Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)
betrat die Hütte, ohne sich ein einziges Mal umzusehen, und schloss die schief hängende Tür hinter sich. Bis auf den Asiaten war die Hütte leer! Er schob einige alte Teppiche zur Seite und klopfte mit der Faust auf den Boden – dreimal – hielt inne – klopfte weitere dreimal – hielt wieder inne – und klopfte noch dreimal.
Sein Streichholz war erloschen, aber im Boden der Hütte war plötzlich ein schmaler Balken aus Licht zu erkennen, der sich vergrößerte, als die Klappe einer Falltür aufgestoßen wurde und das brutale Gesicht eines weiteren Asiaten in der Öffnung erschien. Keiner der beiden sagte etwas; der Türwächter nickte lediglich und verschwand wieder nach unten, woraufhin der andere ihm in die Luke nachkletterte. In diesem Augenblick waren seine Gesichtszüge deutlich zu sehen und ich erkannte ihn – er war ein berüchtigter Flusspirat, der seit Langem wegen Raubs und Mordes gesucht wurde. Er verschwand, und die Falltür fiel wieder zu. Ich begann, die Verbindung zu verstehen. Ganz offensichtlich führte diese Geheimtür zu einem Tunnel, der die Hütte mit dem Dragon House verband. Der Gong diente dazu, die Ankunft jener Besucher anzukündigen, die das Haus auf diesem Weg betraten. Ich war fest entschlossen, herauszufinden, weshalb.
Schnell und heimlich betrat ich die Hütte, suchte in der Dunkelheit mit den Händen nach der Falltür und klopfte genauso, wie der Chinese es getan hatte. Fast im selben Moment öffnete sich die Klappe und ich versteckte mich hastig dahinter. Wieder erschien die Verbrechervisage, und der Asiat blickte sich mit funkelnden Augen hektisch um, sah jedoch nicht, dass ich direkt hinter seinem Kopf kauerte. Er kletterte halb aus der Öffnung, und bevor er sich umdrehen und mich sehen konnte, packte ich seinen Hals mit so festem Griff, dass der Schrei in seiner Kehle erstarb, und dann schlug ich ihm mit der rechten Faust hinters Ohr. Er sackte sofort bewusstlos zusammen.
Ich zog ihn aus der Öffnung und fesselte und knebelte ihn mit Stoffstreifen, die ich aus seinen Gewändern riss. Dann zog ich ihn in eine dunkle Ecke der Hütte und versteckte ihn unter einigen dreckigen Teppichen, die auf dem Boden lagen. Die Hütte war durch den Schein aus der offenen Luke schwach erleuchtet. Ich zog meine Pistole, eine .45-er Automatik, stieg vorsichtig in die Öffnung hinab und schloss die Geheimtür hinter mir. Ich hatte keine Ahnung, wohin ich gehen oder was ich dort tun sollte, aber ich wusste, dass der Weg der Vergeltung mich irgendwie zu Yotai Yun führen würde, und ich hatte geschworen, diesen Weg zu gehen – bis zum bitteren Ende.
Eine Steintreppe führte zu einem schmalen Tunnel mit steinernen Wänden, der, soweit ich sehen konnte, geradewegs zum Dragon House führte. Dank der Laternen, die in regelmäßigen Abständen an der Wand hingen, war er einigermaßen ausgeleuchtet, und ich folgte ihm rasch, aber vorsichtig mit schussbereiter Waffe. Mir begegnete jedoch niemand, und nach einer Weile befand ich mich, wie ich annahm, direkt unter dem großen Haus. Bald darauf endete der Tunnel an einer stabilen Holztür. Vorsichtig drückte ich mit angespannten Nerven die Klinke, ohne zu wissen, was mich dahinter erwartete. Die Tür gab nach und öffnete sich in eine kleine Kammer, deren Fußboden, Wände und Decke aus nacktem Stein waren. In der Kammer standen ein einfacher Tisch und ein paar Stühle in europäischem Stil, aber das Zimmer war menschenleer.
Ich trat ein und schloss die Tür hinter mir. Am anderen Ende des Raumes sah ich eine Steintreppe, die nach oben führte. Am Fuß der Treppe befand sich eine kleine Tür. Ich hatte bereits einige Stufen hinter mir gelassen, als ich über mir das Gemurmel mehrerer Stimmen hörte und sich die Falltür über der Treppe öffnete. Ich sprang hastig von den Stufen und rüttelte an der kleinen Tür. Sie ließ sich öffnen und ich trat hinein, keine Sekunde zu früh. Jemand kam die Treppe herunter und ich hörte die abgehackt klingenden Laute einer asiatischen Unterhaltung.
Ich hatte keine Ahnung, wo ich mich befand, denn in meinem Versteck war es so dunkel wie im Bauch einer Katze. Während ich das Dunkel abtastete und jeden Moment damit rechnete, in eine Grube zu fallen oder ein Messer in den Rücken zu bekommen, fragte ich mich, was Eric Brand wohl sagen würde, wenn man meine Leiche morgen im Jangtse treibend fände. Er hatte Bill Lannons Ende vorhergesehen und ihn auf seine typisch zynische Art gewarnt, sich nicht in
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