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Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Titel: Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
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nach Hause, auf dem Ihr gekommen seid. Man wird später erneut nach Euch schicken.«
    Mir wurde eiskalt, wusste ich doch nur zu gut, wer dieser Spion war!
    Die Asiaten erhoben sich eilig und verließen ohne viel Aufhebens das Zimmer. Nach erstaunlich kurzer Zeit war der Raum bis auf Yotai Yun, den Lama, der auf seinem Stuhl wie ein schwarzes Gemälde wirkte, und die beiden Diener, die zitternd vor ihm standen, leer. Zu ihnen sprach nun Yotai Yun: »Du!«, wandte er sich an den ersten. »Trommle die Diener zusammen und durchsucht das Haus. Finde diesen Spion, wenn dir dein Leben lieb ist!« Der Diener verbeugte sich tief und verließ das Zimmer
    Yotai Yun wandte sich dem Wächter der Falltür zu: »Du«, sagte er mit schrecklich giftiger Stimme, »hast mich tief enttäuscht. Dich habe ich für diese schwere Aufgabe ausgewählt, weil du in der Vergangenheit Mut und Intelligenz bewiesen hast. Hiermit verbanne ich dich!«
    Der unglückliche Diener zitterte wie ein Blatt im Wind.
    »Aber, Meister, ich habe Euch noch niemals zuvor enttäuscht …«
    »Eine Enttäuschung ist eine zu viel, du Hund«, sagte Yotai Yun mit tonloser Stimme. »Ich entlasse dich aus meinen Diensten!«
    Blitzschnell zog er einen Revolver unter seinem Gewand hervor und feuerte aus kürzester Entfernung. Der Diener fiel stumm zu Boden, Blut tropfte von seiner Schläfe. Yotai Yun klatschte in die Hände, und zwei große Kulis erschienen. Eine Geste ihres Meisters genügte, und sie hoben die Leiche vom Boden auf und trugen sie schwerfällig aus dem Raum.
    Der Lama, der das Geschehen regungslos verfolgt und nicht das geringste Interesse gezeigt hatte, sagte nun etwas zu Yotai Yun, woraufhin beide das Zimmer durch einen hinter einem Vorhang verborgenen Durchgang verließen. Da ich annahm, dass sie sich in ein Nachbarzimmer zurückziehen wollten, folgte ich dem Gang eilig, bis ich das nächste Guckloch fand. Ich blickte hindurch in ein weiteres Zimmer. Und in der Tat – dort saßen Yotai Yun und der Schwarze Lama wie weiße Männer an einem edlen Lacktisch und tranken Reiswein aus bernsteinfarbenen Gläsern, die so filigran gearbeitet waren wie Eierschalen. Ich konnte das Gesicht des Lamas nicht erkennen – er hob die Maske gerade weit genug an, um das Glas an seine Lippen führen zu können. Sie unterhielten sich sehr leise, und ich presste mich ganz nah an die Wand und spitzte die Ohren. Mir war bewusst, dass Yotai Yuns Diener auf leisen Pantoffelsohlen mit Messern in den Händen und Mordlust im Herzen durch sämtliche Zimmer und Flure des Hauses schlichen, aber dieser Teil des Hauses schien mir ebenso sicher zu sein wie jeder andere, und so blieb ich, wo ich war, um zu lauschen.
    »Das war eine gute Rede, mein Freund«, sagte Yotai Yun. »Deine Zunge macht die Männer trunken und versetzt sie in Ekstase. Du hast mich beinahe überzeugt, dass dein wahnsinniger Plan erfolgreich sein kann.«
    »Ich weiß, dass er erfolgreich sein wird«, erwiderte der Lama, und plötzlich überkam mich ein vages Gefühl der Vertrautheit, das mich erzittern ließ – ich hatte diese Stimme schon einmal irgendwo gehört – aber wo?
    »Wir werden Erfolg haben«, fuhr der maskierte Mönch fort, »weil die Menschen feist und ruhelos sind – und reif für eine Revolte. Aber wir müssen vorsichtig vorgehen. Zeit – wir werden Zeit brauchen. Die Männer, die heute Abend hier waren, repräsentieren die Massen, die relativ ahnungslos, aber voller Erwartungen sind. Jeder dieser Männer kann die Botschaft des Aufruhrs verbreiten – jeder ist ein Sprachrohr der Revolte. Wir müssen wachsam sein. Wenn irgendetwas Unvorhergesehenes passiert – lass nur einen der Anführer den Glauben in uns verlieren oder einen von uns sein Leben –, und die Revolte stirbt, bevor sie überhaupt geboren ist.«
    »Aber wir dürfen nicht zu lange warten«, grummelte Yotai Yun. »Die Schlingen der Regierung ziehen sich immer enger um mich – ich spüre sie, auch wenn ich sie nicht sehen kann. In den Behörden gibt es zu viele Spione – meine Geschäfte haben sich zu weit ausgedehnt, als dass ich sie noch völlig versteckt halten könnte. Ich wage nicht, mich aus dem Staub zu machen, wie die Amerikaner sagen, denn ich könnte Hankow nicht verlassen, ohne gestellt, verhaftet und auf Verdacht festgehalten zu werden. Sie wissen ohnehin schon zu viel über meine Schmuggel- und Waffengeschäfte – ein Fluchtversuch würde ihre Vermutungen nur bestätigen. Sonst hättest du mich niemals so leicht

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