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Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Titel: Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
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bestehen schienen, wurde mein Schrecken noch größer. An seinem vortretenden, missgebildeten Kopf war nichts Menschliches – und so wahr mir Gott helfe, es war auch nichts Bestialisches an ihm, denn das Bestialische kann der Mensch begreifen. Um meinen gesunden Verstand zu wahren, wandte ich den Blick von dem grausamen Kopf ab, doch mein Blick fiel auf ein anderes, schreckliches Bild, dessen ungeheure Grausamkeit sich sofort in mein Gehirn brannte: Neben den riesigen Hufen lagen die von Reißzähnen abgetrennten Körperteile eines Menschen. Der Kopf wurde von einem Mondstrahl beleuchtet – aus den glasigen, toten Augen sprach unfassbares Grauen. Es war der Kopf von John Stark.
    Furcht kann so immense Ausmaße annehmen, dass sie sich in sich selbst verliert. Als ich wie angewurzelt dort stand und mein grauenhafter Feind durch all die verstreuten Überreste auf mich zustampfte, wurde meine Angst von einem roten Feuersturm wahnsinniger Rage hinweggefegt. Mit schwingendem Schwert trat ich dem Ungeheuer entgegen – die pfeifende Klinge trennte die Hälfte seiner Fangarme ab, die sich nun wie Schlangen auf dem Boden wanden.
    Mit einem abscheulich schrillen Kreischen bäumte sich das Monster hoch über meinem Kopf auf, und seine fürchterlichen Hufe krachten mit einem schrecklichen Donnern zu Boden. Durch dieses mächtige Stampfen knickten meine ausgestreckten Arme wie Streichhölzer ein und ich fiel zu Boden. In einem grauenhaften Totentanz stürzte das Ungeheuer mit einem markerschütternden Triumphgeheul schwerfällig auf mich zu. Das gesamte Gebäude ächzte und schwankte.
    Irgendwie gelang es mir, zur Seite zu rollen und den tödlichen Hufen zu entkommen, die mich sonst zu rotem Brei zerquetscht hätten. Ich kam wieder auf die Beine, und in mir setzte sich ein Gedanke fest: Mein Gegner mochte zwar aus gestaltloser Leere zu fester Masse erwachsen sein, doch offensichtlich konnte man ihn mit herkömmlichen Waffen verletzen. Mit meiner unverletzten Hand ergriff ich das Schwert, das vor uralten Zeiten ein heiliger Mann für den Kampf gegen die Mächte der Finsternis gesegnet hatte, und eine blutrote Welle der Angriffslust schwappte über mich hinweg.
    Die Bestie drehte sich unbeholfen zu mir um, und mit einem wortlosen Kampfschrei stürzte ich mich mit voller Körperkraft auf sie. Ich wirbelte das große Schwert wild durch die Luft. Die Klinge schlug geradewegs durch die breiige, weiche Masse, sodass der widerliche Oberkörper zur einen Seite fiel, die riesigen Beine zur anderen.
    Doch die Kreatur war noch nicht tot – sie schlängelte mit ihren Tentakeln auf mich zu, erhob ihren grauenhaften Kopf, ihre Augen funkelten angstvoll, und mit ihrer gespaltenen Zunge bespuckte sie mich mit Gift. Ich schwang mein Schwert und schlug immer wieder zu, bis ich das Scheusal in kleine Teile zerlegt hatte, die jedes für sich über den Boden schlängelten, als sei ihnen ein eigenes Leben gegeben. Erst als ich den Kopf in Stücke geschlagen hatte, sah ich, wie sich die Form und Beschaffenheit der verstreuten Einzelteile veränderte. Im Körper des Biestes schien es keinen einzigen Knochen zu geben. Abgesehen von den riesigen festen Hufen und den krokodilartigen Reißzähnen, war alles an ihm widerlich schlaff und matschig, wie bei einer Kröte oder einer Spinne.
    Nun sah ich, wie die einzelnen Fragmente zu einer schwarzen, stinkenden, zähflüssigen Masse verschmolzen, die über die menschlichen Überreste floss, die einst John Stark gewesen waren. In diesen schwarzen Wogen zerfielen die Körper- und Knochenteile immer mehr und lösten sich schließlich völlig auf, wie Salz sich in Wasser auflöst, erblassten, verschwanden letztlich ganz und wurden eins mit dem entsetzlichen schwarzen Strudel, der in der Mitte des Raumes wirbelte, wobei sie in unzähligen Lichtfacetten und -strahlen erleuchteten – wie die Augen von Millionen riesiger Spinnen. Ich drehte mich um und rannte nach unten.
    Am Fuß der Treppe stolperte ich über einen weichen Haufen, und ein vertrautes Weinen holte mich aus dem Labyrinth unbegreiflicher Schrecken zurück, in das ich gefallen war. Marjory hatte nicht auf mich gehört – sie war zu diesem Schreckenshaus zurückgekehrt. In tiefer Ohnmacht lag sie vor mir, und der treue Bozo wachte über sie. Ich habe keinen Zweifel daran, dass er, hätte ich den grausamen Kampf verloren und wäre das Ungeheuer die Treppe hinuntergewankt, sein Leben gegeben hätte, um sein Frauchen zu retten. Mit einem Seufzer hob ich das

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