor für Dogmatik betreut, das ist Professor Dr. Joachim Heine.«
»Professor
Heine – siehst du, ich habe dir doch gesagt, dass Eichstätt klein ist«,
triumphierte Morgenstern nach dem Telefonat. »Das ist unser Mann aus dem
Wintershofer Hexenhaus. Der mit den gefüllten Paprikaschoten.«
»Dem Tüchtigen hilft das Glück«, freute sich nun auch
Hecht und ging zu seinem Privatauto, einem dunkelblauen Renault 5, um
damit Morgensterns
Weitere Kostenlose Bücher