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Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Titel: Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
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Mädchen hoch und drückte ihren schlaffen Körper an mich, und Bozo zuckte zusammen und knurrte, als er die vom Mondlicht erhellten Stufen hinaufsah. Eine schwarz glänzende Welle kroch schwerfällig die Treppe hinunter.
    Ich rannte los, als fliehe ich aus der Hölle, doch in dem alten Vorratsraum hielt ich kurz inne, um hastig mit einer Hand über den Tisch zu streichen, auf dem ich zuvor die Kerzen gefunden hatte. Auf dem Tisch lagen mehrere abgebrannte Streichhölzer, aber dazwischen fand ich ein unbenutztes. Schnell zündete ich es an und warf es brennend in einen staubigen Papierhaufen neben der Wand. Das Holz war alt und trocken; es ging rasch in Flammen auf und brannte lichterloh.
    Als ich gemeinsam mit Marjory und Bozo ins Feuer starrte, wusste ich etwas, das die aus dem Schlaf gerissenen Bürger der Stadt nicht einmal ahnten: Das Grauen, das über die Stadt und das umliegende Land hereingebrochen war, verschwand in diesen Flammen, und wie ich inständig hoffte – für immer.

Der Schwarze Bär schlägt zu
    Die Nacht hing unheilschwanger wie eine dunkle Bedrohung über dem Fluss. Ich kauerte zwischen den spärlichen Büschen, und die klamme Kälte ließ mich erzittern. Irgendwo in dem großen dunklen Haus vor mir ertönte ein leiser Gongschlag – einmal. Seit ich in meinem Versteck saß, war der Gong bereits achtmal erklungen. Ich zählte die Töne mechanisch und beobachtete den schwarzen Klotz mit finsterem Blick. Dies war ein Haus der Geheimnisse – das Haus des geheimnisvollen Yotai Yun, eines chinesischen Handelsherren – und welch zwielichtige Geschäfte in seinem Inneren abgeschlossen wurden, hatte kein Weißer je erfahren. Bill Lannon wollte es herausfinden – ein ehemaliger Geheimdienstmitarbeiter des Britischen Empires, der leicht in alte Gewohnheiten zurückfiel. Auf eigene Faust stellte er geheime Ermittlungen an – er machte mir gegenüber vage Andeutungen, dass in Yotai Yuns Haus finstere Geheimnisse verborgen lägen – und erzählte mir und Eric Brand von mysteriösen Versammlungen, unglaublichen Verschwörungen und einem schrecklichen Vermummten Mönch, der irgendeinen schwarzen Kult anführte, der ein neues Weltreich versprach.
    Eric Brand, ein schlanker Abenteurer mit verwegenem Blick, lachte Lannon nur aus – ich jedoch nicht. Ich wusste, dass der alte Knabe wie ein Jagdhund etwas Finsterem, Geheimnisvollem auf der Spur war. Eines Abends, wir saßen im European Club-Room und tranken Whiskey Soda, erzählte er uns, er habe vor, sich noch in dieser Nacht in Yotai Yuns Haus zu schleichen, um herauszufinden, was dort vor sich ging. Man fand seine Leiche am nächsten Morgen – er trieb schlaff in den schmutzig-gelben Wassern des Jangtse, und ein dünner Dolch steckte bis zum Griff zwischen seinen Schulterblättern.
    Bill Lannon war mein Freund gewesen. Deshalb kauerte ich nun auch nach Mitternacht im dünnen Gestrüpp und beobachtete Yotai Yuns Haus, das etwas außerhalb der heruntergekommenen Vororte von Hankow in den Himmel ragte. Ich fragte mich, worauf Bill Lannon wohl gestoßen war, bevor sie ihn erstochen und den Fischen zum Fraß vorgeworfen hatten – wurde in diesem düsteren Haus Piraterie, Schmuggel oder ein Regierungsumsturz geplant? Yotai Yun trieb zwielichtigen Handel und schloss krumme Geschäfte auf dem Fluss ab, das war allgemein bekannt – aber niemand hatte ihm je etwas nachweisen können.
    Plötzlich tauchte schlurfend eine große Gestalt aus dem Nebel auf – ein Asiat, augenscheinlich ein Einheimischer, der in formlose Gewänder gehüllt war. Er bewegte sich auf eine armselige Fischerhütte zu, die scheinbar verlassen am Flussufer stand, vielleicht fünfzig Meter von der Mauer entfernt, die das große Dragon House umgab. Ich wurde plötzlich stocksteif. Ein- oder zweimal hatte ich mir eingebildet, einen Lichtschein in der Hütte zu sehen, obwohl sie dem äußeren Anschein nach völlig leer stand. Aber jedes Mal, wenn ein Einheimischer in der Hütte verschwand, ertönte kurz darauf von irgendwo im Dragon House ein Gongschlag. Acht Männer waren bislang in die Hütte gegangen – achtmal war der Gong im Haus ertönt. Worin bestand die Verbindung zwischen dieser schäbigen, baufälligen Fischerhütte und dem palastartigen Anwesen von Yotai Yun?
    Der Einheimische näherte sich der brüchigen Tür, und ich erhob mich aus meinem Versteck und folgte ihm wagemutig mit schnellen Schritten. Hätte er sich umgedreht, hätte er mich unmöglich übersehen können. Aber er

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