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Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Titel: Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
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Lippen kamen. Er predigte von Revolution, Plünderungen und Krieg! Tod allen ausländischen Teufeln und allen Asiaten, die sich ihnen in den Weg stellten!
    Er war der Prophet einer uralten Religion des Bösen oder eines schrecklichen Kultes, der den Teufel anbetet und dessen bloße Existenz sich die meisten Weißen nicht einmal in ihren Träumen vorzustellen vermögen. Dieser Kult war uralt, so alt wie das Böse selbst, und hatte eine sehr lange Zeit in den finsteren schwarzen Bergen des Ostens überdauert. Dschingis Khan kniete einst vor seinen Priestern, ebenso wie Tamerlan und, Jahrhunderte vor ihm, Attila. Nun erwachte der grauenhafte Kult, der für viele Tausend Jahre in der Ödnis der Mongolei geschlummert hatte, aus seinem Schlaf, schüttelte seine schreckliche Mähne und suchte nach Opfern – er streckte seine fürchterlichen Fangarme geradewegs nach dem Herzen Chinas aus.
    Den Anhängern des Kultes fiel die Aufgabe zu, so der Vermummte Lama, den Weg für das neue Weltreich zu ebnen. Lasst sie die falschen Lehren von Konfuzius und Buddha vergessen und auch die Götter Tibets und Lhasas, die es zuließen, dass ihr Volk unter der Knechtschaft der weißen Teufel endete. Lasst sie unter der Führung des Propheten, den die Großen Alten zu ihnen sandten, wieder auferstehen, und der große Cthulhu wird sie allesamt zum Sieg führen. Wie Dschingis Khan die Welt mit Pferdehufen niedertrampelte, würden sie die weißen Teufel niedertrampeln und ein neues Weltreich in Asien errichten, das eine Million Jahre Bestand haben würde.
    Seine Stimme erhob sich zu einem blutrünstigen Schreien – Mord, Plünderungen, Tod, Hass, Raub und Blutvergießen! Er riss seine Zuhörer im Strom seines eigenen Wahnsinns mit, und sie sprangen auf und heulten wie wild gewordene Hunde. Dann änderte sich seine Stimmung schlagartig und geschickt und gerissen wählte er seine Worte. Er erklärte, die Zeit sei noch nicht reif, es gebe noch viel zu tun; man müsse noch weitere Anhänger gewinnen, der Samen der Revolution müsse noch weiter gestreut werden, die geheime Arbeit fortgesetzt. Der rote Wahnsinn verschwand aus den Augen seiner Zuhörer, und die Ideen, die er eben ausgesprochen hatte, setzten sich in ihren Köpfen fest – sie mussten geschickt vorgehen, mit der Geduld eines jagenden Wolfes und mit grimmiger Arglist.
    Ich folgte dem Geschehen mit Entsetzen und mir wurde bewusst, welches Ausmaß dieser Irrsinn annehmen konnte. China ist seit jeher ein Pulverfass, das nur auf ein brennendes Streichholz wartet. Dieser unbekannte Priester hatte Macht, Überzeugungskraft, Persönlichkeit. Manches asiatische Weltreich war auf weniger aufgebaut worden. Ein Gefühl der Schwäche überkam mich, als ich mir die blutroten Veränderungen vorstellte, die ein plötzlicher, entschlossener Aufstand für ein ruhiges, ahnungsloses, friedliches China bedeuten würde. In den Straßen würde Blut fließen – ein plötzlicher, unerwarteter, heftiger Angriff würde die Regierungstruppen vernichten. Horden von unzufriedenen Bürgern und Gaunern würden sich den Revolutionären anschließen. Sämtliche Ausländer würden abgeschlachtet werden.
    Ihre Rebellion würde, natürlich, fehlschlagen. Die Nationen der Welt würden ihre Armeen entsenden, um ihre Bürger zu beschützen und ihre Interessen zu verteidigen. Man würde die Revolte auf einem blutigen Schlachtfeld niederschlagen, und Yotai Yun und der Schwarze Mönch würden ihre Köpfe auf dem Peking-Turm verlieren. Aber vorher würden unzählige Menschen sterben, Chinesen und Weiße. Beim Gedanken an so viel Tod und Zerstörung wurde mir übel.
    Plötzlich stürzte ein weiterer Einheimischer ins Zimmer. Seine Augen funkelten – es war offensichtlich der Mann, den ich gehört hatte, als er vom Haus in den Tunnel hinabstieg. Hinter ihm folgte der Asiate, der die Falltür in der Hütte bewacht hatte – sein Gesicht war vor Wut und Angst verzerrt. Sie sprachen aufgeregt mit Yotai Yun, in dessen Augen ein unheimlicher Glanz aufflackerte, der den Türwächter erblassen ließ. Der Handelsherr zeigte jedoch keinerlei Anzeichen der Bestürzung. Er richtete ein paar kurze Worte an den Lama, der daraufhin nickte und sich setzte.
    Dann erhob sich Yotai Yun und sagte ruhig: »Meine Herren und verehrten Freunde! Ein Spion ist ins Haus eingedrungen, wie mir diese Unwürdigen eben mitteilen. Wer er ist, wissen wir nicht, aber seine Zeit wird schon bald abgelaufen sein. Geht nun, ohne Hast, aber zügig, auf demselben Weg

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