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Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Titel: Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
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sein Werk. Der schwarze Mann war bereits tot, sein Kopf halb von seinem Körper getrennt. Dieser überraschende Angriff durch einen Sprung zur Seite, mit dem man lautlos tötete und die Kehle bis zur Wirbelsäule aufschlitzte, war eine der gefährlichsten Kampftechniken der behaarten Männer aus der Berglandschaft über dem Khyber-Pass. Nicht einmal ein Dutzend Weißer hat diesen Stoß je beherrscht. Bristol McGrath war einer von ihnen.
    McGrath drehte sich zu Richard Ballville um. Schaum tropfte auf seine versengte, nackte Brust, und aus seinem Mund rann Blut. McGrath befürchtete, dass man Ballville auf die gleiche Weise verstümmelt hatte, die Achmed sprachlos gemacht hatte, aber es waren nur die Qualen und der Schock, die Ballvilles Zunge hatten verstummen lassen. McGrath durchschnitt die Seile und half ihm vorsichtig auf einen alten, abgewetzten Diwan, der neben ihnen im Raum stand. Ballvilles schlanker, muskulöser Körper zitterte unter McGraths Händen wie straff gespannte Stahlsaiten. Er musste würgen, fand dann aber seine Stimme wieder.
    »Ich wusste, dass du kommen würdest!«, stieß er hervor und wand sich vor Schmerzen, als sein verbranntes Fleisch den Diwan berührte. »Ich habe dich seit Jahren gehasst, aber ich wusste …«
    McGraths Stimme klang so rau wie ein Reibeisen: »Weshalb hast du Constance Brands Namen erwähnt? Sie ist tot.«
    Ein unheimliches Lächeln legte sich auf die dünnen Lippen.
    »Nein, sie ist nicht tot! Aber sie wird es schon bald sein, wenn du dich nicht beeilst. Bitte, gib mir den Branntwein! Dort auf dem Tisch – diese Bestie hat ihn nicht ganz ausgetrunken.«
    McGrath hielt ihm die Flasche an den Mund, und Ballville trank gierig. Er staunte über die eisernen Nerven des Mannes. Dass er Höllenqualen litt, war offensichtlich. Eigentlich sollte er vor Schmerzen schreien und dem Wahnsinn nahe sein. Und dennoch war Ballville bei vollem Verstand und drückte sich klar und deutlich aus, wenn seine Stimme auch nur ein gequältes Krächzen war.
    »Ich habe nicht mehr viel Zeit«, sagte er mit erstickter Stimme, »also unterbrich mich nicht. Spar’ dir deine Verfluchungen für später auf. Wir beide lieben Constance Brand. Aber sie hat immer nur dich geliebt. Vor drei Jahren ist sie verschwunden. Man hat ihre Kleidung am Ufer eines Flusses entdeckt, aber ihre Leiche wurde nie gefunden. Du bist nach Afrika gegangen, um deinen Schmerz zu vergessen; ich habe mich auf das Anwesen meiner Familie zurückgezogen und wurde zum Einsiedler.
    Was du aber nicht wusstest – was niemand auf der Welt wusste – ist, dass Constance mit mir kam! Nein, sie ist nicht ertrunken. Diese List war meine Idee. Seit drei Jahren lebt Constance Brand in diesem Haus!« Er stieß ein grauenhaftes Lachen aus. »Ach, Bristol, sieh mich nicht so entsetzt an. Sie ist nicht aus freien Stücken mit mir gekommen. Dazu hat sie dich zu sehr geliebt. Ich habe sie entführt und gewaltsam hierhergebracht, Bristol!« Seine Stimme glich nun einem wilden Kreischen. »Wenn du mich tötest, wirst du nie erfahren, wo sie ist!«
    Die verkrampften Hände, die sich fest um seine verschnürte Kehle gelegt hatten, entspannten sich langsam, und gleichzeitig verschwand der Wahnsinn aus Bristol McGraths roten Augen. »Sprich weiter«, flüsterte er mit einer Stimme, die er selbst nicht erkannte.
    »Ich konnte nicht anders«, keuchte der sterbende Mann. »Sie ist die einzige Frau, die ich je geliebt habe – oh, hör auf zu spotten, Bristol. Die anderen zählen nicht. Ich habe sie hierhergebracht, denn hier bin ich König. Sie konnte weder fliehen noch eine Nachricht nach draußen senden. Außer den Nachfahren der schwarzen Sklaven, die meiner Familie gehörten, lebt niemand in dieser Gegend. Und mein Wort ist – war – deren einziges Gesetz.
    Ich schwöre, dass ich ihr nichts angetan habe. Ich hielt sie nur hier gefangen und versuchte, sie dazu zu zwingen, mich zu heiraten. Ich wollte sie – aber nur, wenn sie meine Frau würde. Ich war verrückt, aber ich konnte nicht anders. Ich stamme von einer Reihe von Autokraten ab, die sich stets nahmen, was sie wollten und kein anderes Gesetz anerkannten als ihr persönliches Begehren. Du weißt das. Du verstehst es. Du stammst selbst von solchen Menschen ab.
    Verdammt noch mal, Constance hasst mich, falls dir das ein Trost sein sollte. Auch sie ist stark. Ich glaubte, ich könnte ihren Willen brechen. Aber ich schaffte es nicht, zumindest nicht ohne die Peitsche, und ich brachte es nicht

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